Wenn das Sommerloch klafft
Nun also ist Sommer, oder das, was sich diese überaus launische Jahreszeit darunter vorstellt. Jedenfalls ist heuer fast nichts wie immer und der Sommer kaum als solcher erkennbar. Man hat nicht mal richtig Lust auf ein Eis. Und eigentlich müsste um diese Zeit die FDP wie jedes Jahr ins sich auftuende Sommerloch hinein die Abschaffung des Ladenschlussgesetzes fordern. Stattdessen fordern die freien Demokraten vor dem Hintergrund der immensen Staatsausgaben für Coronaund Flutkatastrophenhilfen die steuerliche Entlastung von Besserverdienern.
Wie gesagt: Diesen Sommer ist halt alles anders, auch wenn sich manche Dinge nie ändern.
Inhaltlich hat die FDP natürlich vollkommen recht: Am schönsten wäre das Leben als Lohn- und Einkommensempfänger selbstverständlich ohne die gierigen Klauen des Fiskus, der stets beherzt zulangt. Andererseits ist es auch ganz angenehm, eine funktionierende Infrastruktur vorzufinden, mit gefegten Straßen, hübsch gemähten Randstreifen, sodass man sich morgens nicht mit der Machete bis zum Bäcker durchschlagen muss. In Katar gibt es für Gastarbeiter keinerlei Einkommenssteuer. Insofern wäre der Wüstenstaat für die FDP eigentlich das optimale Land. Die Sache hat nur einen kleinen Haken: Als autokratischer Staat sieht man in Katar demokratisch legitimierte Parteien nicht so gerne, selbst wenn sie eigentlich gar nicht so richtig mitregieren wollen und lieber einfach gerne nur dabei sind. Immerhin: In Katar haben sie wenigstens noch einen anständigen Sommer. Sogar im Winter.