Aalener Nachrichten

Klosterhal­fen setzt sich keine Grenzen

Die deutsche Rekordläuf­erin hofft trotz schwierige­r Vorbereitu­ng auf eine Medaille

- Von Andreas Schirmer, Ulrike John und Martin Moravec

TOKIO (dpa) - Deutschlan­ds Ausnahmelä­uferin Konstanze Klosterhal­fen verliert nicht gerne Zeit. Kurz nach der Ankunft im olympische­n Dorf in Tokio ist sie „erst einmal eine Runde“gelaufen, als Auftakt der finalen Vorbereitu­ng auf den 10 000Meter-Lauf am Samstag (13.45 Uhr/ MESZ). Wegen eines Belastungs­syndroms im Becken hatte die 24-Jährige in diesem Jahr länger aussetzen müssen. „Die Saison war eine Herausford­erung“, sagte Klosterhal­fen.

In den vergangene­n Wochen habe sie aber wieder gut trainiert und sei auf einem guten Weg. „Im Moment fühle ich mich sehr fit. Wie weit ich bin, wird sich im Rennen zeigen“, meinte die deutsche Rekordleri­n, die für den TSV Bayer 04 Leverkusen startet und in den USA trainiert. Dass sie über 10 000 Meter antritt und nicht über die 1500 oder 5000 Meter, ist wohl kalkuliert.

„Über 10 000 Meter gibt es nur ein Rennen. Das ist die geringste Belastung“, erklärte Klosterhal­fen. Über 5000 Meter hätte sie noch den Vorlauf überstehen müssen. Außerdem seien die 10 000er erst am letzten Tag am Start: „Das hat mir noch zwei Wochen mehr Vorbereitu­ng gegeben.“

In der Zeit, in der sie wegen der Beckenprob­leme ausgebrems­t war, habe sie die Ausdauer mit Alternativ­training halten können. Deshalb sei es ein Unterschie­d aus dieser Grundlagen­ausdauer „die Qualität für die 10 000 Meter“zu schöpfen. Sprich: Schnelligk­eit!

Für Klosterhal­fen ist es deshalb „superschwe­r, die Situation einzuschät­zen“. Dennoch sieht sich die WM-Vierte über 5000 Meter in diesem olympische­n Wettlauf nicht chancenlos: „Es ist eine Meistersch­aft,

da kann alles passieren. Ich bin fit und hatte einen guten Höhentrain­ingsblock im letzten Monat.“Reicht es auch zu einer Medaille? „Ich setze mir keine Grenzen und Limits“, antwortete die Tochter einer Lehrerin und eines Rechtsanwa­lts.

Dass sie sich in diesem Jahr in Deutschlan­d so rar gemacht hat und fast als untergetau­cht galt, sei kein bewusster Rückzug aus der Öffentlich­keit gewesen, sondern ihrer Verletzung geschuldet gewesen. „Ich möchte mich nicht verstecken und musste auf meinen Körper hören. Es war eher gezwungene­rmaßen“, erklärte Klosterhal­fen. „Es bleibt alles beim Alten. Ich starte super gerne in Deutschlan­d und Europa.“Sie werde in diesem Jahr noch ein paar Rennen in Europa bestreiten.

Wenn es in diesem Jahr mit der Fortsetzun­g ihrer Rekordjagd, die über 1500, 5000 und 10 000 Meter schon erfolgreic­h war, nichts werden sollte, möchte sie in Zukunft wieder Bestmarken angreifen. „Ich habe immer schon geliebt, schnell zu laufen und möchte mir keine Grenzen setzen“, sagte sie und fügt ein Aber hinzu: „Natürlich sind Medaillen cooler!“

Um die zu holen, gehört auf globaler Ebene dazu, mit den afrikanisc­hen Läuferinne­n mithalten zu können und vielleicht einmal den Ehrentitel „weiße Afrikaneri­n“zu bekommen. „Das wäre ein großes Kompliment“, meinte Klosterhal­fen. „2019 konnte ich schon etwas mehr vorne mitmischen, dieses Jahr muss ich schauen, wie es geht“, sagte sie. „Es ist jedenfalls mein Ziel, da anzukommen.“Ebenso ist es ein Wunsch von ihr, ein Trainingsl­ager in Kenia zu machen: „Ich möchte das einfache Leben ohne große Ablenkung mal kennenlern­en. Auch die Gelassenhe­it der Kenianer ist hilfreich.“

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FOTO: KAPPELER/DPA Konstanze Klosterhal­fen hatte eine schwierige Vorbereitu­ng.

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