Bund fordert Impfangebote für Jugendliche
Länder sollen Termine für Zwölf- bis 15-Jährige vergeben – Auffrischung für Risikogruppen
(dpa) - Jugendliche sollen nach einem Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums in allen Bundesländern Corona-Impfangebote bekommen. Das geht aus einem Entwurf für einen Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz an diesem Montag hervor. „Eine entsprechende ärztliche Aufklärung sowie eine gegebenenfalls notwendige Zustimmung der Sorgeberechtigten werden dabei sichergestellt“, heißt es darin.
„Es werden nunmehr alle Länder Impfungen für Zwölf- bis 17-Jährige in den Impfzentren anbieten“, schreibt das Ministerium. Auch niedergelassene Ärzte und Betriebsärzte könnten eingebunden werden. In einigen Ländern sind bereits Impfaktionen etwa an Schulen geplant. Baden-Württemberg bietet an drei Wochenenden in den Sommerferien besondere Impfaktionen für die Zwölfbis 17-Jährigen an.
Das Impftempo bei Erwachsenen hatte sich zuletzt verlangsamt. 61,6 Prozent der Menschen in Deutschland sind laut Bundesgesundheitsministerium mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft, 52 Prozent vollständig. Unter den Jugendlichen
hat jeder Fünfte eine erste Impfung bekommen. Nach Ansicht von Experten sind die Impfzahlen viel zu niedrig, um angesichts der hoch ansteckenden Delta-Virusvariante die anrollende vierte Welle flach zu halten.
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat die Covid-19-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna für Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. Für Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Impfung bisher nur Kindern und Jugendlichen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Nach Ansicht ihres Chefs Thomas Mertens ist über mögliche Nebenwirkungen einer Impfung bei Jugendlichen noch zu wenig bekannt, außerdem seien sie keine Treiber der Pandemie.
Bestimmten Gruppen schlägt das Bundesgesundheitsministerium zudem Auffrischimpfungen ab September vor. Insbesondere bei immungeschwächten, sehr alten und pflegebedürftigen Menschen wiesen Studien auf einen verminderten oder schnell nachlassenden Schutz nach einer Impfung hin.
- „Liberté, Liberté“schallt es schon zwei Stunden vor Demonstrationsbeginn auf der schicken Avenue de Villiers im 17. Pariser Stadtbezirk. Hunderte Menschen warten auf den Beginn der Kundgebung gegen die Impfpolitik, zu der einige Gelbwestengruppen aufgerufen haben. Am 12. Juli sprach Staatschef Emmanuel Macron im Fernsehen zu seinem Volk, um den Gesundheitspass einzuführen. Der Pass weist eine doppelte Impfung nach, die neben einem negativen Covid-Test nun eine Art Sesamöffne-dich für die meisten Freizeitvergnügen ist. Daneben kündigte Macron auch eine Impfpflicht für das Pflegepersonal an, die ab Mitte September gelten soll. Die Nationalversammlung stimmte nach nur sechs Tagen Debatte den strikten Maßnahmen zu, mit denen die Regierung die rasante Ausbreitung der Delta-Variante bremsen will.
Dass die Zahl der beatmeten Patienten diese Woche wieder die Tausender-Marke überschritt, interessiert die landesweit gut 200 000 Demonstrierenden nicht. Sie fühlen sich als Opfer einer von Macron errichteten „Corona-Diktatur“. Ein Mann in gelber Wester zieht ein DIN-A4-Blatt hervor, auf dem auf Deutsch „Ausweis“und darunter „Pariser Kommandantur“steht. Der Zettel enthält als Jahreszahl das Jahr 1940, als die Nazi-Besatzung Frankreichs begann. „Damals durften die Juden auch nicht in die Restaurants“, sagt der Mittvierziger erbost.
Vergleiche der Nichtgeimpften mit den Juden zur NS-Zeit sind verbreitet unter den Impfgegnern. Einige trugen in den vergangenen Wochen auch den gelben Stern mit der Aufschrift „Nicht Geimpft“. Dass der Dachverband der jüdischen Organisationen CRIF von einer „schändlichen Instrumentalisierung der Geschichte“
spricht, stört die wenigsten unter ihnen.
Laut einer Umfrage bejahen vier von zehn Franzosen die Kundgebungen. Einer anderen Umfrage zufolge sind 62 Prozent für den Gesundheitspass und 69 Prozent für die Impfpflicht für Pflegende. Da die SiebenTage-Inzidenz in Frankreich am Freitag bei 214 pro 100 000 Einwohnern lag, gilt in einigen Urlaubsregionen bereits wieder Maskenpflicht im Freien. Diese Woche wurde die Marke von 40 Millionen Erstgeimpften überschritten. Die Impfgegner sind angesichts dieser Zahlen eine kleine, aber lautstarke Minderheit.