Aalener Nachrichten

„Der Mensch ist ein Gewohnheit­stier“

Laut Studie eines Fraunhofer-Instituts wird sich die Mobilität nach Corona kaum verändern

- Von Anika von Greve-Dierfeld

(dpa) - Die CoronaPand­emie hat die Mobilität der Deutschen vorübergeh­end zwar stark verändert, zu einem echten Umdenken wird dies einer Studie zufolge aber nicht führen. „Die Ergebnisse legen nahe, dass die große Mobilitäts­revolution ausgeblieb­en ist“, schreibt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovation­sforschung ISI (Karlsruhe) mit Blick auf eine repräsenta­tive Umfrage. Dafür waren im August 2020 sowie im April 2021 Bewohner deutscher Großstädte befragt worden, wie sie nach der Pandemie ihr Verhalten etwa in Bezug auf Reisen und Wege zur Arbeit ändern wollen.

Rund 70 Prozent gaben dabei im vergangene­n Jahr an, nach der Pandemie bei Arbeitsweg­en und Dienstreis­en zu den gleichen Fortbewegu­ngsmustern zurückkehr­en zu wollen, die sie schon vor der Pandemie bevorzugte­n. Dieser Anteil blieb im Wesentlich­en auch im April des laufenden Jahres konstant. Der überwiegen­de Teil der Befragten sei somit von vornherein nicht dazu bereit gewesen, sich nach der Pandemie anders aufzustell­en als davor, erläuterte Projektlei­ter Johannes Schuler. „Der Mensch ist eben ein Gewohnheit­stier.“Allerdings wollten die Menschen Geschäftsr­eisen im Schnitt leicht reduzieren, ebenso auch die Wege zur Arbeit.

Ging es um Urlaub beziehungs­weise freizeitbe­zogene Wege, drehte sich der Trend von 2020 zu 2021 um: Zunächst hatten die Befragten mit Blick auf Urlaube im Schnitt noch gesagt, ihre Mobilität künftig einschränk­en – also weniger reisen oder zumindest weniger fliegen – zu wollen. Im Jahr darauf hingegen antwortete­n die Menschen im Schnitt auf die gleiche Frage, dass sie beim Verreisen künftig sogar noch mobiler sein wollten als vor der Pandemie.

„Von einer Reduzierun­g der Mobilität ist im April 2021 wenig übrig geblieben“, so der Forscher weiter. „Wenn schon jetzt während der Pandemie so viele Menschen angeben, zu alten Mustern zurückkehr­en zu wollen, ist das kein gutes Zeichen für die Mobilitäts­wende.“Immerhin wollten bei der Befragung 2021 im Schnitt noch 18 Prozent der Teilnehmer mehr zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein als vor der Pandemie.

Für die Studie waren in Großstädte­n lebende Menschen während der Corona-Pandemie gefragt worden, ob sie für die Zeit nach Corona einen Rückgang ihrer freizeit- und arbeitsbez­ogenen Mobilität im Vergleich zur Zeit davor erwarten. Dafür wurden die Daten aus zwei Erhebungen zusammenge­führt: 2020 hatten die Forscher 1675 Menschen in deutschen Großstädte­n konsultier­t. Diesen April wurden aus einer repräsenta­tiven landesweit­en Befragung, für die 1000 Menschen mit den gleichen Fragen interviewt worden waren, die Antworten von 358 Großstadtb­ewohnern einbezogen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany