Müller für Konsumwende
Erdüberlastungstag bereits erreicht – Minister besorgt
(dpa) - Anlässlich des bereits an diesem Donnerstag erreichten Erdüberlastungstags hat Entwicklungsminister Gerd Müller vor einem immer schnelleren Verbrauch der natürlichen Ressourcen auf der Erde gewarnt. „Wir brauchen ein entschiedenes Umdenken bei unserem Konsum. Immer mehr, immer billiger ist ein Auslaufmodell“, sagte der CSU-Politiker. Müller sprach von einem „traurigen Rekord“. „Noch nie war der Erdüberlastungstag früher als am 29. Juli. Ab heute hat die Menschheit alle natürlichen Ressourcen restlos verbraucht, die der Planet innerhalb eines Jahres erzeugen und regenerieren kann. Danach leben wir gewissermaßen auf Pump – vor allem der folgenden Generationen“, sagte der Minister.
Müller forderte eine „Konsumwende“. „Vor 50 Jahren hatten wir am Ende des Jahres noch Ressourcen übrig. Das muss wieder unser Ziel sein“, mahnte er. Die EU müsse vorangehen und mit ihrem Green Deal den Rahmen setzen.
(dpa) - Der weltweite Ressourcenverbrauch nähert sich nach Schätzungen von Wissenschaftlern wieder dem Stand vor Beginn der Corona-Pandemie an. Das geht aus Berechnungen des Global Footprint Networks mit Sitz in den USA und der Schweiz hervor. Demzufolge liegt der sogenannte Erdüberlastungstag in 2021 auf diesem Donnerstag. „Ab dem 29. Juli übernutzen wir die Erde also – wir nehmen ihr Ressourcen, die sie in diesem Jahr nicht mehr regenerieren kann“, sagte der Sprecher der Organisation Germanwatch, Steffen Vogel.
Im Vorjahr fiel der Erdüberlastungstag den Berechnungen zufolge auf den 22. August, mehr als drei Wochen später als 2019 – damals war er schon am 26. Juli erreicht. „Das ist tatsächlich eine Auswirkung von Corona gewesen“, sagte Rolf Buschmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). So seien vor allem in den ersten Wellen der Pandemie deutlich weniger Ressourcen verbraucht worden. „Und das hat viel damit zu tun, dass wir im Lockdown waren.“
Für Germanwatch-Sprecher Vogel bestätigen die Berechnungen die Befürchtung, dass die Emissionen nach dem Höhepunkt der Pandemie wieder rapide hochspringen. „Dieser Effekt ist drastisch: Um 6,6 Prozent, so die Prognose des Global Footprint Network, steigen die CO2Emissionen dieses Jahr an“, sagte er. Parallel werden wichtige Biokapazität in Wäldern vernichtet. „Vor allem der Amazonas-Regenwald wird aktuell im Rekordtempo zerstört.“
Nach Informationen der Organisation WWF lag der sogenannte Erdüberlastungstag vor 20 Jahren noch im September. Heutzutage gehen demnach knapp 60 Prozent des ökologischen Fußabdrucks der Menschheit auf den Ausstoß von Kohlenstoff zurück. „Das können wir ändern, indem wir zügig unsere Wirtschaft hin zu einer nachhaltigen, kreislaufbasierten und kohlenstofffreien Produktionsweise umgestalten. Deutschland kann das“, so WWF-Naturschutzvorstand Christoph Heinrich.
Laut der Analyse des Global Footprint Networks war hierzulande der nationale Erdüberlastungstag bereits Anfang Mai erreicht. „Wenn alle Länder so wirtschaften würden wie Deutschland, bräuchten wir nicht einen, sondern knapp drei Planeten“, betonte Germanwatch-Sprecher Vogel. „Unsere Lebensund Wirtschaftsweise ist alles andere als nachhaltig.“