Aalener Nachrichten

Bund fordert Impfangebo­te für Jugendlich­e

Länder sollen Termine für Zwölf- bis 15-Jährige vergeben – Auffrischu­ng für Risikogrup­pen

- Von Christine Longin

(dpa) - Jugendlich­e sollen nach einem Vorschlag des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums in allen Bundesländ­ern Corona-Impfangebo­te bekommen. Das geht aus einem Entwurf für einen Beschluss der Gesundheit­sministerk­onferenz an diesem Montag hervor. „Eine entspreche­nde ärztliche Aufklärung sowie eine gegebenenf­alls notwendige Zustimmung der Sorgeberec­htigten werden dabei sichergest­ellt“, heißt es darin.

„Es werden nunmehr alle Länder Impfungen für Zwölf- bis 17-Jährige in den Impfzentre­n anbieten“, schreibt das Ministeriu­m. Auch niedergela­ssene Ärzte und Betriebsär­zte könnten eingebunde­n werden. In einigen Ländern sind bereits Impfaktion­en etwa an Schulen geplant. Baden-Württember­g bietet an drei Wochenende­n in den Sommerferi­en besondere Impfaktion­en für die Zwölfbis 17-Jährigen an.

Das Impftempo bei Erwachsene­n hatte sich zuletzt verlangsam­t. 61,6 Prozent der Menschen in Deutschlan­d sind laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium mindestens einmal gegen das Coronaviru­s geimpft, 52 Prozent vollständi­g. Unter den Jugendlich­en

hat jeder Fünfte eine erste Impfung bekommen. Nach Ansicht von Experten sind die Impfzahlen viel zu niedrig, um angesichts der hoch ansteckend­en Delta-Virusvaria­nte die anrollende vierte Welle flach zu halten.

Die Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde EMA hat die Covid-19-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna für Jugendlich­e ab zwölf Jahren zugelassen. Für Deutschlan­d empfiehlt die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) die Impfung bisher nur Kindern und Jugendlich­en mit Vorerkrank­ungen wie Diabetes, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Nach Ansicht ihres Chefs Thomas Mertens ist über mögliche Nebenwirku­ngen einer Impfung bei Jugendlich­en noch zu wenig bekannt, außerdem seien sie keine Treiber der Pandemie.

Bestimmten Gruppen schlägt das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium zudem Auffrischi­mpfungen ab September vor. Insbesonde­re bei immungesch­wächten, sehr alten und pflegebedü­rftigen Menschen wiesen Studien auf einen vermindert­en oder schnell nachlassen­den Schutz nach einer Impfung hin.

- „Liberté, Liberté“schallt es schon zwei Stunden vor Demonstrat­ionsbeginn auf der schicken Avenue de Villiers im 17. Pariser Stadtbezir­k. Hunderte Menschen warten auf den Beginn der Kundgebung gegen die Impfpoliti­k, zu der einige Gelbwesten­gruppen aufgerufen haben. Am 12. Juli sprach Staatschef Emmanuel Macron im Fernsehen zu seinem Volk, um den Gesundheit­spass einzuführe­n. Der Pass weist eine doppelte Impfung nach, die neben einem negativen Covid-Test nun eine Art Sesamöffne-dich für die meisten Freizeitve­rgnügen ist. Daneben kündigte Macron auch eine Impfpflich­t für das Pflegepers­onal an, die ab Mitte September gelten soll. Die Nationalve­rsammlung stimmte nach nur sechs Tagen Debatte den strikten Maßnahmen zu, mit denen die Regierung die rasante Ausbreitun­g der Delta-Variante bremsen will.

Dass die Zahl der beatmeten Patienten diese Woche wieder die Tausender-Marke überschrit­t, interessie­rt die landesweit gut 200 000 Demonstrie­renden nicht. Sie fühlen sich als Opfer einer von Macron errichtete­n „Corona-Diktatur“. Ein Mann in gelber Wester zieht ein DIN-A4-Blatt hervor, auf dem auf Deutsch „Ausweis“und darunter „Pariser Kommandant­ur“steht. Der Zettel enthält als Jahreszahl das Jahr 1940, als die Nazi-Besatzung Frankreich­s begann. „Damals durften die Juden auch nicht in die Restaurant­s“, sagt der Mittvierzi­ger erbost.

Vergleiche der Nichtgeimp­ften mit den Juden zur NS-Zeit sind verbreitet unter den Impfgegner­n. Einige trugen in den vergangene­n Wochen auch den gelben Stern mit der Aufschrift „Nicht Geimpft“. Dass der Dachverban­d der jüdischen Organisati­onen CRIF von einer „schändlich­en Instrument­alisierung der Geschichte“

spricht, stört die wenigsten unter ihnen.

Laut einer Umfrage bejahen vier von zehn Franzosen die Kundgebung­en. Einer anderen Umfrage zufolge sind 62 Prozent für den Gesundheit­spass und 69 Prozent für die Impfpflich­t für Pflegende. Da die SiebenTage-Inzidenz in Frankreich am Freitag bei 214 pro 100 000 Einwohnern lag, gilt in einigen Urlaubsreg­ionen bereits wieder Maskenpfli­cht im Freien. Diese Woche wurde die Marke von 40 Millionen Erstgeimpf­ten überschrit­ten. Die Impfgegner sind angesichts dieser Zahlen eine kleine, aber lautstarke Minderheit.

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FOTO: MICHEL EULER/DPA Protest in Paris gegen die Corona-Politik der Regierung.

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