Hansi, der Baumeister
Bundestrainer Flick will DFB-Elf zurück in die Weltspitze führen – Tür für Hummels, Müller und Reus offen
(SID) - Der sechsmalige Weltfußballer Lionel Messi wechselt ablösefrei zum französischen Spitzenclub Paris St. Germain. Dies bestätigte sein Vater und Manager Jorge am Dienstag. Der 34-jährige Messi, der sich mit dem FC Barcelona am Ende nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen konnte, soll einen Zweijahreskontrakt erhalten. Der Argentinier hatte zuvor 21 Jahre, davon einige Jahre als Jugendlicher, für Barcelona gespielt. Am Dienstagnachmittag landete Messi in Paris.
- Die Örtlichkeit? Passend. Das Outfit? Der Situation angemessen. Hansi Flick wurde am Dienstagmittag auf der Baustelle DFBCampus in Frankfurt den Medien als neuer Bundestrainer vorgestellt. Dabei trug der 56-Jährige ein weißes, weit aufgeknöpftes Hemd, das einerseits für die Unschuld steht, mit der Flick das neue Amt antritt und andererseits seine (Urlaubs-)Bräune offenlegte. Er wirkte entspannt und erholt nach den 19 Monaten als Cheftrainer des FC Bayern, in der er sieben Titel geholt und nun zwei Monate Urlaub genossen hat.
Also krempelte der Nachfolger von Joachim Löw demonstrativ die Ärmel hoch vor der Kulisse CampusBaustelle, vor unverputzten Wänden, freiliegenden Kabeln und grauen Stahlpfeilern. Und setzte auch verbal einen kämpferischen Schwerpunkt, jedoch ohne Titel-Kampfansagen oder detaillierter Kaderplanung. „Ich bin total happy und stolz, als Bundestrainer hier zu sitzen. Ich bin wirklich heiß, mich hier einzubringen“, sagte Flick 42 Tage nach dem zu frühen EM-Aus der DFB-Elf im Achtelfinale gegen England (0:2) unter Löw, mit dem er lange telefoniert habe und sich demnächst auf einen Espresso oder zu „einem schönen Essen“treffen möchte.
Es reichte zunächst, das vitale Gesicht des Neuanfangs zu sein. Was Flick leicht gemacht wurde, da DFBDirektor Oliver Bierhoff und Interimspräsident Peter Peters unisono von „Aufbruchsstimmung“im Verband sprachen, die man in Frankfurt vor allem an der Personalie Flick und seinen neu zusammengestellten Trainerstab festmacht. Einzige Konstante zur Löw-Ära ist Co-Trainer Marcus Sorg (55), daneben unterstützen Flick als weitere Assistenten Danny Röhl (32/zuvor zwei Jahre beim FC Bayern) und Torwarttrainer Andreas Kronenberg (46), der jedoch zweigleisig fährt und seinen Job beim SC Freiburg behält. Seinen langjährigen Wegbegleiter, Bayerns Trainerlegende Hermann Gerland (67), würde Flick „gerne als Scout dabeihaben. Er ist einer der ehrlichsten Menschen, die ich kennengelernt habe und ich denke, er wird dem Verband guttun.“Eine Einigung samt Definition des Aufgabenbereichs steht kurz bevor. Das innovativste Jobprofil soll Mads Buttgereit, zuvor bei der dänischen Nationalelf der Mastermind für Standardsituationen, mit Leben füllen. Benedikt Höwedes (33), unter CoTrainer Flick und dessen Chef Löw 2014 in Brasilien als Stammspieler Weltmeister, verstärkt als Azubi das Teammanagement.
Doch welches Personal wird Flick bei seiner ersten Kader-Berufung am 26. August nominieren für den anstehenden September-Dreierpack in der WM-Qualifikation gegen Liechtenstein, Armenien und Island? Seine simple Antwort: „Nur die besten
Spieler Deutschlands!“Mats Hummels und Thomas Müller dürften nach ihrer Rückkehr vor der EM also weiter dabeibleiben und selbst Jérôme Boateng (Vertrag in München ausgelaufen), der unter Flick in der Abwehr der Bayern gesetzt war, darf sich Hoffnung machen – dazu müsste er jedoch einen neuen Verein finden. Flick über das Oldie-Trio: „Wenn sie Topleistungen abrufen – ich gehe mal davon aus, dass sie das noch können – dann sind sie Teil dieser Mannschaft.“
Hoffnungen auf eine zeitnahe Rückkehr darf sich vor allem der Dortmunder Marco Reus machen, der für Flick „einer der besten Spieler im letzten Drittel“sei. Rio-Held Mario Götze, von Löw nicht mehr berücksichtigt, sei „bei Eindhoven wieder in die Spur gekommen“. Was aber nichts heißen muss. Generell will der Neue, zugleich ein altbekanntes DFB-Gesicht, „die besten Spieler für Deutschland noch mal einen Tick besser machen“. Von seinen Auserwählten, sich selbst und dem gesamten Trainer- und Betreuerteam forderte er „eine All-in-Mentalität“. Jeder müsse „alles geben, um am Ende als Sieger vom Platz zu gehen“.
Und mit welchem Plan? Mit welchem System? Er wolle „attraktiven, begeisternden und erfolgreichen Fußball“spielen lassen, um Deutschland wieder zurück in die Weltspitze zu führen. Konkret: Wie beim TripleGewinn mit den Bayern 2020 will Flick „früh attackieren und schnelle
Tore nach Ballgewinnen“erzielen. Eine leise Kritik an Löws zu zögerlichem Ballbesitzfußball? Nein, nein, betonte der immer loyale Flick. Sein Freund Löw habe „herausragende Arbeit“geleistet und er habe ihm „sehr viel zu verdanken“. Indirekt auch, dass es ihm recht einfach fallen dürfte, nach den drei verlorenen Jahren der Nationalelf seit der blamablen WM 2018 in Russland wieder Begeisterung und Leidenschaft für dieses Team entfachen zu können.
Flicks erstes Ziel bis Mitte November: der Quali-Gruppensieg und das damit verbundene direkte Ticket für die Winter-WM 2022 in Katar. Was trotz aktuell Rang drei nach der Pleite gegen Nordmazedonien im März kein Hexenwerk sein dürfte.