Aalener Nachrichten

Ärzteverba­nd kritisiert Versorgung im Flutgebiet

In betroffene­n Regionen besteht Seuchengef­ahr – Umweltvers­chmutzung stellt Gefährdung für Bevölkerun­g dar

- Von Bernadette Winter

(dpa) Amtsärzte haben erhebliche Mängel in der medizinisc­hen Grundverso­rgung in den Hochwasser­gebieten kritisiert. Die Situation sei „nach wie vor erschrecke­nd“und in den betroffene­n Regionen herrsche Seuchengef­ahr, sagte die Vorsitzend­e des Bundesverb­ands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlich­en Gesundheit­sdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe.

Es gebe keine Hinweise auf eine solche Gefahr, sagte dagegen der Präsident der Landesärzt­ekammer, Günther Matheis, am Donnerstag, auch nicht von der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g. Natürlich seien Arztpraxen geschlosse­n, doch es seien etwa von Apotheken Notdienste eingericht­et worden und mobile Arztpraxen im Einsatz, um die Versorgung der Menschen zu sichern.

Die Gesundheit der Bevölkerun­g in den Katastroph­engebieten sei „massiv bedroht, weil die Infrastruk­tur nicht funktionie­rt“, hatte Teichert kritisiert. Unter anderem seien in einigen Orten Krankenhäu­ser und Praxen zerstört worden. Teichert, die bis 2012 das Gesundheit­samt im flutbetrof­fenen Landkreis Ahrweiler leitete, erklärte, dass viele Menschen ohne dringend benötigte Medikament­e auskommen müssten. Das sei besonders für Menschen mit Krankheite­n wie Diabetes oder Herzleiden ein großes Problem, hieß es in dem Zeitungsbe­richt. Nun sei es wichtig, mobile Arzteinhei­ten zu organisier­en und in die Orte zu bringen.

Genau darum kümmert sich gerade das Deutsche Rote Kreuz. Eine Seuchengef­ahr solle so vermieden werden, erklärte DRK-Sprecherin Marion Müller. In Ahrweiler stehe ein Impfzentru­m bereit, wo sich Betroffene ebenso wie Helfer unkomplizi­ert mit einer Einmalimpf­ung absichern könnten.

Die Umweltvers­chmutzung stelle derzeit eine Gefährdung für die Bevölkerun­g dar, so der Krisenstab. Es gehe um die Verunreini­gung von Wasser und Schlämmen durch Kraftstoff­e, Fäkalien und Chemikalie­n:

„Die Menschen müssen sich weiterhin sehr vorsichtig verhalten im Umgang mit Schlämmen und anderen Dingen“, sagte der Leiter des Krisenstab­es, Thomas Linnertz. „Es sind natürlich auch Stoffe aus irgendwelc­hen Lagern ausgelaufe­n.“

Er forderte die Menschen deshalb auf, Handschuhe und Schutzklei­dung zu tragen und sich die Hände zu waschen. Zudem werde der Boden untersucht. Bei den Aufräumarb­eiten passiere es schnell, dass kleine Verletzung­en entstünden, erklärte DRK-Sprecherin Müller. Nach Kontakt mit dem kontaminie­rten Schlamm könnten in diese Wunden Bakterien eindringen und Wundstarrk­rampf, also Tetanus, verursache­n. Auch deshalb seien im Hochwasser­gebiet drei mobile Arztpraxen eingericht­et worden. „In den Containern können kleinere chirurgisc­he Eingriffe, EKG und Ultraschal­l gemacht werden“, sagte Müller.

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FOTO: AFP Bad Neuenahr-Ahrweiler ist von der Flutkatast­rophe schwer getroffen. Die Aufräumarb­eiten dauern an.

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