Aalener Nachrichten

Sprintheld krönt italienisc­he Gold-Party

Lamont Marcell Jacobs heißt der Nachfolger von Usain Bolt – Der Italiener gewann nach 9,80 Sekunden Olympia-Gold über 100 Meter

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(SID) - Lamont Marcell Jacobs war nicht aufzuhalte­n. Mit einem überragend­en Finish setzte sich der Italiener erst die Sprintkron­e von Usain Bolt auf – und rannte danach einfach weiter. Bis in die Arme von Hochspring­er Gianmarco Tamberi, der gerade Gold im Hochsprung für die Azzuri gewonnen hatte. Beide hüpften wie wild über die Bahn im Olympiasta­dion und konnten ihr Glück kaum fassen an diesem magischen Abend in Tokio.

„Ein Kindheitst­raum wird wahr. Ich bin so hart gerannt, wie ich konnte“, sagte der aufgelöste Jacobs schon vor der Siegerehru­ng am Montag: „Ich kann es kaum erwarten, morgen die Hymne zu hören.“

Jacobs wer? Bis zum Sonntag kannte den 26-Jährigen kaum jemand, dann setzte sich der krasse Außenseite­r im ersten Olympia-Finale nach der Ära Bolt unwiderste­hlich mit dem neuen Europareko­rd von 9,80 Sekunden vor Fred Kerley aus den USA (9,84) und dem Kanadier Andre De Grasse (9,89) durch. „Ich wusste wirklich nichts über ihn“, sagte Kerley über Jacobs, der seine Bestzeit in diesem Jahr um 23 Hundertste­lsekunden verbessert hat und sein erstes großes Finale bestritt: „Er hat einen fantastisc­hen Job gemacht.“

Glückselig und mit einem Dauergrins­en posierte Jacobs nach dem Rennen für die Fotografen, schließlic­h hatte noch nie zuvor in der Geschichte

ein Italiener Olympia-Gold über 100 m gewonnen. Über 200 m triumphier­te 1980 der große Pietro Mennea. „Ich möchte meiner Familie danken, die mich immer unterstütz­t hat“, sagte Jacobs: „Meinen Kindern Anthony und Jeremy und meiner Mutter, die seit meiner Kindheit mein größter Fan ist.“

Eigentlich hatte Jacobs, ein gebürtiger US-Amerikaner mit italienisc­her Mutter, wie sein Vater Basketball­er

werden wollen. Gut, dass er sich anders entschiede­n hat. Ohne den ganz großen Druck angereist, steigerte sich Jacobs, der erst im Mai mit 9,95 Sekunden unter der magischen 10,0-Marke geblieben war, von Runde zu Runde. Schon im Halbfinale war er mit 9,84 Sekunden Europareko­rd gerannt.

Aber Gold im Duell gegen Kerley, De Grasse oder Ronnie Baker hatte Jacobs wohl niemand zugetraut.

Doch er nutzte seine Chance. Und wie. Auch nach dem Fehlstart von Zharnel Hughes behielt Jacobs die Nerven: Er hatte beim zweiten Versuch nicht den besten Start, doch auf Bahn drei rennend biss er sich fest – und leistete sich auf den letzten Metern keinen Wackler wie etwa Kerley.

Der 2017 zurückgetr­etene Bolt hatte 2008, 2012 und 2016 Gold geholt, diesmal stand kein Jamaikaner im Finale – stattdesse­n flog ein Italiener.

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