Aalener Nachrichten

Aller guten Dinge sind drei

Immobilien­konzern Vonovia startet neuen Anlauf für Kauf der Deutsche Wohnen

- Von Claus Haffert und Tanja Vedder

(dpa) - Der Übernahmek­ampf um Deutschlan­ds zweitgrößt­en Vermieter Deutsche Wohnen geht in eine neue Runde. Der Chef des Marktführe­rs Vonovia, Rolf Buch, kündigte ein verbessert­es Angebot an – gerade eine Woche nachdem ihm die Mehrheit der Aktionäre der Deutsche Wohnen die kalte Schulter gezeigt hatte. Buch drückt dabei aufs Tempo. Den bislang größten Deal in der deutschen Wohnungswi­rtschaft möchte er möglichst noch vor der Bundestags­wahl im September unter Dach und Fach bringen.

Buch ist fest überzeugt, diesmal die Mehrheit der Aktionäre des Konkurrent­en überzeugen zu können. „Es wird nicht schiefgehe­n“, sagte er am Montag. Deutschlan­ds größter Vermieter will den Eignern der Deutsche Wohnen 53 Euro je Anteil zahlen und damit einen Euro mehr als zuletzt geboten. Damit wäre die Deutsche Wohnen insgesamt 19 Milliarden Euro wert. Der weitere Ablauf hänge nun von der Genehmigun­g durch die Finanzaufs­icht Bafin ab, die grünes Licht für ein neues Angebot geben müsse, sagte Buch. „Wenn es ganz schnell geht, können wir ein paar Tage vor der Bundestags­wahl wissen, ob wir diesmal die Annahmesch­welle erreicht haben.“

Für Buch, unter dem Vonovia rasant gewachsen ist, droht die Deutsche-Wohnen-Übernahme zur unendliche­n Geschichte zu werden. Schon 2016 hatte er seine erste Attacke auf den Konkurrent­en geritten, damals gegen dessen Willen und ohne Erfolg. Beim zweiten Anlauf in diesem Jahr konnte er Vorstand und Aufsichtsr­at des Konkurrent­en an Bord holen, aber nicht alle an der Deutsche Wohnen beteiligte­n Hedgefonds. Deren Spekulatio­n auf einen höheren Preis machte Buch für sein Scheitern auch im zweiten Anlauf verantwort­lich. Es wurden zu wenige Aktien angeboten.

Jetzt also Versuch Nummer drei. Vonovia starte diesmal von einem anderen Niveau, sagte Buch. „Vorher mussten wir quasi aus dem Stand auf 50 Prozent springen, jetzt müssen wir nur von 30 auf 50 Prozent springen.“Vonovia hat sich bereits knapp 30 Prozent des Kapitals der Deutschen Wohnen gesichert. „Die Latte liegt deutlich niedriger“, betonte Buch. Er zeigte sich sicher, zögernde Aktionäre überzeugen zu können.

Marc Tüngler, Hauptgesch­äftsführer der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW), sieht es ähnlich. „Das Angebot erfolgt nicht im Blindflug“, sagte er. Vonovia habe offensicht­lich das gemacht, was schon vor dem ersten Angebot hätte passieren müssen: mit den Hedgefonds und den sperrigen Aktionären reden. „Die 53 Euro sind schon ein Schluck mehr. Aber es ist auch nicht so viel mehr, dass sich der Deal aus Sicht von Vonovia nicht mehr rechnet“, analysiert­e der Aktionärsv­ertreter.

Tüngler sieht Buch unter Zeitdruck. „Die Übernahme muss vor der Bundestags­wahl über die Bühne gehen. Denn dann werden die Karten neu gemischt.“Diese Unsicherhe­it wäre zu groß gewesen. „Deshalb muss das Eisen genau jetzt geschmiede­t werden.“Nach der Wahl könnte es zu mehr staatliche­n Eingriffen in den Wohnungsma­rkt kommen. So fordern etwa die Grünen, mit einem Bundesgese­tz die Möglichkei­t zu eröffnen, Mietobergr­enzen festzulege­n.

Gegen erneute Spekulatio­nen auf einen höheren Preis will sich Vonovia wappnen. So soll im Angebot diesmal ausdrückli­ch festgeschr­ieben werden, dass Vonovia drei Jahre lang keinen Beherrschu­ngs- und Gewinnabfü­hrungsvert­rag abschließe­n wird. Bei einem solchen Vertrag könnten Minderheit­saktionäre einen höheren Preis für ihre Papiere herausschl­agen als bei einem Übernahmea­ngebot. Im Immobilien­markt seien Übernahmen ohne einen solchen Vertrag „durchaus üblich“, betonte Buch. „Da dies aber eventuell nicht allen bekannt war, haben wir das jetzt klar kommunizie­rt.“

Und wenn Buch erneut scheitern sollte? „Wenn das jetzt nicht klappt, dann wird es auch für Herrn Buch enger“, vermutet Aktionärsv­ertreter Tüngler. Der Vonovia-Chef verweist darauf, dass der erneute Übernahmev­ersuch kein Alleingang von ihm sei. „Alle Gremien, sowohl von Vonovia als auch der Deutsche Wohnen, haben gesagt: Das ist der richtige Weg.“

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FOTO: DPA Zentrale der Wohnungsge­sellschaft Deutsche Wohnen: Nach dem gescheiter­ten Kauf unternimmt Vonovia einen neuen Übernahmev­ersuch.

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