Schluss mit der Kakophonie
Da ist es wieder – das große Durcheinander. Politiker aller Couleur und Ebenen übertreffen sich mit Vorschlägen, wie man denn auf die seit drei Wochen Tag für Tag wieder steigenden Inzidenzen in Zeiten von Delta und Reiseverkehr reagieren solle. Mal davon abgesehen, dass eine Urlaubssaison ja nun wirklich nicht überraschend kommt und man über die noch einmal ansteckendere Delta-Variante ja auch nicht erst seit gestern Bescheid weiß, ist diese Vielstimmigkeit zwischen den Ländern, zwischen Bund und Ländern, innerhalb der Parteien einfach nur noch nervig.
Da verkünden Bundesminister das Gegenteil dessen, was die eigenen Parteichefs für richtig halten, Kontrollen von Autofahrern werden zwar mit martialischen Begriffen angekündigt, sind aber angesichts offener Grenzen zumindest als flächendeckende Maßnahme komplett unrealistisch. Inzidenzen als CoronaIndikator werden mal als Nonplusultra und mal als überlebt bezeichnet. Da wird so getan, als wenn man die Gefahr abwehren müsse, dass Urlauber aus der Ferne Delta einschleppen könnten – wo doch hierzulande bereits neun von zehn Neuinfektionen Delta zuzuordnen sind. Und hektisch wird dann auch mal wieder die nächste Ministerpräsidentenkonferenz vorgezogen. Von deren Beschlüssen, wenn es denn welche geben sollte, wohl in altbekannter Manier schon kurz danach wieder einige Länder abweichen dürften.
Alles in allem eine Kakophonie, die wenig voranbringt, dafür aber für Unruhe in der Bevölkerung sorgt. Eine ungute Situation, wie sie etwa noch von der erst beschlossenen und dann wieder gekippten Osterruhe aus dem März in schlechter Erinnerung ist. Man kann nur staunen, wie wenig sich die politischen Abstimmungsprozesse in der mittlerweile so langen Zeit der Pandemie verbessert haben. Wenn die Entscheidungsträger weiter so herumstolpern und nur auf kurze Sicht fahren, erwischt uns im Herbst höchstwahrscheinlich die nächste große Welle. Womit die Politik dann dem Virus Beihilfe zur Gesundheits- und Freiheitsberaubung geleistet hätte.