Kampf gegen die Langeweile
Das Problem an der leidigen Mobilitätsdebatte ist doch, dass wir ständig glauben, dauernd irgendwo hin zu müssen: Der eine fährt in den Urlaub nach Italien, obwohl er ganz genau weiß, dass es daheim eh am schönsten ist. Der Nächste muss zur Schwiegermutter, weil diese zum Kaffeekränzchen geladen hat. Sich dem mit Verweis auf den CO2-Ausstoß entziehen zu wollen, traut sich der Schwiegersohn erst gar nicht. Weil er andernfalls mit einem heftigen Gewitter zu rechnen hätte – und langfristigen Folgen für das Familienklima.
Der Volksmund sagt, dass Reisen bildet. Dabei kommt es natürlich darauf an, wohin und mit wem die Reise dorthin geht. Fährt der Kegelclub „Gut Holz“etwa nach Mallorca in den feuchtfröhlichen Stadtteil El Arenal, sind deutlich andere Bildungseindrücke zu erwarten als sie sich eine Reisegruppe pensionierter Studienräte im schönen Rom oder in den herrlichen Hansestädten an der Ostsee erhoffen darf.
Mobilität, so sagen es Vertreter fast sämtlicher politischen Schattierungen, werde sich in Zukunft fundamental verändern. Es ist noch nicht endgültig raus, ob wir unsere Vehikel in zwei oder drei Jahrzehnten mit altem Fritteusenfett, Wasserstoff in Portionsbeuteln oder frisch gepresster Energie aus dem Fluxkompensator betanken. Eines aber ist heute schon sicher: Den Menschen hält auch in Zukunft nur wenig bei sich zu Hause, wo es zwar am schönsten sein mag – im Endeffekt aber auch am langweiligsten. Und was Reisen und die Bildung angeht: Bei den meisten Reisen bildet sich vor allem eines: der Stau vor dem Urlaubsziel.