Rolls-Royce Power Systems arbeitet sich aus der Krise
Friedrichshafener Motorenbauer steigert Gewinn bei stagnierendem Umsatz – Bergen Engines geht an britischen Maschinenbauer
FRIEDRICHSHAFEN - Der Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems (RRPS) kämpft sich nach und nach aus der Corona-Krise. Zwar sank der Umsatz seit Beginn des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht auf umgerechnet 1,36 Milliarden Euro, dafür stieg der operative Gewinn um 9,3 Millionen Euro auf 47 Millionen Euro, wie Finanzchefin Louise Öfverström am Donnerstag bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen sagte. Die Umsatzrendite des Unternehmens mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee liegt nach Angaben der Schwedin damit bei 3,5 Prozent nach 2,7 Prozent im ersten und schon von der Pandemie geprägten Halbjahr 2020.
Överström nannte die wieder anziehende Investitionsbereitschaft als Hauptgrund für die aus ihrer Sicht sich wieder stabilisierende Gesamtlage des zum britischen Triebwerkshersteller Rolls-Royce gehörenden Unternehmens. „Wir haben die Erwartungen erfüllt, das Geschäft ist profitabel, und wir schauen optimistisch in die Zukunft“, erklärte Överström. Vom selbst gesetzen Ziel, eine Umsatzrendite von 15 Prozent zu erwirtschaften, ist RRPS jedoch nach wie vor weit entfernt. „Die momentane Marktsituation ist von großer Unsicherheit geprägt, die Pandemie kann wiederkehren“, erläuterte die Finanzchefin die Gründe für die dennoch positive Einschätzung des Ergebnisses. „Wir haben die Marge um 0,8 Prozentpunkte gesteigert – das ist ein klarer Anstieg im Hinblick auf den gleichgebliebenen Umsatz und die schwierige Marktsituation.“Langfristig halte RRPS am Ziel einer zweistelligen Umsatzrendite fest.
Vor allem unter der traditionsreichen Marke MTU baut RRPS am Bodensee Motoren und Antriebssysteme zur Energieerzeugung und für Schiffe sowie schwere Land-, Schienenund Militärfahrzeuge. Noch laufen viele Produkte auf Gas- und Dieselbasis, die Motoren sollen aber nach und nach auf erneuerbare und klimafreundliche Energie umgestellt werden. Diesen Bereich hat das Unternehmen erst in diesem Jahr in einem eigenen Geschäftsbereich zusammengefasst.
Nicht mehr zu RRPS gehört der norwegische Motorenbauer Bergen Engines. Nachdem die Regierung in Oslo im Frühjahr den Verkauf an die russische Transmashholding aus Sicherheitsgründen gestoppt hat, übernimmt nun der britische Maschinenbauer Langley das Unternehmen. Rolls-Royce erhält dafür 63 Millionen Euro, wie der britische Konzern am Dienstag mitteilte. Der jetzt vereinbarte Verkauf umfasst das Werk Bergen Engines, die Servicewerkstatt und die Gießerei in Norwegen sowie ein globales Servicenetz in mehr als sieben Ländern. Wie Överström am Donnerstag sagte, soll der Verkauf noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. „Wir freuen uns sehr, dass der Kauf nun beschlossene Sache ist. Langley ist ein langfristig orientierter Investor“, sagte die RRPS-Finanzchefin. „In dem Unternehmen hat Bergen Engines nun ein gutes Zuhause gefunden.“
Auch bei Rolls-Royce, dem Mutterkonzern von RRPS, läuft es nach Jahren der Krise wieder besser. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, verdiente der Triebwerkshersteller in den ersten sechs Monaten 2021 umgerechnet rund 461 Millionen Euro, nachdem er im Vorjahreszeitraum noch Verluste von mehr als fünf Milliarden Euro angehäuft hatte. Der Umsatz ging leicht um neun Prozent zurück auf etwas mehr als sechs Milliarden Euro. Wie RRPS-Finanzchefin Överström blickt auch RollsRoyce-Chef Warren East optimistisch in die Zukunft. Er rechnet in der zweiten Jahreshälfte wieder mit einem Umsatzwachstum. Und dank aktueller Auftragseingänge sollen sich auch die Erlöse im kommenden Jahr wieder an das Niveau aus den Vorkrisen annähern.