Von Grund auf peinlich
Dass Stefan Kuntz nun als schlechter Verlierer rüberkommt, der am Ende der kurzen Reise auch noch den Gastgeber kritisiert, hinterlässt in der Wahrnehmung ein Geschmäckle, das die Fußballer nicht verdient haben. Immerhin war das frühe Ausscheiden eher der erwartbare Verlauf als die große Überraschung. Dass es nicht für die nächste Wunderstory reichen würde, war spätestens bei der Kadernominierung klar, als der Trainer von seiner 100er-Liste erzählte, von denen 18 mühsam zusammgekehrte – das soll nicht despektierlich klingen – Not-Kicker der Nation Ehre bringen sollten. Unabhängig vom Sportlichen ist es nun an der Zeit, die Ursachen des Debakels anzuprangern. Wenn ein Superstar wie Neymar nur mit Mühe davon abgehalten werden kann, in seinen übervollen Terminkalender
auch noch Olympia zu stopfen und die Spanier mit EM-Fahrern anreisen, dann ist es verwunderlich, dass in der Fußballnation Deutschland einige Kicker aus der zweiten Reihe ihre seltene Chance auf das Adler-Trikot einfach ablehnen und – noch schlimmer – Clubs ihnen dieses Schaufenster verbieten. Wenn BVB-Boss Aki Watzke sagt, dass „man nicht erst eine EM spielen kann und dann Olympia – und dann sollen die, die alles bezahlen, nämlich die Clubs, das schwächste Glied in der Nahrungskette sein“, dann ist das nicht nur peinlich, sondern ein Armutszeugnis für die Bundesliga, führt all die Demutsbekundungen der vergangenen Monate ad absurdum und gehört – wie so manch Auswüchse der Branche – akut scharf angeprangert.