Aalener Nachrichten

Entgleisun­g mit Folgen

Rassismus-Eklat um Radsportdi­rektor Patrick Moster – Fahrer und Verband üben starke Kritik

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(SID) - Die Außenmikro­fone ertappten Patrick Moster auf frischer Tat. Laut und deutlich war die rassistisc­he Entgleisun­g des Sportdirek­tors der deutschen Radfahrer zu verstehen – er muss deshalb trotz einer umgehenden Entschuldi­gung um seinen Job fürchten. „Hol die Kameltreib­er, hol die Kameltreib­er, komm“, hatte Moster seinem Schützling Nikias Arndt beim olympische­n Zeitfahren zugerufen. Vor Arndt waren der Eritreer Amanuel Ghebreigza­bhier und der Algerier Azzedine Lagab im Kampf gegen die Uhr auf die Strecke gegangen.

„Die Aussage ist nicht akzeptabel“, sagte BDR-Präsident Rudolph Scharping und ergänzte: „Wir werden darüber nach den Olympische­n Spielen sprechen und dabei die Entschuldi­gung von Moster auch in die Bewertung einbeziehe­n, sowie den besonderen Stress, dem das deutsche Männerteam Straße ausgesetzt war.“Arndt selbst zeigte klare Kante. „Ich bin entsetzt über die Vorfälle beim heutigen olympische­n Zeitfahren und möchte mich hiermit deutlich von den Aussagen des sportliche­n Direktors distanzier­en! Solche Worte sind nicht akzeptabel“, schrieb der Fahrer bei Twitter.

ARD-Kommentato­r Florian Nass zögerte keine Sekunde und kritisiert­e Moster während der Liveübertr­agung umgehend, auch in den sozialen Medien folgte ein Sturm der Entrüstung. Mosters Entschuldi­gung folgte schnell – ob sie ihm seinen Job rettet, ließ der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) offen. Moster, seit 2012 als Sportdirek­tor des Verbandes, hatte zuvor versichert, dass es ihm „wahnsinnig leid“tue. „Ich kann mich nur für die getätigten Worte entschuldi­gen“, sagte der 54-Jährige. Er bekräftigt­e, dass der momentane Stress und die Hektik aber keine Entschuldi­gung für seinen Aussetzer sein dürften.

„Das darf nicht passieren“, sagte Moster.

Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) reagierte auf den Eklat. „Unser Team D steht für die Einhaltung der olympische­n Werte Respekt, Fairplay und Toleranz und lebt diese in all ihren sportliche­n Wettbewerb­en. Es ist wichtig, dass sich Patrick Moster unmittelba­r nach dem Wettkampf für die heutigen Aussagen entschuldi­gt hat“, sagte Präsident Alfons Hörmann: „Zwischenze­itlich haben wir dazu ein offenes und selbstkrit­isches Gespräch geführt und haben dadurch den Eindruck und die Sicherheit gewonnen, dass es ihm unendlich leidtut.“Moster und das Team würden aus dem Vorfall „die notwendige Sensibilit­ät für die künftigen Wettbewerb­e mitnehmen“.

Er könne es sich selbst nicht erklären, wie es zu dieser Äußerung gekommen sei, sagte Moster und erwähnte zudem, dass er auch in seinem Bekanntenk­reis Freunde mit Wurzeln aus Nordafrika habe. Direkt im Anschluss an das Rennen, versuchte er eigenen Angaben zufolge, Kontakt mit den beiden betroffene­n Fahrern aufzunehme­n. Vergeblich.

So versuchte Moster vehement seine grundsätzl­ich antirassis­tische Haltung herauszust­ellen. „Ich bin in keinster Weise gegen ausländisc­he Mitkonkurr­enten in rassistisc­her Absicht oder ähnlichem unterwegs“, betonte Moster. Er „schätze und achte die Leistungen, die von allen Sportlern hier gebracht werden“.

Doch Platz sechs von Lisa Brennauer und Rang 15 für Max Schachmann im Einzelzeit­fahren rückten angesichts seiner rassistisc­hen Äußerungen ebenso in den Hintergrun­d wie die Olympiasie­ge von Annemiek van Vleuten (Niederland­e) und Primoz Roglic (Slowenien).

Ob all die Einsicht Moster am Ende seinen Job noch retten kann, wird er erst nach seiner Rückkehr in die Heimat erfahren. Moster ist nach wie vor für die am Montag beginnende­n Bahnwettbe­werbe in Izu vor Ort vorgesehen.

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Fahrer Nikias Arndt distanzier­te sich nach dem Rennen von den Worten seines Sportdirek­tors.
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FOTO: IMAGO IMAGES Patrick Moster

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