Zeitreise durch die Musikgeschichte
Unterrombacher Blasmusiker erleben 75 bewegte Jahre
AALEN-UNTERROMBACH – Das Wetter war, trotz angekündigter Regenfälle, den Unterrombachern hold. Den ganzen Samstagabend konnte der Posaunenchor sein 75jähriges Jubiläum zusammen mit über 200 Besuchern coronagerecht auf Bänken sitzend im Freien und Trockenen feiern. Die Jubiläums-Serenade vor dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus unter Leitung von Heidrun Meiswinkel glich einer Zeitreise durch 75 Jahre Bläsermusik.
Obwohl von den Gründungsmitgliedern des Posaunenchors aus dem Jahr 1946 niemand mehr das Jubiläum mitfeiern konnte, wusste Pfarrer Jürgen Astfalk über die abenteuerlichen Anfänge Bescheid. „Auf dem Dachboden der Kirche fanden sich noch einige vor den Nazis versteckte Blas-Instrumente“, erzählte er am Rande des Jubiläums. „Damit konnte Paul Schwertfeger, der Gründer des Posaunenchores, mit ein paar Musikern anfangen“.
1947 übernahm Frieder Strecker das kleine Ensemble, das hauptsächlich bei festlichen Gottesdiensten in der evangelischen Christuskirche Unterrombach spielte, und leitete es bis 1973. Unter Martin Rieger wurde der immer noch kleine Posaunenchor mit dem in Aalen zusammengeführt. Erst 1984 gingen die Musiker aus Unterrombach und Hofherrnweiler unter Reinhard Liebhäuser eigene Wege. 1989 übernahm Magdalene Feldhäuser den Dirigentenstab und erweiterte das Repertoire um populäre Melodien. In den neunziger Jahren kamen unter Gottfried Winter Spirituals, Gospels und weitere Stücke in jazzartigen Stilrichtungen dazu.
1997 fand die neue Dirigentin Heidrun Melchinger, heute Meiswinkel, einen bunten Blumenstrauß im Repertoire vor, der von Johann Sebastian Bach und seinen Zeitgenossen über Tschaikowski bis Michael Jackson reichte. Zu den üblichen Blasinstrumenten gesellte sich umfangreiches Schlagwerk , das für einen modernen rhythmisierten Sound sorgte. So führte die Zeitreise von Bachs
Choral „Ich steh in meines Herren Hand“und Hermann Sterns „Mein schönste Zier“, bei dem die Besucher mitsingen durften, über Tschaikowskis Marsch aus dem „Nußknacker“bis zu aus USA beeinflusstem religiösen Liedgut.
Schließlich dominierte der Rhythmus vollends bei Michael Jacksons „Heal the World“. Doch bei aller stilistischen Vielfalt galt immer noch das Leitwort der Jubiläums-Serenade „Soli Deo Gloria –Gott allein die Ehre“. Ihm blieben die Musiker unter den „Glorreichen Sieben“, so viele Dirigenten formten bisher den Posaunenchor, bis heute treu. Überzeugend und anspruchsvoll präsentierte Heidrun Meiswinkel mit ihren rund 30 Musikern das attraktive Programm, das jeweils von Sprechern aus dem Ensemble kommentiert wurde.
Der Dirigentin gelang es mit ihrer energischen und deutlichen Gestik den vielfältigen Klangkörper zu homogenem, mitreißenden Sound zusammenzuführen. Dass unter den Musikern auch mancher Katholik saß, wurde bei dem Grußwort von Martina Salat deutlich, das sie auch im Namen des anwesenden Pastoralreferenten Wolfgang Fimpel sprach, Seelsorger von Sankt Bonifatius Hofherrnweiler. „Seit 2010 gestaltet der Posaunenchor auch das Fronleichnamsfest bei uns mit“, hob Salat hervor und nannte die Verbundenheit eine einzigartige Freundschaft. „Mein Sohn und meine Nichte sind im Posaunenchor dabei“, schloss sie ihren Gruss.
„Musik geht und kommt von Herz zu Herzen“, dieses Luther-Wort sei für die Unterrombacher Musiker und ihr Wirken zielführend, lobte Pfarrer Astfolk. Das Verhältnis von Dirigent und Chor illustrierte er mit einem Witz: „Wer kennt den Unterschied zwischen einem Terroristen und einem Dirigenten? – Mit einem Terroristen kann man diskutieren“. Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite. Nach Abendlied und Segen gab es zum Abschluß der wunderbaren Jubiläums-Serenade noch Getränke und Snacks für alle – und der Himmel hielt auch dann noch dicht.