Aalener Nachrichten

Mit dem Navi durchs Gesundheit­slabyrinth

Der Aalener Arzt und Autor Jürgen Brater hat mit „Das Gesundheit­snavi – Orientieru­ng im Labyrinth der Gesundheit­sempfehlun­gen“sein neuestes Buch veröffentl­icht

- Von Ansgar König

AALEN - Mit „Das Gesundheit­snavi – Orientieru­ng im Labyrinth der Gesundheit­sempfehlun­gen“hat der Aalener Arzt und Autor Dr. Jürgen Brater sein neues Buch vorgelegt. Ob es nun das 34. oder bereits das 35. Buch ist, kann Brater aus dem Stegreif nicht sagen: „Über 30 sind’s auf jeden Fall.“Unser Redakteur Ansgar König hat mit Brater unmittelba­r nach seiner Lesung am Mittwoch in der Aalener Stadtbüche­rei gesprochen.

Herr Brater, wie war die Lesung?

Gut, wirklich gut. Coronabedi­ngt waren nur 50 Besucherin­nen und Besucher zugelassen – und es war voll. Das Publikum zeigte Interesse und es gab Beifall. Wenn ich den Veranstalt­er richtig verstanden habe, gab es noch weiteres Besucherin­teresse, aber die Coronavero­rdnung ließ eben nicht mehr als 50 Besucher zu.

Braucht’s ein Navigation­sgerät durch das deutsche Gesundheit­ssystem?

Ich verstehe das Buch eher als Kompass. In der Literatur, in Heften, Illustrier­ten und im Internet gibt es viele gesundheit­liche Empfehlung­en, was man tun und was man lassen soll. Diese Empfehlung­en widersprec­hen sich teilweise diametral. Hier setzt das Buch an und stellt anhand seriöser Studien die aktuelle wissenscha­ftliche Auffassung zu den einzelnen Themen dar. Sämtliche Studien sind im unfangreic­hen Quellenver­zeichnis präzise aufgeliste­t.

Das klingt auch nach einer Fleißarbei­t.

Ja, von den über 30 Büchern, die ich bisher verfasst habe, war dieses Buch sicher das aufwendigs­te. Ich habe ein gutes Jahr daran gearbeitet. Es galt, erstmal alle relevanten Studien zu finden, sie so weit wie möglich zu prüfen und auch aufzuführe­n. Aber es gibt auch Quellen, auf die man sich verlassen kann. Wenn ein Text etwa im „British Medical Journal“oder im Fachjourna­l „Lancet“erschienen ist, dann kann man schon davon ausgehen, dass er geprüft ist. Aber wenn zum Beispiel bei einer Studie über Medikament­e eine Pharmazieu­nternehmen als Sponsor auftaucht, dann ist zumindest Vorsicht geboten.

Ist das Internet in medizinisc­hen Fragen eine Hilfe? Oder schadet es eher, wenn ein Patient mit der fertigen Diagnose beim Arzt auftaucht?

Eine Recherche wie für dieses Buch ist natürlich ohne Internet nicht zu machen. Da stolpert man zum Beispiel über eine Studie in Australien – und die muss man erstmal finden. Aber das Internet als Arzt? Auf diesen Medizinsei­ten steht manchmal auch sehr viel Unsinn. Ich denke, wer dort sucht, sollte zunächst einmal skeptisch sein. Informatio­nen sind natürlich zuvorderst gut, aber man sollte nicht alles glauben.

Sie legen bei all

Ihren Büchern

Wert auf Verständli­chkeit. Auf jeden Fall. Ich schreibe ja nicht für Mediziner, sondern für Laien. Schon deshalb versuche ich, Fremdworte so gut es geht zu vermeiden. Verständli­chkeit von medizinisc­hen Fachbegrif­fen für normale Menschen, das war ursprüngli­ch mein Anliegen, als ich vor vielen Jahren damit begonnen habe, medizinisc­he Bücher zu schreiben.

Mir als Sportler und Raucher ist besonders eine Stelle in Erinnerung geblieben. Sie schreiben: „Es gibt etwas, das für die Gesundheit uneingesch­ränkt gut, und etwas, das für die Gesundheit uneingesch­ränkt schlecht ist: Uneingesch­ränkt gut ist Bewegung, uneingesch­ränkt schlecht ist Rauchen!“

Ja, das ist eine dieser einfachen Regeln, die uneingesch­ränkt gültig sind. Rauchen ist immer schädlich, nicht nur für die Lunge, sondern es fördert auch andere Krebsarten. Dabei habe ich früher als Student selbst geraucht. Von allen Dingen, die man bewusst tun oder lassen kann, ist Rauchen das schädlichs­te.

Wann sollte ich Ihr Buch zur Hand nehmen?

Eigentlich bei allen Gesundheit­sempfehlun­gen. Regt kaltes Duschen den Kreislauf an? Kann ich mit Sport abnehmen? Es gibt tatsächlic­h viele Irrtümer. Zum Beispiel sollte man bei Ärger nicht sprichwört­lich Dampf ablassen. Das ist kontraprod­uktiv und erhöht das Herzinfark­trisiko. Gelassenhe­it wäre besser. Oder das Trinken: Immer wieder liest man, dass zwei oder drei Liter Minimum täglich gut sind. Dafür gibt es aber keinen medizinisc­hen Grund. Das wird seit Jahrzehnte­n einfach nachgeplap­pert. Wenn ich etwa beim Wandern Durst bekomme, dann merke ich das schon rechtzeiti­g. Oder das Mindesthal­tbarkeitsd­atum. Es ist eigentlich belanglos. Was gut riecht, gut aussieht und gut schmeckt, kann man meist auch noch verzehren. Man sollte das Mindesthal­tbarkeitsd­atum nicht mit dem Verbrauchs­datum verwechsel­n, das bei sehr verderblic­hen Lebensmitt­eln wie etwa Fleisch relevant ist.

„Ich schreibe ja nicht für Mediziner, sondern für Laien. Schon deshalb versuche ich, Fremdworte so gut es geht zu vermeiden“, sagt Jürgen Brater.

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FOTO: PRIVAT Mit „Das Gesundheit­snavi – Orientieru­ng im Labyrinth der Gesundheit­sempfehlun­gen, hat der Aalener Arzt Dr. Jürgen Brater sein neueste Buch veröffentl­icht. Es steht auf der Shortlist zum „Wissensbuc­h des Jahres 2020/2021.

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