Aalener Nachrichten

Evangelisc­her Pfarrer, katholisch­er Altar

Herlinalta­r in Sankt Blasius wird restaurier­t – Festprogra­mm zum 550. Geburtstag geplant

- Von Mark Masuch

- Wer die Bopfinger Stadtkirch­e Sankt Blasius zum ersten Mal betritt, mag sich vielleicht über den prunkvolle­n Altar im Chorraum des Gotteshaus­es wundern. Dieser ist ein Relikt aus der Zeit, als die ehemalige Reichsstad­t noch katholisch war. Gefertigt wurde er vom renommiert­en Nördlinger Maler Friedrich Herlin (1430 bis 1500). Kommendes Jahr wird der Marienalta­r nun 550 Jahre alt. Für dieses Ereignis wird er derzeit restaurier­t.

Für Pfarrer Steffen Schmid ist es schon ein „Wunder“, dass der Herlinalta­r bis heute überlebt hat, „und dann auch noch in einer evangelisc­hen Kirche“. Er sei überregion­al bekannt und einer der bedeutends­ten Altäre in ganz Süddeutsch­land. Fertiggest­ellt wurde er 1472.

Früher habe er zudem noch eine besondere Reliquie, einen Knochen des heiligen Blasius’, weiß Schmid. Dafür habe es auch ein Echtheitsz­ertifikat gegeben, doch der Knochen sei im Laufe der Jahrhunder­te verschwund­en. Als Bopfingen im 15. Jahrhunder­t beschloss, sich einen eigenen Herlinalta­r zu gönnen, habe die Stadt, wie Schmid weiter erzählt, tief in die Tasche greifen müssen, sich dabei sogar hoch verschulde­t. Als Sankt Blasius evangelisc­h wurde, blieb der Altar einfach stehen.

In den 1950er- und 1960er-Jahren habe es laut dem Pastor Versuche gegeben, den Altar loszuwerde­n. Damalige Pfarrer hätten ihn entsorgen oder verkaufen wollen, doch die Gemeinde habe stets etwas dagegen gehabt, so Schmid. Oberdorf beispielsw­eise habe ebenfalls einen Flügelalta­r besessen, diesen aber im 19. Jahrhunder­t

an die katholisch­e Kirche verkauft.

Um den katholisch­en Prunk rund um Maria etwas zu relativier­en, versah man den Altar übrigens um 1900 mit Jesus- und Engelsfigu­ren.

Kommendes Jahr wird der Marienalta­r nun 550 Jahre alt. Pfarrer Schmid plant daher eine Reihe von Veranstalt­ungen rund um das Schmuckstü­ck sowie einen Festgottes­dienst im März. Damit er zu seinem Geburtstag wieder in neuem Glanz erstrahlt, wird der Altar derzeit restaurier­t.

Experten des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege und der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart würden ihn aufwändig untersuche­n und restaurier­en. Man erhoffe sich davon neue Erkenntnis­se zur Herstellun­g und Geschichte des Altars, welche dann im kommenden Jahr der Öffentlich­keit präsentier­t werden sollen, erläutert Schmid. Die letzte Restaurati­on ist mittlerwei­le 40 Jahre her.

Zu den Maßnahmen zählen auch Aufnahmen mit einer Infrarotka­mera,

die zeigen sollen, was sich möglicherw­eise unter der aktuellen Farbschich­t befindet. Die Kosten von geschätzte­n 20 000 Euro übernimmt die Stadt Bopfingen. Man hofft aber auf Zuschüsse durch die Landeskirc­he sowie Spenden.

Vom Marienalta­r zeigt sich auch Bürgermeis­ter Gunter Bühler begeistert. Dieser sei ein Highlight und kunsthisto­risch sehr bedeutend. Schmid sei wohl der einzige evangelisc­he Pfarrer mit katholisch­em Altar, so Bühler.

 ?? FOTO: MASUCH ?? Bürgermeis­ter Gunter Bühler und Pfarrer Steffen Schmid (2. und 3. von links) freuen sich mit Stadtarchi­varin Johanna Fuchs (rechts) und weiteren Beteiligte­n auf das Jubiläum des Altars.
FOTO: MASUCH Bürgermeis­ter Gunter Bühler und Pfarrer Steffen Schmid (2. und 3. von links) freuen sich mit Stadtarchi­varin Johanna Fuchs (rechts) und weiteren Beteiligte­n auf das Jubiläum des Altars.

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