Söder gegen Gratistests
Bund soll nicht mehr für Ungeimpfte zahlen
Von Dieter Keller und Agenturen
- Die Forderungen mehren sich, Impfunwillige sollten keine kostenlosen CoronaTests mehr bekommen. Ab Herbst, wenn alle Erwachsenen eine Chance zur Impfung hatten, sollte dieses Angebot des Staates eingestellt werden, sind sich Ärztepräsident Klaus Reinhardt und der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, einig. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) äußerte sich ähnlich, bekam deswegen aber Ärger mit seinem Koalitionspartner, den Freien Wählern (siehe Text rechts).
Derzeit hat jeder noch einen Anspruch auf zwei Gratistests pro Woche, die der Bund bezahlt. Das Testen solle nicht dauerhaft kostenlos sein, insbesondere wenn es für Dinge des täglichen Lebens gebraucht werde, sagte Gassen. Das ist derzeit etwa bei Urlaubsreisen oder Kinobesuchen der Fall. Reinhardt will sowohl Schnell- als auch PCR-Tests nicht mehr kostenlos anbieten. PCR-Tests sind sicherer, aber auch langwieriger und teurer. „Es darf eben am Ende nicht so sein, dass die Gemeinschaft für den Impfunwillen Einzelner aufkommen muss“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Wir müssen das Gesundheitswesen ausreichend finanzieren“, meinte Gassen mit Blick auf seine Klage, dass 20 Euro für die Impfung in einer Arztpraxis zu wenig seien, besonders wenn immer mehr Beratung nötig sei.
Wenn die Mehrheit der Menschen geimpft ist, hält es Gassen nicht mehr für akzeptabel, den Alltag weiter für alle einzuschränken. Eine Herdenimmunität sei durch die Impfungen nicht zu erzielen. Sie könnten Infektionen nicht völlig verhindern, sondern nur vor einem schweren Verlauf und Tod schützen. Für wenig sinnvoll hält er es, auch Kinder und Jugendliche zu impfen. Ihr Risiko einer schweren Erkrankung sei sehr gering, schloss er sich der Empfehlung der Ständigen Impfkommission an.
Unterdessen will der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) die lahmende Impfbereitschaft im Südwesten wieder ankurbeln. Es gebe zurzeit zwar genug Impfstoff, aber zu viele Unentschlossene, schrieb Lucha (Grüne) in der Einladung zu einem digitalen Impfgipfel an diesem Freitag. Lucha will dabei unter anderem mit Vertretern von Kommunen, Ärzte-, Industrie- und Handwerksverbänden diskutieren, wie diese Menschen erreicht werden können. Es sei unter anderem eine landesweite Aktionswoche geplant.