Umweltfreundlicher auf See
EU will große Schiffe in Emissionshandel einbeziehen
- Auch für die Seeschifffahrt dürfte das EU-Klimapaket eine große Bedeutung entwickeln. So hat die Kommission angekündigt, alle großen Fracht- und Personenschiffe ab 5000 BRZ (Bruttoraumzahl) von 2023 an in den Emissionshandel einzubeziehen. Die Kommission legte ihre Konzepte am Mittwoch vor. Bisher handelt es sich allerdings um Vorschläge, die in den kommenden Verhandlungen mit dem EU-Parlament und den Mitgliedsstaaten verändert werden können.
Im EU-Emissionshandel müssen Verursacher von klimaschädlichen Abgasen Verschmutzungszertifikate kaufen und beim Staat abliefern. Steigende Preise sollen zur Vermeidung von Kohlendioxid (CO2) aus fossilen Energieträgern und weiteren Treibhausgasen führen. Von 2027 an sollen die Schiffe ihre kompletten Emissionen durch Zertifikate abdecken. Dies würde für Fahrten innerhalb der EU gelten, teilweise aber auch außerhalb.
„Das könnte letztlich auch zu höheren Frachtpreisen und teureren Kreuzfahrttickets führen“, sagte Christian Denso, Sprecher des Verbandes Deutscher Reeder. In Branchenkreisen geht man von etwa 25 Prozent Mehrkosten aus. Verbandspräsident Alfred Hartmann erklärte: „Statt einer für kleinere Schifffahrtsunternehmen nur aufwendig zu organisierenden Teilnahme an einem volatilen Emissionshandel würden wir eine feste Abgabe pro Tonne Brennstoff präferieren, weil sie Preisstabilität und damit Planbarkeit für Unternehmen bietet.“
Außerdem will die EU die Reedereien und Logistikunternehmen verpflichten, zunehmend CO 2-arme Treibstoffe zu verwenden. Zu diesem
Zweck ist eine neue Kraftstoffnorm zur Begrenzung der Treibhausgasintensität geplant. Drittens müssen die umweltschädlichsten Schiffe am Liegeplatz im Hafen Landstrom nutzen, der klimafreundlicher hergestellt wird als an Bord.
Der von der EU vorgesehene Reduktionspfad für Treibhausgase in der Seeschifffahrt erscheint einstweilen moderat. Bis 2030 sollen sechs Prozent der Abgase im Vergleich zu 2020 vermieden werden, bis 2040 dann 26 Prozent. Die dickeren Brocken kommen später: minus 59 Prozent bis 2045 und minus 75 Prozent bis 2050. Klimaneutral wäre die Seeschifffahrt dann immer noch nicht, sondern müsste zusätzliche Maßnahmen ergreifen, so zum Beispiel Aufforstung finanzieren.