Endlich wieder Kino
17 Monate hatte das Regina 2000 geschlossen– Jetzt flimmern wieder Filme über die Leinwand
ELLWANGEN - Aufgrund der Corona-Pandemie hat das Ellwanger Kino Regina 2000 im März 2020 schließen müssen. Im Oktober meldete die Geschäftsführung Insolvenz an. Doch die Ellwanger mussten nicht lange um ihr Kino bangen, denn RalfChristian Schweizer, der bereits drei Kinos in Heidenheim und Aalen betreibt, übernahm das Kino in kurzer Zeit als neuer Pächter.
Am vergangenen Donnerstag konnte das Regina 2000 in neuem altem Glanz seine Pforten wieder öffnen. „Cool“, fand der achtjährige Paul Lechner aus Ellwangen sein erstes echtes Kinoerlebnis mit Großleinwand und Popcorn seit Langem. „Ostwind“hat er sich zusammen mit seiner Oma angeschaut, die auch ganz begeistert war: „Es wurde dringend Zeit, dass das Kino wieder aufmacht, auch wenn hier und da vielleicht noch etwas aufgeräumt oder geputzt werden müsste. Aber das ist halb so schlimm, wenn dafür früher geöffnet werden konnte.“
Eine schnelle Eröffnung war auch Kinobetreiber Ralf-Christian Schweizer wichtig, der zum ersten Kinoabend in Ellwangen persönlich vorbeikam: „Ich habe mich bewusst für ein Soft-Opening mit vorerst nur drei Sälen entschieden. Unserem Team wird dann nach den ersten Tagen auffallen, was vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch zu verbessern ist. Da ist auch das Feedback
der Besucher ganz wichtig für uns.“Einen kleinen Schönheitsfehler entdeckte Schweizer mit seinen kritischen Augen aber gleich selbst: Ein Fußabtreter war locker und musste fixiert werden.
Schweizer war am ersten Kinoabend zwar durchaus noch etwas angespannt, da jeder neue Laden eine Herausforderung sei, die Freude über die Eröffnung war aber auch bei ihm groß: „Wir hatten bis zur letzten Minute viel Arbeit – und jetzt wollten wir endlich einfach mal anfangen und sind froh, dass es losgeht. Es bleibt spannend, ob die Leute auch gut finden, was wir gemacht haben.“
Dass sich im Kino durchaus etwas getan hat, fällt im Foyer sofort auf. Die ehemals blaue Decke und goldenen Säulen haben einen neuen Anstrich in dezentem Grau erhalten. Außerdem gibt es eine neue Theke mit Zapfanlage. Geblieben ist allerdings die rot-weiße Bemalung. „Man muss ja nicht alles ändern, was gut ist. Der Vermieterfamilie und mir war es außerdem wichtig, die Bemalung zu erhalten. Das ist schließlich auch ein Stück Kinogeschichte“, meinte Schweizer.
Den ersten Besuchern gefiel es jedenfalls, endlich wieder im Kino zu sein. Die Schüler Ben Lauermann aus Dinkelsbühl und Marius Sperha aus Dalkingen haben das Kino vermisst während der langen Zeit, in der es geschlossen war. Jetzt freuten sie sich, gemeinsam „Fast & Furious 9“ansehen zu können. Für
Ramona und Jürgen Kern aus Ellwangen war es fast schon „komisch“, nach so vielen Monaten wieder im Kino zu sitzen. „Es ist dann auch einfach wieder ein Stück Normalität, wenn so etwas wieder möglich ist. Jetzt schauen wir mal, wie es wird“, betonte Jürgen Kern. Nach über einem Jahr Wartezeit waren die beiden auf das „Kaiserschmarrndrama“gespannt. Für diesen Film kam auch Christine Beck aus Herrieden ins Kino: „Gott sei Dank, hat das Kino wieder auf. Ich habe es sehr vermisst. Zu Hause habe ich kein Netflix und Co., ich bin da nostalgisch und gehe viel lieber ins Kino.“
Auch hinter der Theke freute man sich über den Kinostart. Julia Geweiler aus Ellwangen ist neu im KinoTeam. Sie spürt nicht nur die Begeisterung der ersten Kinobesucher, sondern freute sich auch selbst. Genauso ihre Kollegin Jule Kucher aus Tannhausen: „Den Besuchern hat es allen total gefallen, wieder im Kino sein zu können, und auch ich finde es gut, dass es in Ellwangen wieder ein Kino gibt. Das Kino in Aalen ist einfach zu weit weg.“
Zwei kleine Wermutstropfen gab es bei all der Euphorie dann aber doch: Die Bestellung von Getränken und Snacks an den Platz ist nicht mehr möglich. Personell sei dies nicht mehr stemmbar, so Schweizer. Das Bestellsystem sei darüber hinaus zu großen Teilen defekt gewesen. Dafür könne man seinen Film aber jetzt in Ruhe genießen, ohne ständig von aufgehenden oder schließenden Türen gestört zu werden. Außerdem können Gutscheine des alten Betreibers nicht eingelöst werden. „Ich hätte das auch gerne anders geregelt“, bedauerte Schweizer, „aber wir haben keine Ahnung, welche Summen im Umlauf sind, und auch nicht das nötige Geld, um für alle ausgestellten Gutscheine des alten Betreibers aufzukommen. Wer einen Gutschein hat, kann sich an den zuständigen Insolvenzverwalter wenden.“
Für diese beiden Mankos gibt es aber überzeugende Alternativen. „Snacks und Getränke von der Theke schmecken weiterhin genauso gut“, fand Schweizer. Und wenn alte Gutscheine zwar nicht einlösbar sind, so kann dafür jeder Besucher immer fünf Prozent auf den Ticketpreis sparen, wenn er seinen Platz über die Website oder die App des Kinos kauft.
Dem langersehnten Kinoabend in Ellwangen steht demnach nichts mehr im Wege. Zu sehen sind im Regina 2000 vorerst die Filme „Fast & Furious 9“, „Kaiserschmarrndrama“, „Die Croods – Alles auf Anfang“, „The Suicide Squad“und „Ostwind 5 – Der große Orkan“. Für den Besuch bedarf es dann nur noch eines 3GNachweises. Hinzu kommen die Kontaktverfolgung und die Einhaltung der üblichen Hygienemaßnahmen. Maske ist nur bis zum Sitzplatz zu tragen.