Erst nach negativem Test geht’s ins Kino
Im Kinopark läuft es gut – Für das Sancho y Pancho gibt es mehrere Interessenten.
- Für die von den Aalener Stadtwerken betriebenen Freibäder ist der Sommer alles andere als ein Highlight gewesen. Das mitunter durchwachsene Wetter spielte hingegen den Kinobetreibern in die Karten. Seit über einem Monat hat der Kinopark in Aalen nach acht Monaten Lockdown wieder auf. Und Ralf-Christian Schweizer, der am vergangenen Donnerstag das Regina 2000 in Ellwangen neu eröffnete und überdies das Capitol & Kinocenter in Heidenheim betreibt, ist mehr als zufrieden. Weniger schön sei es allerdings, dass die Gastronomie Sancho y Pancho im Kinopark nicht mehr ihre Pforten öffnet. Auf der Suche nach einem Nachpächter sei er allerdings bereits mit mehreren Interessenten im Gespräch.
Mitte Mai, als es spruchreif war, dass Ralf-Christian Schweizer das insolvente Ellwanger Kino in der Karlstraße als Nachpächter übernimmt, wollte der 55-Jährige keine Prognose abgeben, wann er seine Filmtheater wieder öffnen darf. Klar war allerdings, dass er nur unter vernünftigen Rahmenbedingungen aufmacht. Sofern keine 50-prozentige Auslastung möglich sei, lasse er seine Kinos lieber zu, sagte er damals.
Den Kinopark in Aalen hat er zum 1. Juli wieder aufgemacht. Nach so langer Zeit der Zwangsschließung sei das Hochfahren des Betriebs ein Kraftakt gewesen. Eine Woche lang sei eine Putzkolonne damit beschäftigt gewesen, den Kinopark auf Hochglanz zu polieren. Auch die Ware für die Theke, bei der seit über einem Monat wieder Popcorn, Chips, Nachos & Co. über den Tresen wandern, musste eingekauft werden. Überdies mussten der Server wieder hochgefahren und die Technik zum Abspielen der Filme auf Leinwand gecheckt werden, sagt Schweizer. Doch dieser Aufwand habe sich gelohnt. Die Bürger hätten sich nach einer langen Zeit des Eingesperrtseins wieder auf ein Stück Normalität gefreut und trotz der Konkurrenz von Netflix und Co. das Kino nicht vergessen. Gemeinsam mit anderen einen der derzeit 15 Streifen auf einer großen Leinwand zu sehen, sei halt doch etwas anderes als ein Filmabend zu Hause.
Überdies habe die 3G-Regel, also die Vorgabe, dass die Besucher geimpft, genesen oder negativ getestet sein müssen, vieles vereinfacht, sagt Schweizer. „Dadurch können wir die Besucher auch nebeneinander platzieren und müssen nicht auf den Mindestabstand achten.“Auf diese Weise sei es möglich, alle sieben Kinosäle bis zu 60 Prozent auszulasten. Diese maximale Belegung sei jedoch vorgeschrieben, mehr sei nicht drin.
Die Kontrolle der 3G-Regel wird im ersten Stock abgewickelt. Hier haben Besucher auch die Möglichkeit, sich kostenlos testen zu lassen, sagt Schweizer. Und dieses Serviceangebot würden viele in Anspruch nehmen. Sich vor Ort testen lassen zu können, sei einfacher, als sich vorher an einer anderen Teststation einen negativen Nachweis zu holen. Wer sich jedoch vor dem Kinobesuch testen lassen möchte, sollte mindestens eine halbe Stunde vor Filmbeginn einplanen, sagt Schweizer aus Erfahrung vom vergangenen Wochenende, an dem die Teststation nahezu ausgelastet gewesen sei.
Positiv findet es Schweizer, dass immer mehr Bürger geimpft sind. Und er hofft, dass sich auch Impfgegner oder Skeptiker den Piks verpassen lassen. Alles andere sei für Nicht-Geimpfte irgendwann alternativlos, weil sie nicht mehr am normalen Leben teilnehmen dürfen, sagt Schweizer. Ein Wunsch von ihm sei es auch, dass das Landratsamt Ostalbkreis im Kinopark nochmals eine Impfaktion startet. Die Impfaktion am 23. Juli sei positiv angenommen worden. „Rund 200 Besucher haben sich impfen lassen.“
Trotz der 3G-Regel werde nach wie vor akribisch auf die Hygieneregeln geachtet. Neben guten Lüftungsanlagen
seien überall Spender zur Handdesinfektion installiert. Auch die Maske müssen Besucher solange tragen, bis sie im Kinosaal an ihrem Platz sitzen. Dort könne der Mund-NasenSchutz abgenommen werden. Nach wie vor eine große Rolle spiele außerdem die Kontaktnachverfolgung.
Dass das Restaurant Sancho y Pancho im Kinopark nicht mehr seine Pforten öffnet, finden nicht nur viele Gäste schade, sondern auch Schweizer bedauert die Geschäftsaufgabe. 15 Jahre lang sind hier Kinobesucher vor oder nach der Filmvorstellung einund ausgegangen. Auch Nicht-Kinobesucher haben sich gerne in dem mit Palmen und Sombreros eingerichteten Lokal aufgehalten und hier mexikanische Spezialitäten und Cocktails genossen. Der Mietvertrag mit Zeki Solmaz, alias Pancho, läuft laut Schweizer Ende September aus. Bis dahin müsse der Pächter, der nach wie vor die Wilhelmshöhe inklusive Biergarten als Steakhouse betreibt, die angefangenen Sanierungsarbeiten im Sanitärbereich und die Renovierungsarbeiten im Innern des Lokals zu Ende bringen. Coronabedingt habe er im Kinopark nicht die Segel gestrichen. Vielmehr wolle er sich auf sein Lokal in der Stuttgarter Straße konzentrieren, sagt Schweizer.
Derzeit sei er auf der Suche nach einem Nachpächter. Anfragen von mehreren Gastronomen aus der Region seien bei ihm bereits aufgeschlagen. Um wen es sich bei den Interessenten handelt, will er nicht sagen. Ihm sei es allerdings wichtig, dass die künftige Gastronomie – auch preislich – zum Konzept des Kinoparks passt. „Einen Gourmettempel oder Sternekoch brauchen wir hier nicht.“Ansonsten sei er von Pasta und Pizza über Burger bis hin zu mexikanischem Essen für alles offen. Je nach Pächter müsse das Lokal dann für die Bedürfnisse des Gastronomen einrichtungstechnisch umfunktioniert werden.
Unabhängig von einem baldigen Betrieb der Gastronomie hofft Schweizer vor allem, den Kinobetrieb aufrechterhalten zu können und nicht coronabedingt wieder schließen zu müssen. Mit Bauchweh denkt er an Urlauber, die derzeit nicht nur auf Mallorca zu lässig mit Covid-19 umgehen. Dass es im Herbst zu einer vierten Welle kommen könnte, bereitet ihm Sorgen. „Einen dritten Lockdown überstehen wir alle nicht. Wenn ein solcher kommt, ist das das Aus. Nicht nur für die Kinobetreiber, sondern auch für die Gastronomie und den Einzelhandel.“
„Ein dritter Lockdown wäre das Aus. Nicht nur für Kinobetreiber, sondern auch für die Gastronomie und den Einzelhandel“, sagt Ralf-Christian Schweizer.
„Die künftige Gastronomie muss zum Konzept des Kinoparks passen. Einen Sternekoch brauchen wir hier nicht“, sagt der Kinobetreiber und Vermieter.