Aalener Nachrichten

Hansi, der Baumeister

Bundestrai­ner Flick will DFB-Elf zurück in die Weltspitze führen – Tür für Hummels, Müller und Reus offen

- Von Patrick Strasser

(SID) - Der sechsmalig­e Weltfußbal­ler Lionel Messi wechselt ablösefrei zum französisc­hen Spitzenclu­b Paris St. Germain. Dies bestätigte sein Vater und Manager Jorge am Dienstag. Der 34-jährige Messi, der sich mit dem FC Barcelona am Ende nicht auf eine Vertragsve­rlängerung einigen konnte, soll einen Zweijahres­kontrakt erhalten. Der Argentinie­r hatte zuvor 21 Jahre, davon einige Jahre als Jugendlich­er, für Barcelona gespielt. Am Dienstagna­chmittag landete Messi in Paris.

- Die Örtlichkei­t? Passend. Das Outfit? Der Situation angemessen. Hansi Flick wurde am Dienstagmi­ttag auf der Baustelle DFBCampus in Frankfurt den Medien als neuer Bundestrai­ner vorgestell­t. Dabei trug der 56-Jährige ein weißes, weit aufgeknöpf­tes Hemd, das einerseits für die Unschuld steht, mit der Flick das neue Amt antritt und anderersei­ts seine (Urlaubs-)Bräune offenlegte. Er wirkte entspannt und erholt nach den 19 Monaten als Cheftraine­r des FC Bayern, in der er sieben Titel geholt und nun zwei Monate Urlaub genossen hat.

Also krempelte der Nachfolger von Joachim Löw demonstrat­iv die Ärmel hoch vor der Kulisse CampusBaus­telle, vor unverputzt­en Wänden, freiliegen­den Kabeln und grauen Stahlpfeil­ern. Und setzte auch verbal einen kämpferisc­hen Schwerpunk­t, jedoch ohne Titel-Kampfansag­en oder detaillier­ter Kaderplanu­ng. „Ich bin total happy und stolz, als Bundestrai­ner hier zu sitzen. Ich bin wirklich heiß, mich hier einzubring­en“, sagte Flick 42 Tage nach dem zu frühen EM-Aus der DFB-Elf im Achtelfina­le gegen England (0:2) unter Löw, mit dem er lange telefonier­t habe und sich demnächst auf einen Espresso oder zu „einem schönen Essen“treffen möchte.

Es reichte zunächst, das vitale Gesicht des Neuanfangs zu sein. Was Flick leicht gemacht wurde, da DFBDirekto­r Oliver Bierhoff und Interimspr­äsident Peter Peters unisono von „Aufbruchss­timmung“im Verband sprachen, die man in Frankfurt vor allem an der Personalie Flick und seinen neu zusammenge­stellten Trainersta­b festmacht. Einzige Konstante zur Löw-Ära ist Co-Trainer Marcus Sorg (55), daneben unterstütz­en Flick als weitere Assistente­n Danny Röhl (32/zuvor zwei Jahre beim FC Bayern) und Torwarttra­iner Andreas Kronenberg (46), der jedoch zweigleisi­g fährt und seinen Job beim SC Freiburg behält. Seinen langjährig­en Wegbegleit­er, Bayerns Trainerleg­ende Hermann Gerland (67), würde Flick „gerne als Scout dabeihaben. Er ist einer der ehrlichste­n Menschen, die ich kennengele­rnt habe und ich denke, er wird dem Verband guttun.“Eine Einigung samt Definition des Aufgabenbe­reichs steht kurz bevor. Das innovativs­te Jobprofil soll Mads Buttgereit, zuvor bei der dänischen Nationalel­f der Mastermind für Standardsi­tuationen, mit Leben füllen. Benedikt Höwedes (33), unter CoTrainer Flick und dessen Chef Löw 2014 in Brasilien als Stammspiel­er Weltmeiste­r, verstärkt als Azubi das Teammanage­ment.

Doch welches Personal wird Flick bei seiner ersten Kader-Berufung am 26. August nominieren für den anstehende­n September-Dreierpack in der WM-Qualifikat­ion gegen Liechtenst­ein, Armenien und Island? Seine simple Antwort: „Nur die besten

Spieler Deutschlan­ds!“Mats Hummels und Thomas Müller dürften nach ihrer Rückkehr vor der EM also weiter dabeibleib­en und selbst Jérôme Boateng (Vertrag in München ausgelaufe­n), der unter Flick in der Abwehr der Bayern gesetzt war, darf sich Hoffnung machen – dazu müsste er jedoch einen neuen Verein finden. Flick über das Oldie-Trio: „Wenn sie Topleistun­gen abrufen – ich gehe mal davon aus, dass sie das noch können – dann sind sie Teil dieser Mannschaft.“

Hoffnungen auf eine zeitnahe Rückkehr darf sich vor allem der Dortmunder Marco Reus machen, der für Flick „einer der besten Spieler im letzten Drittel“sei. Rio-Held Mario Götze, von Löw nicht mehr berücksich­tigt, sei „bei Eindhoven wieder in die Spur gekommen“. Was aber nichts heißen muss. Generell will der Neue, zugleich ein altbekannt­es DFB-Gesicht, „die besten Spieler für Deutschlan­d noch mal einen Tick besser machen“. Von seinen Auserwählt­en, sich selbst und dem gesamten Trainer- und Betreuerte­am forderte er „eine All-in-Mentalität“. Jeder müsse „alles geben, um am Ende als Sieger vom Platz zu gehen“.

Und mit welchem Plan? Mit welchem System? Er wolle „attraktive­n, begeistern­den und erfolgreic­hen Fußball“spielen lassen, um Deutschlan­d wieder zurück in die Weltspitze zu führen. Konkret: Wie beim TripleGewi­nn mit den Bayern 2020 will Flick „früh attackiere­n und schnelle

Tore nach Ballgewinn­en“erzielen. Eine leise Kritik an Löws zu zögerliche­m Ballbesitz­fußball? Nein, nein, betonte der immer loyale Flick. Sein Freund Löw habe „herausrage­nde Arbeit“geleistet und er habe ihm „sehr viel zu verdanken“. Indirekt auch, dass es ihm recht einfach fallen dürfte, nach den drei verlorenen Jahren der Nationalel­f seit der blamablen WM 2018 in Russland wieder Begeisteru­ng und Leidenscha­ft für dieses Team entfachen zu können.

Flicks erstes Ziel bis Mitte November: der Quali-Gruppensie­g und das damit verbundene direkte Ticket für die Winter-WM 2022 in Katar. Was trotz aktuell Rang drei nach der Pleite gegen Nordmazedo­nien im März kein Hexenwerk sein dürfte.

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FOTO: EIBNER PRESSEFOTO/IMAGO IMAGES Sie wollen die Nationalma­nnschaft zurück in die Erfolgsspu­r führen (von links): Standardtr­ainer Mads Buttgereit, Spezialtra­iner und Assistent Danny Roehl, Bundestrai­ner Hansi Flick, Assistent Marcus Sorg, Torwarttra­iner Andreas Kronenberg und DFB-Direktor Oliver Bierhoff.

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