Am Ende könnte eine Frau triumphieren
Geht man nach dem Jubel am Ende des Films, dann steht der Gewinner der Goldenen Palme bereits fest: „Titane“, der erst zweite Spielfilm von Julia Ducournau.
Immerhin legt die Französin damit eine wilde Tour de Force vor, fordert ihr Publikum in mehrfacher Hinsicht heraus und erzählt von einer selbstbewussten jungen Killerin – tatsächlich gäbe es gute Gründe, „Titane“am Samstagabend mit dem höchsten Preis der 74. Internationalen Filmfestspiele auszuzeichnen. Außerdem könnte Ducournau dann Geschichte schreiben, ging die Goldene Palme bisher doch nur einmal an das Werk einer Regisseurin. Im Mittelpunkt von „Titane“steht Alexia. Wenn ihr ein Mann zu aufdringlich wird, sticht sie ihm ihre spitze Haarnadel durchs Ohr in den Schädel. Auch andere, die ihr in die Quere kommen, werden umgebracht. Nach Sex mit (genau: mit!) einem Auto wird sie schwanger, und um der Polizei zu entfliehen, gibt sie sich als vor langer Zeit verschwundener Sohn eines Feuerwehrchefs aus. Der feministische
Horrorfilm „Titane“provoziert und schockiert, mit seiner Geschichte und seinen Bildern, und sticht genau deswegen aus dem diesjährigen Wettbewerb hervor.
In der Palmenkonkurrenz mit 24 Beiträgen gibt es allerdings auch noch andere Favoriten für die Hauptpreise. Interessanterweise blieb auch „The Divide“in Erinnerung: ein weiterer Film einer Regisseurin. Die Französin Catherine
Corsini thematisiert darin die Proteste der Gelbwesten für mehr soziale Gerechtigkeit und schickt in der Hauptrolle die herausragende Valeria Bruni Tedeschi in das Chaos einer Klinik-Notaufnahme. „The Divide“steckt voller Wut und Energie, voller Empathie und Humor – eine spannende Mischung. (dpa)