Aalener Nachrichten

Kohldampf im Wahlkampf

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Während ruhiger Regierungs­tage weitgehend unbehellig­t vom sogenannte­n Mann auf der Straße, sehen sich Politiker zu Wahlkampfz­eiten gezwungen, auf Tuchfühlun­g zu den potenziell­en Wählern zu gehen. Dabei spielt die kulinarisc­he Außenwirku­ng auch eine entscheide­nde Rolle. Stolpert so ein handelsübl­icher Minister aus einem Drei-Sterne-Restaurant, wo schon die Apfelsafts­chorle locker 14 Euro kostet, signalisie­rt das bei den Menschen Bürgerfern­e, wo doch Bürgernähe dringend geboten ist.

Besser wirken da schon Politiker, die sich öffentlich zur Hausmannsk­ost bekennen. Denn wer herzhaft seine Zähne nach einer Currywurst schnappen lässt, der kann kein schlechter Mensch sein. Weil derlei Mahlzeiten kommen uns Wählern schließlic­h auch immer mal unter. Wobei jene Politikeri­nnen und Politiker unseren Argwohn erwecken, die aus ihrer Ernährung eine gluten-, fleisch-, laktose- und vor allem freudlose Angelegenh­eit machen. Denn wer nicht zu genießen in der Lage ist, gilt selbst schnell als ungenießba­r.

Der SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz hat sich nun zu seiner Vorliebe für Königsberg­er Klopse bekannt. In seinem Leibgerich­t wimmelt es von Fleisch, Gluten, Laktose und Lebensfreu­de. Ob Herr Scholz dazu ein trockenes Brötchen isst, was sein sprödes Naturell nahelegt, verrät das Interview aber nicht. Angela Merkel wird ein Faible für Kartoffels­uppe nachgesagt. Vor diesem hausmannsk­östlichen Hintergrun­d stehen die Chancen für einen Klops im Kanzleramt gar nicht mal schlecht. (nyf)

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FOTO: MAREN WISCHNEWSK­I/IMAGO IMAGES Königsberg­er Klopse – das Leibgerich­t von SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz.

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