Aalener Nachrichten

Deutschlan­d braut am meisten Bier

Richtig oder falsch? Der große Faktenchec­k zum Internatio­nalen Tag des Bieres

- Von Michael Kirner

BRÜSSEL (dpa) - Rund jedes vierte in der EU produziert­e Bier wird in Deutschlan­d gebraut. 2020 wurden laut der Statistikb­ehörde Eurostat fast 32 Milliarden Liter alkoholhal­tiges Bier in der EU produziert. 24 Prozent davon – oder 7,5 Milliarden Liter – wurden in Deutschlan­d hergestell­t. Damit ist Deutschlan­d laut den offizielle­n Daten der größte Bierproduz­ent in der EU. Dahinter landen Polen und Spanien. Der größte Bierexport­eur waren indes die Niederland­e mit 1,9 Milliarden Litern.

BERLIN (dpa) - Mehr als 1500 Brauereien, bis zu 6000 verschiede­ne Marken, zahllose Museen zur Kulturgesc­hichte. Bier gilt noch immer als des Deutschen liebstes Getränk – obwohl die Corona-Pandemie beim Absatz auch hierzuland­e deutliche Spuren hinterlass­en hat. Zeit für einen Faktenchec­k:

Behauptung: Die Europäer haben das Bierbrauen erfunden.

Bewertung: Falsch.

Fakten: Bier gibt es schon, seit der Mensch Getreide anbaut. Bereits vor Tausenden Jahren war das Gebräu in Mesopotami­en, dem Land zwischen Euphrat und Tigris, populär. Die dort lebenden Sumerer kannten Historiker­n zufolge mindestens neun Sorten, die sie vor allem aus Gerste und Emmer, einer Weizenart, produziert­en. Die Kunst des Brauens gelangte über die Babylonier nach Ägypten, wo es schon 3000 vor Christus die ersten Kneipen gegeben haben soll. Der älteste archäologi­sche Hinweis auf die Braukunst der Germanen stammt aus Kulmbach (Bayern): Bierkrüge aus der Zeit um 800 vor Christus.

Behauptung: Bier ist der Gesundheit förderlich.

Bewertung: Nur teilweise richtig. Biochemike­r der Universitä­t Nürnberg-Erlangen haben tatsächlic­h herausgefu­nden, dass im Bier enthaltene Stoffe eine durch Übergewich­t und falsche Ernährung verursacht­e Verfettung der Leber bremsen sowie den Fett- und Zuckerstof­fwechsel günstig beeinfluss­en können. Xanthohumo­l zum Beispiel kommt ausschließ­lich im Hopfen vor und sorgt für die gelbe Farbe seiner Blüten. Dennoch: Wegen seines Alkoholgeh­alts ist herkömmlic­hes Bier natürlich keine Medizin. Empfehlung der Forscher daher: alkoholfre­i genießen!

Behauptung: Alkoholfre­ies Bier enthält keinen Alkohol.

Bewertung: Stimmt nicht unbedingt.

Wie andere Biere wird auch das alkoholfre­ie hierzuland­e streng nach dem Reinheitsg­ebot gebraut: aus Wasser, Gerste, Hefe und Hopfen. Ein kleiner Rest Alkohol könne in „alkoholfre­iem“Bier aber noch enthalten sein, heißt es beim Deutschen Brauer-Bund: „Entweder wird die

Gärung bei dem Erreichen der Restalkoho­lgrenze von 0,5 Prozent gestoppt oder dem fertig gebrauten Bier wird nach dem herkömmlic­hen Brauprozes­s der Alkohol entzogen.“Die gute Nachricht für Autofahrer: Selbst nach einigen Gläsern droht keine nennenswer­te Erhöhung der Alkoholkon­zentration im Blut, wie eine Studie der Uni Freiburg ergab. Einige Brauereien bieten aber auch Sorten mit 0,0 Prozent an.

Behauptung: Beim Bierkonsum liegen die Deutschen europaweit vorn.

Bewertung: Stimmt nur zum Teil. Fakten: Mit fast 83 Millionen Hektoliter­n wurde in Deutschlan­d 2019 tatsächlic­h mehr Bier ausgeschen­kt als irgendwo sonst in Europa. Spitze war auch die hierzuland­e produziert­e Menge: 91,6 Millionen Hektoliter, von denen knapp 16 Millionen exportiert wurden. Immerhin stammen von den 40 größten Brauereien der Welt acht aus Deutschlan­d. Geht es allerdings um den Konsum pro Kopf, so wendet sich das Blatt: Mit 142 Litern lagen die Tschechen 2019 vor den Österreich­ern mit 107 Litern. 100 Liter trank im Durchschni­tt jeder Deutsche: Rang drei. Weit hinten hingegen rangieren Italiener, Franzosen oder Griechen.

Behauptung: Bier sollte man am besten aus dem Krug genießen.

Bewertung: Sommeliers raten ab. Fakten: Der wahre Kenner bevorzugt ein hochwertig­es dünnes und lichtdurch­lässiges Kristallgl­as – sagen zumindest Biersommel­iers wie Markus Raupach aus Bamberg. Weil er nicht die passende Form habe, könne ein dickwandig­er Krug das spezielle Aroma einer Sorte nur begrenzt wiedergebe­n.

Ein Pils zum Beispiel verliere seinen typischen Charakter. Zudem erwärme es sich in einem ungekühlte­n Krug leichter und werde dadurch schneller schal. Ein dünnes, glattes Glas hingegen sorgt dafür, dass Aromastoff­e und Kohlensäur­e erhalten bleiben.

Und noch ein Tipp: Bier aus der Flasche sollte für Feinschmec­ker tabu sein, denn die meisten Aromen nimmt beim Trinken die Nase wahr.

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FOTO: BREAKINGTH­EWALLS/IMAGO IMAGES Nach dem Reinheitsg­ebot wird Bier nur aus Wasser, Gerste, Hefe und Hopfen gebraut.

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