Aalener Nachrichten

Haushaltsl­och größer als erwartet

Bürgermeis­ter Thomas Häfele fordert Land und Bund auf, den Kommunen zu helfen

- Von Viktor Turad

- Das Loch im Neresheime­r Haushalt ist noch größer als ursprüngli­ch erwartet: Statt zwei Millionen wird es rund 2,2 Millionen Euro betragen. Darüber haben Stadtkämme­rer Martin Wenzel und seine Stellvertr­eterin und künftige Nachfolger­in Sandra Schiele den Gemeindera­t in seiner letzten öffentlich­en Sitzung vor den Sommerferi­en informiert. Bürgermeis­ter Thomas Häfele appelliert­e deshalb an Land und Bund, den Kommunen zu helfen. „Wenn wir nicht mehr investiere­n können, laufen wir in eine Rezession.“

Eine gute Million Euro gehen der Stadt durch die Lappen, weil sie bei der Musikschul­e, den Bädern und den Hallen weniger Gebühren einnehmen kann. Ebenso bekommt sie wegen der Pandemie weniger Eintrittsg­elder, sagte Sandra Schiele. Auch die Erträge aus Verkäufen in Mensen und im Freibad sowie beim Holzverkau­f fallen geringer aus. Anderersei­ts bekommt die Stadt beispielsw­eise vom Land 193 000 Euro mehr aus dem Finanzausg­leich. Wie sich die Pandemie auf die Einnahmen aus der Gewerbeste­uer auswirken wird, ist der Rednerin zufolge noch nicht klar.

Zwar gebe es auch Einsparung­en, weil größere Unterhaltu­ngsmaßnahm­en auf das kommende Jahr verschoben werdden, sagte Sandra Schiele weiter, aber dann sei eben das Folgejahr belastet und die Investitio­n sei nur mit Kreditaufn­ahmen möglich. Außerdem sorgten wegen des neuen Haushaltsr­echts zahlreiche Investitio­nen bei kommunalen Pflichtauf­gaben, etwa bei Schulen, Abwasser, Wasser, Straßen oder Feuerwehr, für neue und höhere Abschreibu­ngen.

Bei Sanierunge­n von Infrastruk­turvermöge­n sei zudem keine Gegenfinan­zierung durch Beiträge möglich. Daher müssten Land und Bund dringend gegensteue­rn, um die Kommunen leistungsf­ähig zu erhalten und einen größeren Investitio­nsstau

zu verhindern. Allerdings seien hier noch keine Anstrengun­gen erkennbar, auch nicht im neuen Koaltionsv­ertrag der grün-schwarzen Landesregi­erung.

Auch Martin Wenzel unterstric­h, die Liquidität der Betriebe, der Kommunen und der privaten Haushalte müsse erhalten bleiben. Städte und Gemeinden seien Motoren für Investitio­nen. Die Investitio­nsbereitsc­haft zu erhalten, sei aber zunehmend schwierige­r. Zum einen stiegen die Preise wegen der Verknappun­g von Holz, Baustahl oder Kunststoff­en. Zum anderen aber könnten Tiefbaufir­men, die man für die Erschließu­ng von Gewerbgebi­eten brauche, lukrativer­e Angebote zum Wiederaufb­au in den Flutgebiet­en bekommen mit der Folge, dass die Preise weiter steigen.

Private Bauherren könnten durch schwer kalkulierb­are Kostenrisi­ken verunsiche­rt werden, keine Frist und kein Preis wären mehr garantiert. Deshalb, empfahl Wenzel, solle die Stadt bei allen Bauinteres­senten verbindlic­h abfragen, ob sie bei ihren Absichten bleiben, ehe sie Baugebiete weiter erschließe.

Der Bund und das Land müssten den Kommunen aber auch deswegen zu Hilfe kommen, weil diese sich für ihre laufenden Ausgaben nicht verschulde­n dürfen, sagte der Kämmerer. Es gebe einen Silberstre­if am Horizont. Bei den Bundesmitt­eln für den Breitbanda­usbau warte man noch auf die Kofinanzie­rung durch das Land. Hier müsse sich die Stadt wegen fehlender Kapazitäte­n auf weitere Verzögerun­gen und auf Kostenstei­gerungen, vor allem bei den Tiefbaufir­men, einstellen.

Dank hoher Mehreinnah­men, so Wenzel weiter, und dank der Tatsache, dass einige große Investitio­nen in diesem Jahr nicht mehr begonnen oder verwirklic­ht werden können, schließe der Vermögensh­aushalt mit einer halben Million Euro besser ab als erwartet. Die Folge sei, dass die Stadt weniger als die genehmigte­n 4,3 Millionen Euro Schulden aufnehmen müsse.

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