Autozulieferer Mapal stellt Weichen für den Mobilitätswandel
Neue Ausrichtung nach Stellenabbau und Kurzarbeit – Frühestens 2023 soll der Umsatz wieder Vorkrisenniveau erreichen
- Mit Produkten für Elektroantriebe, Lösungen für Industrie 4.0 und dem Fokus auf die eigenen Stärken will Mapal die Umwälzungen in der Autobranche stemmen. Der Stellenabbau in Aalen ist abgeschlossen. Von „Entspannung“kann jedoch laut Mapal-Chef keine Rede sein.
Die Automobilbranche und damit auch ihre Zulieferer stecken mitten in einem Umbruch, bei dem kaum ein Stein auf dem anderen bleibt. Als Folge davon brach bei dem Aalener Unternehmen Mapal von 2019 auf 2020 der Umsatz um rund 25 Prozent auf 460 Millionen Euro ein.
In diesem Jahr soll er nun wieder um zehn bis 15 Prozent steigen und dann „irgendwo dazwischen“liegen, sagte Jochen Kress. Das Vorkrisenniveau wird
Mapal wohl frühestens 2023 wieder erreichen.
Ob auch die Zahl der Mitarbeiter dann wieder den Höchststand vom Spitzenjahr 2018 erreicht, als die Mapal-Gruppe
weltweit 5500 Menschen beschäftigte, ließ Kress offen. Aktuell sind es global 5000 Mitarbeiter, am Stammsitz in Aalen arbeiten jetzt rund 1500 Beschäftigte. Dem ging ein schmerzhafter Stellenabbau voraus. Ende 2019 waren es hier noch 1800 Mitarbeiter. Ein Teil der Beschäftigten schied durch Ruhestand aus, für die übrigen wurden nach Unternehmensangaben sozialverträgliche Lösungen gefunden.
Laut Kress soll die aktuelle Mitarbeiterzahl in Aalen stabil bleiben und auch die 2019 angekündigte Kurzarbeit ist längst wieder Geschichte.
Die Weichen sind auf die Zukunft gestellt. Dafür hat sich Mapal in den vergangenen Monaten neu ausgerichtet und an neuen Geschäftsfeldern getüftelt. In die Geschäftsführung sind zwei zusätzliche Mitglieder aufgerückt. Das Board hat jetzt, Jochen Kress eingeschlossen, fünf Köpfe.
Eine Schlüsselrolle hat der neu dazu gekommene Jacek Kruszynski, der die Prozesse in allen Segmenten optimieren soll.
Der Vertrieb wird durch Siegfried Wendel gestärkt. Mehr Tempo bei der Produktentwicklung und ein schlagkräftiger Vertrieb sollen Mapal beim Wettlauf um neue Märkte Vorteile verschaffen.
Das Rennen ist für die Aalener noch nicht gemacht, stellte Kress klar. Beim Blick auf die sportlichen Vorgaben der EU-Kommission zu den CO2-Grenzwerten sei er „keineswegs
entspannt“, sagte der Mapal-Chef im Gespräch mit den „Aalener Nachrichten/ Ipf- und JagstZeitung“. Er habe einen „gewissen Optimismus“, dass Mapal diese Herausforderung bewältigen könne.
Der Wandel vom Verbrennerzum Elektroantrieb wird seiner Ansicht nach die nächsten 15 bis 20 Jahre brauchen. Klar sei jedoch, dass sich die Mobilität vollkommen verändern wird. Für Mapal bleibe Automobil das wichtigste Standbein.
Allerdings ändern sich die Produkte, hin zu Lösungen für Elektroantriebe. Das bedeute zwar einen Rückgang bei den Zerspanungsarbeiten, kompensiert werde das jedoch durch höhere Stückzahlen. Die Automobilhersteller rechneten wieder mit wachsenden Produktionszahlen und Elektromobile hätten teils mehrere Motoren.
Mapal wolle außerdem seine Kernkompetenzen im Werkzeugund Formenbau stärken und universeller, also auch in anderen Branchen, einsetzen. Weitere Wachstumsfelder sieht Kress in Komponenten für die Digitalisierung der Produktion, Stichwort: Industrie 4.0, und in Werkzeugen für die Herstellung von Brillen. Kinder bräuchten heute immer früher eine Sehhilfe, so Kress.
Die durch den Klimaschutz angestoßenen und durch die Corona-Krise verstärkten Umwälzungen in der Industrie seien längst nicht verarbeitet, betonte Kress. Auch bei Mapal würde es Jahre dauern, bis tiefgreifende Veränderungen verinnerlicht sind und das Unternehmen die Früchte ernten kann. „Die nächsten drei Jahre bleiben spannend“, sagte Kress.