Ärzteverband kritisiert Versorgung im Flutgebiet
In betroffenen Regionen besteht Seuchengefahr – Umweltverschmutzung stellt Gefährdung für Bevölkerung dar
(dpa) Amtsärzte haben erhebliche Mängel in der medizinischen Grundversorgung in den Hochwassergebieten kritisiert. Die Situation sei „nach wie vor erschreckend“und in den betroffenen Regionen herrsche Seuchengefahr, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Es gebe keine Hinweise auf eine solche Gefahr, sagte dagegen der Präsident der Landesärztekammer, Günther Matheis, am Donnerstag, auch nicht von der Kassenärztlichen Vereinigung. Natürlich seien Arztpraxen geschlossen, doch es seien etwa von Apotheken Notdienste eingerichtet worden und mobile Arztpraxen im Einsatz, um die Versorgung der Menschen zu sichern.
Die Gesundheit der Bevölkerung in den Katastrophengebieten sei „massiv bedroht, weil die Infrastruktur nicht funktioniert“, hatte Teichert kritisiert. Unter anderem seien in einigen Orten Krankenhäuser und Praxen zerstört worden. Teichert, die bis 2012 das Gesundheitsamt im flutbetroffenen Landkreis Ahrweiler leitete, erklärte, dass viele Menschen ohne dringend benötigte Medikamente auskommen müssten. Das sei besonders für Menschen mit Krankheiten wie Diabetes oder Herzleiden ein großes Problem, hieß es in dem Zeitungsbericht. Nun sei es wichtig, mobile Arzteinheiten zu organisieren und in die Orte zu bringen.
Genau darum kümmert sich gerade das Deutsche Rote Kreuz. Eine Seuchengefahr solle so vermieden werden, erklärte DRK-Sprecherin Marion Müller. In Ahrweiler stehe ein Impfzentrum bereit, wo sich Betroffene ebenso wie Helfer unkompliziert mit einer Einmalimpfung absichern könnten.
Die Umweltverschmutzung stelle derzeit eine Gefährdung für die Bevölkerung dar, so der Krisenstab. Es gehe um die Verunreinigung von Wasser und Schlämmen durch Kraftstoffe, Fäkalien und Chemikalien:
„Die Menschen müssen sich weiterhin sehr vorsichtig verhalten im Umgang mit Schlämmen und anderen Dingen“, sagte der Leiter des Krisenstabes, Thomas Linnertz. „Es sind natürlich auch Stoffe aus irgendwelchen Lagern ausgelaufen.“
Er forderte die Menschen deshalb auf, Handschuhe und Schutzkleidung zu tragen und sich die Hände zu waschen. Zudem werde der Boden untersucht. Bei den Aufräumarbeiten passiere es schnell, dass kleine Verletzungen entstünden, erklärte DRK-Sprecherin Müller. Nach Kontakt mit dem kontaminierten Schlamm könnten in diese Wunden Bakterien eindringen und Wundstarrkrampf, also Tetanus, verursachen. Auch deshalb seien im Hochwassergebiet drei mobile Arztpraxen eingerichtet worden. „In den Containern können kleinere chirurgische Eingriffe, EKG und Ultraschall gemacht werden“, sagte Müller.