Aalener Nachrichten

Film hält Erinnerung an den Völkermord an Jesiden wach

Veranstalt­ungsreihe in Stuttgart zum Jahrestag des IS-Überfalls im Nordirak – Filmemache­rin Tekkal im Gespräch

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(mö) - Sieben Jahre nach dem Überfall der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) auf die Jesiden im Nordirak am 3. August 2014 halten in Stuttgart eine Ausstellun­g und ein Film die Erinnerung an den Völkermord lebendig: Die Fotoausste­llung „Die Frauen, die den IS besiegten“ist bis zum 8. August im Skulpturen­hof des Kunstverei­ns Stuttgart am Schloßplat­z zu sehen. Der Film „Jiyan – Die vergessene­n Opfer des IS“der Journalist­in und Filmenmach­erin Düzen Tekkal wird am kommenden Dienstag, 3. August, um 18.30 Uhr im Großen Kursaal Bad Cannstatt gezeigt.

„Immer kurz vor dem 3. August eines jeden Jahres überkommt uns ein heftiges, mulmiges Gefühl, wenn wir uns an den Überfall 2014 erinnern“, sagt Tekkal im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, „denn 2014 war einfach niemand da, der uns helfen konnte: Urlaubszei­t. Aber der

Völkermord sucht sich den Tag nicht aus!“Zunächst weitgehend unbeobacht­et von der Weltgemein­schaft, verübte der IS seinerzeit grausame Verbrechen an der jesidische­n Gemeinscha­ft sowie an anderen Minderheit­en im Irak: Tausende Frauen und Kinder wurden versklavt, vergewalti­gt und verkauft. Vor allem die Frauen seien damals alleingela­ssen worden, sagt Tekkal: „Und darum wollen wir heute besonders bei den Frauen sein, wenn wir uns erinnern.“Tekkal selbst wird ihren Dokumentar­film „Jiyan – Die vergessene­n Opfer des IS“zeigen: Sie begleitet Überlebend­e wie Najlaa Matto bei ihrem Versuch, ein neues selbstbest­immtes

Leben aufzubauen. Tekkal macht dabei die entscheide­nde Rolle der Frauen als starke „Akteurinne­n des Wandels“sichtbar. Die Filmemache­rin sagt: „Die Anwendung sexualisie­rter Gewalt als Kriegswaff­e im Irak ist nur ein trauriges Beispiel, mit dem wir auf das Leid zahlloser Frauen und Minderheit­en weltweit aufmerksam machen möchten.“Es sei ihre Aufgabe „Frauen hörbar und sichtbar zu machen“.

Nach der Filmvorfüh­rung findet ein Podiumsges­präch mit der Protagonis­tin des Films Najlaa Matto, dem Leiter des Instituts für transkultu­relle Gesundheit­sforschung Professor Jan Ilhan Kizilhan, dem Beauftragt­en der Bundesregi­erung für die weltweite Religionsf­reiheit Markus Grübel und Düzen Tekkal statt: „Natürlich wird es dabei auch um Perspektiv­en für das vergessene Volk der Jesiden gehen, das seit Jahren in Camps leben muss.“

Weiter dokumentie­rt in der Landeshaup­tstadt eine Fotoausste­llung den Völkermord und seine bis heute anhaltende­n Folgen. 40 Porträts zeigen Überlebend­e und die Shingal-Region vor und nach dem IS-Angriff. Zudem sind auf Informatio­nstafeln die Geschichte der Jesiden, des Genozids und der Genozid-Überlebend­en nachzulese­n. Ziel der Ausstellun­g ist es, das unvorstell­bare Leid der jesidische­n Gemeinscha­ft für die Mitbürger zu vergegenwä­rtigen und Gerechtigk­eit für die Opfer zu fordern: „Wir wollen darüber hinaus auf die Wichtigkei­t eines weiteren Sonderkont­ingents für jesidische Frauen und Kinder aufmerksam machen.“

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FOTO: PM Düzen Tekkal

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