Aalener Nachrichten

Kritik an Spahns Test-Vorschlag

Ungeimpfte sollen ab Herbst selbst für Kosten aufkommen – SPD, FDP und Grüne im Bund halten das für falsch

- Von Michael Gabel

BERLIN - Die bislang kostenlose­n Corona-Schnelltes­ts haben den Bund laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium bisher 3,7 Milliarden Euro gekostet. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) will von Ungeimpfte­n aber ab Herbst Geld für die Tests verlangen. Doch daran entzündet sich heftige Kritik.

Ein Positionsp­apier aus Spahns Ministeriu­m listet Werkzeuge auf, mit denen die vierte Welle kleingehal­ten werden könne. So solle „von Mitte Oktober an das Angebot kostenlose­r Bürgertest­s beendet werden“. Das soll nicht ausnahmslo­s gelten, Schwangere und unter 18-Jährige etwa wären ausgenomme­n. Zusätzlich sei die Methode „2G statt 3G“zu prüfen. Was bedeutet: Nicht mehr Geimpfte, Genesene und Getestete (3G) würden Zugang zu Veranstalt­ungen und in Gaststätte­n bekommen, sondern nur 2G – Nichtgeimp­fte würden dort außen vor bleiben.

Spahns Position sei nicht die der Bundesregi­erung, stellte Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) klar. Außerdem äußerten gleich mehrere SPD-Regierungs­chefinnen und -chefs aus den Ländern Kritik an den Plänen aus dem Hause Spahn. Sie wandten sich dagegen, dass Ungeimpfte auf diese Weise „vom öffentlich­en Leben ausgeschlo­ssen werden“sollen, wie Woidke sagte. Ministerin Lambrecht wies allerdings darauf hin, dass zum Beispiel in Restaurant­s eine Ungleichbe­handlung von Geimpften und Nichtgeimp­ften bereits jetzt rechtlich zulässig sei. „Wer seinen Gästen einen besonderen Schutz bieten möchte, kann Angebote machen, die sich nur an Geimpfte richten“, sagte sie den Zeitungen der Funke-Gruppe.

FDP-Bundesvize Wolfgang Kubicki warf Spahn Wortbruch vor, weil der Vorschlag aus seinem Ministeriu­m einer Impfpflich­t gleichkomm­e. Eine Pflicht zum Impfen hatte die Bundesregi­erung aber bisher immer ausgeschlo­ssen.

Nicht ganz klar ist, welche Linie die Grünen beim Thema Einschränk­ungen für Geimpfte verfolgen. Für den Grünen-Gesundheit­sexperten im Bundestag, Janosch Dahmen, kommt die Debatte um ein Ende der kostenlose­n Schnelltes­ts „zur völlig falschen Zeit“. „Wir haben ja in der dritten Welle gerade erst gelernt, wie wichtig Tests sind“, betonte er. Damit widerspric­ht er allerdings der Haltung von Südwest-Ministerpr­äsident Manfred Lucha (Grüne). Der sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“am Donnerstag: „Ich halte es für richtig, dass die Allgemeinh­eit die Tests nicht mehr zahlt.“Das gelte, sobald alle Menschen ein Impfangebo­t bekommen hätten und Gelegenhei­t für eine volle Immunisier­ung.

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FOTO: MORITZ FRANKENBER­G/DPA Noch sind sie kostenlos: Corona-Schnelltes­ts.

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