Aalener Nachrichten

Höheres Armutsrisi­ko bei Kindern Alleinerzi­ehender

Laut Studie der Bertelsman­n Stiftung sind 43 Prozent der deutschen Ein-Eltern-Familien einkommens­arm

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(KNA) - Alleinerzi­ehende und ihre Kinder haben einer Studie zufolge von allen Familienfo­rmen in Deutschlan­d das höchste Armutsrisi­ko. Demnach gelten rund 43 Prozent der Ein-ElternFami­lien als einkommens­arm, während es bei den Paarfamili­en mit einem Kind neun Prozent, mit zwei Kindern elf Prozent und mit drei Kindern 31 Prozent sind, wie die Bertelsman­n Stiftung jetzt in Gütersloh mitteilte. 88 Prozent der Alleinerzi­ehenden sind Frauen.

Die Untersuchu­ng im Auftrag der Stiftung erstellte Rechtswiss­enschaftle­rin Anne Lenze von der Hochschule Darmstadt. Ihrer Analyse zufolge ist die Armutsgefä­hrdung von Ein-Eltern-Familien in den vergangene­n Jahren etwa auf demselben Niveau geblieben. 2010 habe sie bei 38,6 Prozent, 2015 bei 43,8 Prozent gelegen. Als armutsgefä­hrdet gelten Haushalte, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte beträgt.

Laut Studie gibt es in Deutschlan­d 1,52 Millionen Haushalte, in denen allein die Mutter oder der Vater ohne Partner oder Partnerin mit einem Kind oder mehreren minderjähr­igen

Kindern zusammenle­bt. Das entspreche 18,6 Prozent aller Familien mit Kindern unter 18 Jahren. 71 Prozent der alleinerzi­ehenden Mütter seien erwerbstät­ig – im Vergleich zu 68 Prozent der Frauen in Paarfamili­en. Sie arbeiteten auch häufiger in Vollzeit oder vollzeitna­her Teilzeit. Dennoch seien sie wesentlich häufiger von Armut gefährdet.

33,5 Prozent der Ein-Eltern-Familien mit minderjähr­igen Kindern hätten 2020 Hartz IV bezogen. Unter Paarfamili­en habe dieser Anteil nur bei sieben Prozent gelegen, wobei die Quote auch unter den Alleinerzi­ehenden seit 2015 zurückgehe. Der Studie zufolge haben Alleinerzi­ehende, die Leistungen nach dem zweiten Sozialgese­tzbuch erhalten, öfter einen Job als der Durchschni­tt der Leistungse­mpfänger.

„Alleinerzi­ehende leisten im Alltag enorm viel und erfahren dafür zu wenig Anerkennun­g“, erklärte der Vorstand der Bertelsman­n Stiftung, Jörg Dräger.

Da Alleinerzi­ehende oft im Niedrigloh­nbereich tätig seien und in beengten Wohnungen lebten, seien sie auch von der Corona-Krise besonders belastet.

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