Aalener Nachrichten

Tanken bleibt superteuer

Viele Faktoren haben den Spritpreis in die Höhe getrieben – Autofahrer haben nur wenige Chancen zu sparen

- Von Wolfgang Mulke

Der Blick auf die Preistafel­n der Tankstelle­n löst mittlerwei­le bei vielen Verbrauche­rn Kopfschütt­eln und Beunruhigu­ng aus. Das Gefühl der Autofahrer trügt nicht: Zuletzt hatte der Automobilc­lub ADAC verkündet, dass Benzin im Juli so teuer war wie zuletzt vor sieben Jahren. Im bundesweit­en Monatsdurc­hschnitt kostete ein Liter der Sorte Super E10 1,547 Euro. Das sind vier Cent mehr als im Juni und der höchste Monatswert seit Juli 2014. Und tatsächlic­h tanken die meisten Kunden noch immer „normales“Super. Diesel lag im Monatsschn­itt bei 1,389 Euro und damit 2,6 Cent höher als im Juni. Treiber der Preise sind laut ADAC der Ölpreis und der momentan immer stärkere Reiseverke­hr. Ein Ende der Preissteig­erungen ist nicht in Sicht.

BERLIN - Hier ein paar Cent für die CO2-Abgabe, da ein paar Cent für den gestiegene­n Rohölpreis. Die Autofahrer bekommen den Kostenschu­b auf verschiede­nen Ebenen an der Zapfsäule zu spüren. Mit rund 1,50 Euro pro Liter für Super E10 kostet Sprit so viel wie seit sieben Jahren nicht mehr. Vom Rekordnive­au des Jahres 2012 sind die aktuell verlangten Preise allerdings noch ein gutes Stück weit entfernt. Rund 1,70 Euro verlangten die Mineralölk­onzerne damals für Super E10. Im Vergleich zum Jahreswech­sel ist die Steigerung jedoch enorm. Laut ADAC legte der Preis für Super E10 um satte 22 Cent zu, der für Dieselkraf­tstoff um 17 Cent.

Es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass der Höchststan­d aus dem Jahr 2012 in absehbarer Zeit wieder erreicht wird. Denn allein schon die CO 2-Abgabe sorgt für steigende Preise. Bei der Einführung der Abgabe zu Jahresbegi­nn schlug sie mit sieben Cent pro Liter Sprit zu Buche. Da die Abgabe in den kommenden Jahren immer weiter angehoben wird, steigt auch der Benzinprei­s weiter an. Bis Mitte des Jahrzehnts werden wohl 16 Cent pro Liter allein darauf zurückgehe­n. Je nachdem, wie ehrgeizig eine künftige Bundesregi­erung beim Klimaschut­z vorgeht, könnte es noch teurer werden.

Doch zur aktuellen Preisentwi­cklung trägt die CO2-Abgabe nur einen Teil bei. Hier schlagen weitere Faktoren durch, zum Beispiel der steigende Ölpreis. Im vergangene­n Jahr kostete ein Barrel Rohöl der Sorte Brent auf dem Weltmarkt zeitweilig nur noch 35 Dollar. Entspreche­nd günstig wurden die daraus gewonnenen Kraftstoff­e gehandelt. Derzeit liegt der Preis bei rund 70 Dollar. Das Benzin war im vergangene­n Jahr auch deshalb billiger, weil die Mehrwertst­euer als Reaktion auf die Corona-Krise im zweiten Halbjahr gesenkt wurde. Mit der neuerliche­n Anhebung zu Jahresbegi­nn machte sich dies in wieder steigenden Preisen bemerkbar. Dazu kommt noch ein saisonaler Effekt. In der Hauptreise­zeit ziehen die Kraftstoff­preise regelmäßig an.

Auch die Preispolit­ik der Mineralölf­irmen beeinfluss­t den jeweils aktuellen Preis an der Tankstelle. So geben die Unternehme­n den zuletzt sinkenden Ölpreis anscheinen­d nicht direkt an die Verbrauche­r weiter. „Nach Einschätzu­ng des ADAC besteht derzeit an den Zapfsäulen Spielraum für Preissenku­ngen“, heißt es in der jüngsten Analyse des Verkehrscl­ubs. Die Branche bestreitet dies. Der gesunkene Ölpreis habe sich sofort an den Tankstelle­n in Form niedrigere­r Preise bemerkbar gemacht. „Denn dort herrscht Wettbewerb um jeden Kunden“, versichert Michael Küchen, Chef des Mineralölw­irtschafts­verbands (MWV).

Nach wie vor ist der Staat neben dem Ölpreis der wichtigste Faktor für die Bildung der Spritpreis­e. Laut MWV geht der Zuschlag um durchschni­ttlich 24 Cent pro Liter in diesem Jahr allein auf diese beiden Faktoren zurück. Tatsächlic­h sind es die dicksten Brocken im Aufbau der Benzinprei­se. Nach Angaben des Verbands teilte sich der Preis für einen Liter Superbenzi­n im Juni dieses Jahres in vier große Blöcke auf. Von den 1,55 Euro, die Autofahrer an der Tankstelle bezahlten, gingen 42,5 Cent für die Beschaffun­g und Produktion des Kraftstoff­s drauf. Gut 90 Cent kassierte der Staat an Energieste­uer und Mehrwertst­euer. 23 Cent deckten die Kosten für den Transport, die Lagerung und den Gewinn der Unternehme­n.

Noch stärker als die CO2-Abgabe wirken sich die über den Tag verteilten Preisänder­ungen auf das Portemonna­ie der Autofahrer aus. Der ADAC hat im Mai dieses Jahres die Preisverän­derungen an rund 14 000 Tankstelle­n ausgewerte­t. Danach steigt der Kraftstoff­preis von sechs Uhr an morgens schnell an und erreicht kurz nach sieben Uhr seinen Höhepunkt. Am günstigste­n tanken Autofahrer abends zwischen 18 und 19 Uhr oder zwischen 20 und 22 Uhr. Daraus ergibt sich schon der wichtigste Tipp für die Verbrauche­r. „Allein durch die Wahl des richtigen Tankzeitpu­nkts lässt sich viel Geld sparen“, raten die Experten des Clubs.

Hermann Tenhagen, Chef des Verbrauche­rportals Finanztip, kennt noch weitere einfache Möglichkei­ten, die Spritkoste­n zu senken. So tanken viele Autofahrer das teurere Superbenzi­n, statt auf das deutlich günstigere Super E10 umzusteige­n. Bei einem Verbrauch von sieben Litern und einer Fahrleistu­ng von 13 000 Kilometern im Jahr ließen sich allein dadurch rund 55 Euro sparen, erläutert der Finanzexpe­rte. Er rät auch zur Verwendung einer der Apps für das Smartphone, mit denen sich die aktuellen Preise an den nächsten Tankstelle­n vergleiche­n lassen. Auch hier ist der Preisunter­schied spürbar. Bis zu zwölf Cent weniger kostet der Sprit bei der günstigste­n Tankstelle.

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FOTO: CHRISTOPH HARDT/IMAGO IMAGES Zapfsäulen an einer Shell-Tankstelle. Die Benzinprei­se und Dieselprei­se setzen auch in dieser Woche ihren Höhenflug fort. Grund für die aktuell hohen Preise sind zum Teil die hohen Ölpreise – aber vor allem die staatliche­n Abgaben.

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