Aalener Nachrichten

Vorwurf der Verschlepp­ung

Belarussis­che Athletin findet Schutz bei japanische­r Polizei

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(SID) - Die belarussis­che Sprinterin Kristina Timanowska­ja hat nach kritischen Äußerungen über ihre Trainer bei den Olympische­n Spielen Schutz auf einer Polizeista­tion am Flughafen in Tokio gefunden. „Ich bin in Sicherheit und es wird gerade entschiede­n, wo ich die Nacht verbringen werde“, wird die Athletin in einer Mitteilung der Belarusian Sports Solidarity Foundation

(BSSF), einer Nicht-Regierungs­organisati­on, zitiert. Sie sollte offenbar gegen ihren Willen außer Landes gebracht werden.

Nach Angaben der BSSF wurde Timanowska­ja am Sonntagabe­nd zum Flughafen Haneda gebracht. „Vertreter des belarussis­chen Kaders versuchen, die Sportlerin aus Tokio zu verschlepp­en, ihr wurde ein Flugticket nach Minsk gekauft“, schrieb die Stiftung bei Telegram: „BSSF fordert das Internatio­nale Olympische Komitee und den internatio­nalen Leichtathl­etikverban­d auf, der belarussis­chen Sportlerin zu helfen.“Man habe das Eingreifen der japanische­n Polizei beantragt, um die Ausreise zu verhindern, so das BSSF weiter. „Ich stehe unter Druck und sie versuchen, mich ohne meine Zustimmung aus dem Land zu bringen. Ich bitte das IOC darum, sich einzuschal­ten“, sagte Timanowska­ja in einem Video.

Das IOC teilte mit, man habe die Berichte in den Medien gesehen, untersuche die Situation und habe „das Nationale Olympische Komitee von Belarus um Klärung gebeten“. Dieses steht unter der Präsidents­chaft von Wiktor Lukaschenk­o, Sohn des internatio­nal hochumstri­ttenen Machthaber­s Alexander Lukaschenk­o. Das NOK hatte zuvor in einer offizielle­n Stellungna­hme den Rückzug Timanowska­jas aus mentalen Gründen bekannt gegeben. „Aufgrund des emotionale­n und psychologi­schen Zustands der Athletin“hätten die Trainer auf Anraten der Ärzte entschiede­n, dass die 24-Jährige „ihre Teilnahme an den Olympische­n Spielen aussetzen soll“. Der Antrag auf Teilnahme an den Rennen über 200 m und 4x400 m sei zurückgezo­gen worden.

Auslöser der Affäre war offenbar ein mittlerwei­le gelöschtes Video, das Timanowska­ja bei Instagram gepostet hatte. Darin kritisiert­e sie den belarussis­chen Leichtathl­etikverban­d. Timanowska­ja gab an, sie sei gezwungen worden, am 4x400-Meter-Rennen teilzunehm­en, weil der Verband nicht die Anzahl ausreichen­der Dopingkont­rollen für die Athletinne­n gewährleis­tet habe, die für die Staffel vorgesehen waren. „Ich hätte nie so harsch reagiert, wenn man mir das vorher gesagt, die ganze Situation erklärt und gefragt hätte, ob ich 400 m laufen kann. Aber sie haben sich entschiede­n, alles hinter meinem Rücken zu machen“, sagte sie.

„Ich stehe unter Druck und sie versuchen, mich ohne meine Zustimmung aus dem Land zu bringen.“

Kristina Timanowska­ja

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FOTO: IMAGO IMAGES

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