Ganz in weiß in einem irren Spiel
Lange Zeit ist es kein gutes Spiel in der 2. Liga in Ingolstadt gewesen. Dann bringt FCH-Trainer Frank Schmidt zwei Männer – und der Torjäger schlägt spektakulär zu – 2:1.
- Kurz nach dem Abpfiff sorgten ziemlich schnell zwei Rasenmäher für Krach auf dem Platz. So als sei nichts gewesen, nahmen die sich dem Rasen im Audi Sportpark an. Was sich darauf kurz zuvor zutrug, sorgte für reichlich Gesprächsstoff. Frank Schmidt saß da schon auf der virtuellen Pressekonferenz im Audi Sportpark und sprach in Ruhe mit den zugeschalteten Journalisten, die auf der Tribüne Mühe hatten bei dem Lärm zu verstehen. „Wir haben es dann mit Glück und Arbeit geschafft, das Spiel zu drehen“, war einer der Sätze des Trainers des Fußball-Zweitligisten 1. FC Heidenheim nach dem 2:1 (0:0)-Sieg im ersten Auswärtsspiel der Saison beim Aufsteiger FC Ingolstadt. Rund 150 mitgereiste Heidenheimer Fans unter den 3360 Zuschauern sorgten auch noch für Krach: Sie skandierten nach dem Spiel „Auswärtssieg!“
Schmidt schickte vor dem Spiel in Ingolstadt die gleiche Startelf wie beim 0:0-Saisonstart gegen den SC Paderborn auf die Reise – im Spieltagskader gab es nur eine Änderung.
Offensivmann Robert Leipertz kehrte wie erwartet ins Aufgebot zurück, Tim Siersleben fehlte krankheitsbedingt. Einen ersten richtigen Aufreger gab es im Ingolstädter Stadion nach 25 Minuten. Diese ewige Diskussion um den Video Assistens Referee (VAR), auch wenn der noch gar nicht so alt ist. Nichts Neues ist, dass der Schiedsrichter sich die strittige Szene nicht noch einmal auf dem Bildschirm anschaut. Kurz gesagt: Kein Tor in Ingolstadt. Und ein bedienter Schmidt samt Heidenheimer Mannschaft, Tross und Fans. Ein 1:0 wäre zu dem Zeitpunkt nicht verdient gewesen, es hätte dem FCH aber vielleicht geholfen, besser ins Spiel zu finden. Doch Christian Kühlwetter stand im Abseits, der Unparteische Robert Hartmann hatte richtig entschieden. Das war einmal ein Heidenheimer Moment, nach einer Stafette über Jonas Föhrenbach und Dzenis Burnic und dem Abnehmer Kühlwetter. Die entscheidenden Momente sollten noch folgen.
Doch zunächst war es Heidenheimer Sicht eher zum aufregen. Zu viele Ballverluste, Schwächen im Spielaufbau – die tiefstehenden Ingolstädter mussten nicht allzu viele spielerische Klasse aufwenden, um den FCH in Bredoulie zu bringen. Auch wenn sie ein 0:3 zum Auftakt in Dresden in den Klamotten hatten. Doch die Heidenheimer haben Patrick Mainka, den Kapitän und Abwehrchef, der in der ersten Halbzeit gefühlt jede vermeintliche Chance wegblockte, sodass es die richtige Torchance für den Aufsteiger nicht gab.
Lange Zeit dachte man: Kommt wieder das alte (nicht gerade freudige) Auswärtsgesicht aus der Vorsaison zum Vorschein, praktisch in neuem Gewand (neue weiße Auswärtstrikots)?
Es war ein eher durchwachsenes Zweitliga-Spiel.
Doch was dann geschah, lässt sich im Sportjournalismus gut und gerne mit dem Begriff „irre“oder wahlweise „verrückt“titulieren: Der FCI führte einen Freistoß in der eigenen Hälfte schnell aus, wieder so ein langer Ball – wie oft im Spiel – der FCH wieder einmal nicht wachsam, Merlin Röhl bekam im Strafraum den Ball, legte quer und Filip Bilbija schob ein zum 1:0 (59.).
Zwei Minuten später der Move, der die Wende in diesem dann doch irren Spiel brachte: Schmidt wechselte folgerichtig Kühlwetter und Kevin Sessa aus und brachte Leipertz und Patrick Schmidt. Gute zehn Minuten später kam ihr Moment nach dem aberkannten 0:1 – als Koproduktion von Leipertz und Schmidt. Der eine (Leipertz) flankte, der andere (Schmidt) drosch im Strafraum ein – 1:1 (73.). Eine Ex-Aalener drosch auch drauf – von einem bisschen weiter weg und nicht erfolgreich. Der ebenso eingewechselte Rico Preißinger knallte das heiß begehrte Spielgerät gegen die Latte (74.) – FCH-Torwart Kevin Müller war mit den Fingerspitzen noch dran. Und noch einmal eine Minute später hatte der FCH das Spiel in den verrückten drei Minuten gedreht: Der Heidenheimer Torjäger Tim Kleindienst nutzte seine erstbeste Chance – und wie. Mit einem Heber aus 45 Meter, begünstigt dadurch, dass Ingolstadts Torwart Fabijan Buntic zu weit vor seinem Kasten stand (75.). „Es war einfach glücklich für uns, dass der Ball dann wirklich reingegangen ist und wir am Ende das Ergebnis haben halten können“, sagte Kleindienst. Eine spannende Schlussphase mit viel Heidenheimer Arbeit, aber ohne weitere Tore – aber einem Zweitliga-Debüt. Tim Seifert (19) kam als Linksverteidiger für Föhrenbach (Kreislaufprobleme).
„Wahnsinn, so ist Fußball! Letztendlich interessiert es in einer Woche keinen Menschen mehr, aber wir haben drei Punkte auswärts geholt und sind total zufrieden, müssen aber auch das Spiel ehrlich aufarbeiten, weil es keine gute Leistung von uns war“, erklärte Schmidt noch neben dem Platz – Patrick Schmidt.
FC Ingolstadt: Buntic – Heinloth, Neuberger, Keller, Franke – Röhl (63. Beister), Stendera (77. Boujellab), Linsmayer (63. Preißinger), Bilbija (88. Antonitsch) – Eckert Ayensa, Kutschke (77. Kaya). FCH: Müller – Busch, Mainka, Hüsing, Föhrenbach (85. Seifert) – Sessa (63. Leipertz), Theuerkauf, Burnic (85. Geipl) – Kühlwetter (63. P. Schmidt), Kleindienst (89. Schöppner), Mohr. Tore: 1:0 Bilbija (59.), 1:1 Schmidt (73.), 1:2 Kleindienst (75.). Gelbe Karten: Franke/Hüsing. Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen). Zuschauer: 3360.