Wochenmarkt: Maskenpflicht sorgt für Ärger
Schwäbisch Gmünd geht lockerer mit Corona um – Aalener Markt soll plastikfrei werden.
AALEN - In Schwäbisch Gmünd ist die Maskenpflicht auf dem Wochenmarkt aufgehoben worden. In Aalen muss auf demselben nach wie vor eine Maske getragen werden. Das können einige Besucher und Marktbeschicker nicht nachvollziehen, sagt der Sprecher des Aalener Wochenmarkts, Klaus Irtenkauf. Ein weiteres großes Thema, das ihn und seine Kollegen umtreibt, ist die Frage, wie der Wochenmarkt künftig möglichst plastikfrei werden kann. „Überdies sind wir auf der Suche nach neuen Beschickern, nachdem drei Newcomer nach einem kurzen Intermezzo hier ihre Zelte wieder abgebrochen haben.“
Anstatt an Markttagen am Mittwoch und Samstag Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes aus dem Rathaus zu entsenden, die die Maskenpflicht auf dem Marktplatz und den umliegenden Gassen kontrollieren, wäre es sinnvoller, sich den veränderten Gegebenheiten anzupassen, sagt Thomas Rühl, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Gemeinderat. Einige Marktbeschicker seien auf ihn zugekommen und hätten sich darüber beklagt, dass sie trotz geringer Inzidenzzahl und einer großen Anzahl an bereits geimpften Bürgern nach wie vor eine Maske tragen müssen. Unabhängig davon sei der Mindestabstand zwischen ihnen und den Kunden durch ihre Schranne und ihre Auslage mit mehr als zwei Metern gegeben.
Dass die Maskenpflicht auf dem Wochenmarkt diskutiert wird, bestätigt Klaus Irtenkauf. Sauer stoße es Besuchern und Beschickern vor allem auf, dass in der benachbarten Stauferstadt die Maskenpflicht gefallen ist, eine solche aber nach wie vor auf den Aalener Märkten in der Kernstadt, in Hofherrnweiler, Wasseralfingen und Unterkochen besteht. Diesen Unmut kann Irtenkauf verstehen. Auch er fragt sich, warum das so ist. „Ist auf dem Wochenmarkt in Schwäbisch Gmünd weniger los?“
80 Prozent der Marktbeschicker seien mittlerweile durchgeimpft. Wer am Stand nicht den entsprechenden Mindestabstand von 1,5 Metern zu seinen Kollegen einhalten kann, ließe sich außerdem testen. „Bei der vergangenen EM waren 60 000 Menschen
in den Stadien und haben ohne Maske die Partien verfolgt und auf dem Wochenmarkt macht die Stadt so ein Aufheben darum“, sagt Irtenkauf.
Über mangelnde Umsätze könnten die Beschicker, die auch in Zeiten des Lockdowns als systemrelevant galten, nicht klagen. Diese seien allerdings bedingt durch die seit über zwei Monaten wieder geöffnete Gastronomie etwas zurückgegangen. Für Irtenkauf ist es jedoch verständlich, dass die Bürger nach monatelangem Eingesperrtsein wieder rauswollen und es satt haben, zu Hause zu kochen. „Statt selbst am Herd zu stehen, wollen sie wieder genießen und sich bedienen lassen.“
Ein großes Thema für die Beschicker ist, wie der Wochenmarkt künftig möglichst plastikfrei werden kann. Um Lösungen zu erarbeiten, sei die Hochschule oder vielmehr der Senatsbeauftragte für nachhaltige Entwicklung, Ulrich Holzbaur, mit ins Boot geholt worden. Ein Pilotversuch, wie Papiertüten bei den Kunden ankommen, sei bereits vor rund vier Wochen über die Bühne gegangen. Papiertüten machten allerdings nur dann Sinn, wenn sie auch als Mehrweg verwendet werden, sagt Holzbaur.
Im September möchte er gemeinsam mit Studenten eine Umfrage unter den Kunden starten, um herauszufinden, wie sie Gemüse, Obst und Co. einkaufen und welche Mehrweglösungen für sie infrage kommen würden. Irtenkauf selbst hätte gerne eine Mehrwegtasche, die an die Besucher des Wochenmarkts ausgegeben wird. Eine solche sei bereits 2013 und 2017 aus Kunststoff konzipiert worden. Aus welchem Material die dritte Auflage bestehen könnte, um der Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen, sei die Aufgabe, die es für den Experten Holzbaur zu lösen gilt, sagt Irtenkauf, der allerdings die Erfahrung gemacht habe, dass bereits zahlreiche Kunden auf einen plastikfreien Einkauf Wert legen würden und ihre Produkte via Korb oder Stoffbeutel mit nach Hause transportieren.
So mancher Besucher hat noch vor geraumer Zeit auch an den Ständen des Stuttgarter Muhammed Sen, des Mögglinger Kay-Ingo Sinn und des ehemaligen Fachsenfelder BärenWirts und Betreiber der Küche im Freudenschmaus im Aalener Wi.Z, Florian Schäfauer, eingekauft. Doch alle drei Beschicker haben laut Irtenkauf vor rund einem Monat hier ihre Zelte wieder abgebrochen.
Die Lücke, die Muhammed Sen mit seinem Obst- und Gemüsestand in der Reichsstädter Straße gegenüber der Bäckerei Gnaier hinterlassen hat, schloss Giuseppe Amorelli, Inhaber von Amorelli’s Restaurant & Bar. Das Lokal an der Stadtkirche betreibt seit geraumer Zeit sein Sohn Davide, sodass er sich selbst um das Geschäft auf dem Aalener Wochenmarkt und um seinen Stand auf dem Markt in Hofherrnweiler kümmern kann.
Die frei gewordene kleine Fläche, die Florian Schäfauer mit seinem Stand auf dem Marktplatz vor dem Gebäude der „Aalener Nachrichten“belegte, schmerze weniger, sagt Irtenkauf. Eher ungut sei die Lücke, die Kay-Ingo Sinn als Nachfolger des jahrzehntelang auf dem Wochenmarkt vertretenen Hermann Schmid vom Gärtnereibetrieb Schmid aus Heubach-Lautern vor dem ehemaligen Leder Böhringer am oberen Marktplatz hinterlassen hat. Für diese Fläche müsste schnellstmöglich wieder ein Beschicker gefunden werden. „Am liebsten ein Anbieter von Obst und Gemüse“, sagt Irtenkauf.