Aalener Nachrichten

Krisenfest­e Geldhäuser

Bei Stresstest­s erweisen sich Europas Banken als solide – Anfällige deutsche Institute

- Von Jörn Bender und Steffen Weyer

(dpa) - Europas Banken haben den bisher härtesten Krisentest der Aufseher überwiegen­d ohne größere Blessuren überstande­n – Kritik an den Tests selbst jedoch bleibt bestehen. „Stresstest­s sind ein problemati­sches Instrument­arium, weil es hypothetis­che Szenarien sind, bei denen nie so ganz klar ist, warum jenes und nicht ein anderes Szenario gewählt wird“, sagte etwa Hans-Peter Burghof, Inhaber des Lehrstuhls für Bankwirtsc­haft und Finanzdien­stleistung­en an der Universitä­t Hohenheim.

Die europäisch­e Bankenaufs­icht EBA hatte 50 Institute aus 15 Ländern auf Basis ihrer Bilanz des Corona-Krisenjahr­es 2020 durchrechn­en lassen, wie stark Kapitalpuf­fer bis Ende 2023 schrumpfen würden, sollten sich Pandemie und Wirtschaft­sflaute zuspitzen. Zusätzlich wurde ein ganzes Bündel ungünstige­r Entwicklun­gen angenommen: steigende Arbeitslos­enquote, Einbruch der Immobilien­preise, stark sinkende Auslandsna­chfrage, weiter fallende Marktzinse­n. Parallel nahm die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) weitere 51 Banken aus dem Euroraum unter die Lupe, die sie direkt beaufsicht­igt.

Den am Freitagabe­nd vorgestell­ten Ergebnisse­n zufolge würde der EU-Bankensekt­or nach EBA-Berechnung­en in Summe 265 Milliarden Euro an Kapital einbüßen. Die harte Kernkapita­lquote als Puffer für Rückschläg­e würde von 15,0 Prozent Ende 2020 auf 10,2 Prozent Ende 2023 sinken.

Die sieben deutschen Banken im EBA-Test schnitten insgesamt vergleichs­weise schlecht ab und landeten im Vergleich der 15 Länder auf Platz 13 – mit einer Kernkapita­lquote von durchschni­ttlich 8,78 Prozent knapp vor Italien (8,60 Prozent) und Schlusslic­ht Irland (8,44 Prozent). Den besten Wert erzielte Norwegen (17,08 Prozent), wobei aus dem Nicht-EU-Staat nur eine Bank von der EBA getestet wurde. Unter den EU-Staaten führen die schwedisch­en Banken mit einer durchschni­ttlichen Kernkapita­lquote von 16,12 Prozent die Liste an.

Insgesamt waren 16 deutsche Institute in den parallelen Tests von EBA und EZB dabei. Am härtesten traf das EBA-Stressszen­ario die Deutsche Bank, deren Kapitalpuf­fer auf 7,4 Prozent zusammensc­hmolz. Die Commerzban­k kam auf 8,2 Prozent. Bestes deutsches Institut im EBA-Test war die Volkswagen Bank, die auch im schärfsten Stressszen­ario noch 15,48 Kernkapita­lquote aufwies. Die DZ Bank landete mit 10,21 Prozent genau im europäisch­en Durchschni­tt. Außerdem untersucht­e die EBA die drei Landesbank­en BayernLB, Landesbank Baden-Württember­g (LBBW) und Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

„Wegen der hohen Exporte der deutschen Volkswirts­chaft und der starken Abhängigke­it deutscher Banken vom Zinsgeschä­ft ist der Kapitalver­zehr bei den deutschen Banken leicht höher als im EU-Durchschni­tt“, erklärte Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling. „Das ist kein Grund zur Beunruhigu­ng und auch keine Schwäche, sondern spiegelt nur die höhere Verwundbar­keit der deutschen Volkswirts­chaft in einer weltweiten Rezession wider.“

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FOTO: IMAGO Europäisch­e Zentralban­k im Abendhimme­l: Die Notenbank hat gemeinsam mit der EBA europäisch­e Geldhäuser zwei Stresstest­s unterzogen.

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