Elektroautos kosten Jobs
Daimler-Chef prophezeit Verlust von Arbeitsplätzen
(dpa) - Die Transformation des Autobauers Daimler von Verbrennungsmotoren hin zur Elektromobilität wird den Stuttgarter Konzern nach Einschätzung seines Chefs Ola Källenius Arbeitsplätze kosten. „Man muss auch ehrlich mit den Menschen sein: Die Montage eines Verbrennungsmotors bringt mehr Arbeit mit sich als der Bau einer Elektroachse“, sagte Källenius der „Welt am Sonntag“. „Selbst wenn wir den kompletten elektrischen Antriebsstrang
selbst bauen würden, werden wir Ende der Dekade weniger Menschen beschäftigen.“Es gebe aber auch neue, hochwertigste Jobs im Zuge der Umstellung.
Daimler hatte sich zuletzt deutlich ambitioniertere Ziele für den Durchbruch der eigenen E-Flotte gesetzt. Schon 2025 wollen die Schwaben 50 Prozent ihrer Neuverkäufe mit vollelektrischen oder Plug-in-Autos erzielen – doppelt so viel wie bisher geplant.
(dpa) - Weltweit jedes sechste Elektroauto stammt mittlerweile von einem deutschen Hersteller. Bei vollelektrischen Fahrzeugen stieg der Anteil deutscher Autobauer laut einer Marktstudie der Unternehmensberatung PwC im zweiten Quartal auf 17 Prozent, bei Plug-inHybriden auf 50 Prozent.
Der VW-Konzern, BMW und Mercedes-Benz hatten im ersten Halbjahr insgesamt 246 000 Batterieautos und rund 370 000 Plug-inHybride verkauft. Dominiert wird der Markt für vollelektrische Autos laut PwC gegenwärtig noch von chinesischen und US-amerikanischen Herstellern. Die mit Abstand größte Nachfrage nach vollelektrischen Stromern gibt es laut PwC in China: Dort wurden im ersten Halbjahr 980 000 E-Autos und 212 000 Plugin-Hybride zugelassen. Im zweiten Quartal stieg der Anteil der rein batteriebetriebenen Fahrzeuge auf mehr als elf Prozent.
„Im globalen Vergleich entfallen 58 Prozent der E-Auto-Käufe in diesem Zeitraum auf den chinesischen Markt“, schrieben die Branchenexperten. Die Volksrepublik stelle die Weichen auf E-Mobilität, um „sich als eine der führenden Hightech-Nationen zu positionieren und gleichzeitig die Lebensqualität der eigenen Bürger durch die Reduktion der Umweltverschmutzung zu verbessern“.
In Deutschland haben die Stromer mit 84 000 Neuzulassungen im zweiten Quartal fast gleichgezogen mit den Plug-in-Hybriden mit 85 000 Neuzulassungen. Zusammen lag ihr Marktanteil im ersten Halbjahr bei 23 Prozent. Das wachsende Angebot der Hersteller und die staatlichen Kaufprämien für E-Autos und Ladeboxen seien wichtige Hebel, sagte PwCBranchenexperte Felix Kuhnert.
In den USA dagegen kamen Stromer und Plug-in-Hybride zusammen nur auf drei Prozent. Die von Präsident Joe Biden geplanten Anreize und das steigende Umweltbewusstseinkönnten das jedoch ändern. Angesichts des Markthochlaufs in fast allen Kernmärkten kämen Lieferschwierigkeiten bei Chips und Batterien allerdings zur Unzeit, sagte PwC-Strategieberater Jörn Neuhausen.
Der baden-württembergische Autobauer Daimler hatte sich zuletzt deutlich ambitioniertere Ziele für den Durchbruch der eigenen E-Flotte gesetzt und für die Stammmarke Mercedes-Benz im Kern auch den baldigen Abschied vom Verbrennungsmotor angekündigt. Unter dem Leitbegriff „Electric only“soll künftig das ganze Mercedes-Geschäft auf elektrisches Fahren ausgerichtet werden.
Nach Einschätzung des DaimlerBetriebsrats gibt es keine Alternative zum batterieelektrischen Antrieb. „Man kann nicht gegen den Strom schwimmen, wenn die ganze Welt gerade den batterieelektrischen Antrieb vorantreibt“, sagte Arbeitnehmervertreter Michael Brecht. Allerdings gebe es auch Zweifel in der Belegschaft am reinen Elektrokurs des Konzerns und dem Aus des Verbrennungsmotors. „Einige Kollegen hängen schon noch dem Glauben an, dass wir noch eine Weile so weitermachen könnten.“Bisher verdient Daimler das meiste Geld mit herkömmlichen Verbrennungsautos, also Benzinern oder Dieselfahrzeugen. Die Zahl der verkauften vollelektrischen Pkw machte im ersten Halbjahr gerade mal etwas mehr als drei Prozent aller ausgelieferten Autos aus.