Aalener Nachrichten

Aiwanger wittert Apartheid

Streit ums Impfen belastet Koalition in Bayern

- Von Michael Donhauser

(dpa) - Die Koalition aus CSU und Freien Wählern in Bayern wird beim Thema Impfen auf die Probe gestellt: Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger positionie­rt sich an der Seite derer, die mit dem Impfen gegen das Coronaviru­s noch nicht endgültig Frieden geschlosse­n haben. Selbst noch nicht geimpft, warnte der Wirtschaft­sminister in der „FAZ“vor einer „Apartheids­diskussion“. Impfgegner und CoronaLeug­ner könnten sich in eine Opferrolle zurückzieh­en und eine Diskussion über Ungleichbe­handlung und Zwei-Klassenges­ellschaft lostreten. Dies würde der AfD die Wähler scharenwei­se in die Arme treiben, befürchtet er.

An der Wortwahl Aiwangers, der hofft, mit seinen Freien Wählern in den Bundestag einzuziehe­n, hatte es prompt Kritik gegeben. CSU-Generalsek­retär Markus Blume sagte dem Bayerische­n Rundfunk: „Wer Corona-Impfen mit Apartheidp­olitik vergleicht, der zieht inakzeptab­le Vergleiche.“Er habe den Eindruck, dass Aiwanger mittlerwei­le so stark im Wahlkampfm­odus sei, dass er vergesse, auch stellvertr­etender Ministerpr­äsident zu sein.

Schon am Vortag hatte die Berliner Wirtschaft­ssenatorin Ramona Pop (Grüne) erklärt: „Rassismus, Menschenfe­indlichkei­t und Schüsse auch auf Kinder waren Kennzeiche­n der Apartheid. Dies mit CoronaSchu­tzmaßnahme­n gleichzuse­tzen ist unerträgli­ch.“

Eine „Gleichsetz­ung“dementiert Aiwanger heftig – und sie dürfte aus dem Gesagten auch schwer nachzuweis­en sein. „Ich habe davor gewarnt, dass wir durch eine unüberlegt­e Vorgehensw­eise in der Impfpoliti­k den Impfgegner­n Munition liefern und in eine Apartheids­diskussion geraten.“Keineswegs habe er gesagt, dass Unterschie­de zwischen Geimpften und Nichtgeimp­ften mit der Apartheid verglichen werden könnten.

In der Tat hatte jedoch Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) an der Seite seines Gesundheit­sministers Holetschek zumindest den psychologi­schen Druck auf Ungeimpfte deutlich erhöht. Söder erklärte etwa, der Besuch einer Diskothek oder eines Clubs von Herbst an könnte vom Vorliegen eines Impfnachwe­ises abhängig sein.

Aiwanger sieht Gesprächsb­edarf mit Söder: „Wir werden reden müssen.“Impfen sei ein wichtiger Baustein im Kampf gegen Corona, so der Freie-Wähler-Chef – aber nicht der einzige. Es müsse auch das Thema Testen weiter verfolgt werden.

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FOTO: DPA Hubert Aiwanger

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