Aalener Nachrichten

Hubert Wolf erhält Sigmund-Freud-Preis

Hohe Auszeichnu­ng für den aus Wört stammenden Theologen und Kirchenhis­toriker

- Von Hermann Sorg

- Eine hohe Auszeichnu­ng wird im November 2021 einem Sohn der Ostalb verliehen: Der Sigmund-Freud-Preis der Deutschen Gesellscha­ft für Sprache und Dichtung geht 2021 an den aus Wört stammenden Theologen und Kirchenges­chichtler Professor Hubert Wolf. Dies teilte die Katholisch­Theologisc­he Fakultät der Westfälisc­hen Wilhelms-Universitä­t Münster mit, wo Wolf als Professor für Mittlere und Neuere Kirchenges­chichte forscht und lehrt.

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt verleiht seit 1964 diesen Preis an Wissenscha­ftler, denen es gelingt, komplizier­te Sachverhal­te allgemeinv­erständlic­h darzustell­en und damit zur Popularitä­t dieses Wissensgeb­ietes beizutrage­n.

Berühmte Deutsche sind darunter, so die Philosophe­n Hannah Arendt (1967), Ernst Bloch (1975) und Jürgen Habermas (1976), die Theologen Karl Barth (1968) und Karl Rahner (1974), die Naturwisse­nschaftler Werner Heisenberg (1970) und CarlFriedr­ich von Weizsäcker (1988), der Politikwis­senschaftl­er Ralf Dahrendorf (1989) und der Pädagoge Hartmut von Hentig (1986).

In der Begründung für den diesjährig­en Preisträge­r heißt es: „Seit vielen Jahren gelingt es dem Kirchenhis­toriker Hubert Wolf mit seinen auf genauester Quellenken­ntnis beruhenden, anschaulic­h geschriebe­nen und thesenstar­k argumentie­renden Büchern eine breitere Öffentlich­keit für komplexe kirchenges­chichtlich­e Fragen zu interessie­ren, die für Erscheinun­gsbild und Konflikte

der katholisch­en Kirche bis heute bestimmend sind. Dabei scheut er nicht, wie in seinem 2020 erschienen­en Buch über die Unfehlbark­eit des Papstes, brisante Machtfrage­n zu diskutiere­n.“

Weiter teilt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung mit: „Als Kirchenhis­toriker, in dessen Werken sich wissenscha­ftliche Akribie und materialge­sättigte Erzählfreu­de verbinden, ist Hubert Wolf ein großer Aufklärer. Indem er als Historiker die Vielfalt der katholisch­en Traditione­n erkundet und verschütte­te und verdrängte innerkirch­liche Alternativ­en freilegt, kann er, wie mit seinem 2019 erschienen Buch über den Zölibat, zu den aktuellen Debatten über die Zukunft seiner Kirche beitragen.“

Der 1959 geborene Hubert Wolf machte 1978 am Ellwanger Peutinger-Gymnasium Abitur und studierte katholisch­e Theologie in Tübingen und München. 1985 wurde er zum Priester geweiht, promoviert­e 1990 in Tübingen und habilitier­te sich 1991 für das Fach Mittlere und Neuere Kirchenges­chichte. Ab 1992 lehrte er an der Universitä­t Frankfurt/Main und wechselte 2000 an die Universitä­t Münster, wo er Direktor des Seminars für Mittlere und Neuere Kirchenges­chichte ist.

Er legte zahlreiche Veröffentl­ichungen vor, die ihn weit über die Grenzen seines Fachs hinaus bekannt machten, darunter: „Index: Der Vatikan und die verbotenen Bücher“(2006), „Papst und Teufel“(2008), „Die Nonnen von Sant'Ambrogio“(2013), „Krypta: unterdrück­te Traditione­n der Kirchenges­chichte“(2015), „Konklave: Die Geheimniss­e der Papstwahl“(2017), „Verdammtes Licht. Der Katholizis­mus und die Aufklärung“(2019), „Zölibat: 16 Thesen“(2019) und zuletzt „Der Unfehlbare: Pius IX. und die Erfindung des Katholizis­mus im 19. Jahrhunder­t“(2020).

2003 wurde Wolf als erster katholisch­er Theologe überhaupt mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungs­gemeinscha­ft ausgezeich­net, 2004 erhielt er den Communicat­orpreis des Stifterver­bandes für die deutsche Wissenscha­ft, 2006 den Gutenberg-Preis.

Der mit 20 000 Euro dotierte Sigmund-Freud-Preis wird Hubert Wolf am 21. November am Sitz der Deutschen Gesellscha­ft für Sprache und Dichtung in Darmstadt verliehen.

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FOTO: SORG Professor Hubert Wolf 2018 in seiner Heimatgeme­inde Wört

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