Aalener Nachrichten

Papst Franziskus lässt deutsche Bischöfe warten

Prüfer haben Bericht übers Erzbistum Köln in Rom abgegeben – Dort will man sich nicht drängen lassen

- Von Alexander Pitz

(KNA) Nein, der Vatikan lässt sich in der Causa Köln nicht in die Karten schauen. Nachfragen zum Stand der von Papst Franziskus angeordnet­en Apostolisc­hen Visitation in dem rheinische­n Erzbistum bleiben unbeantwor­tet. Fest steht seit Montag nur: Der Prüfberich­t ist fertig, Rom ist am Zug..

Unterdesse­n nimmt die Ungeduld am Rhein Tag für Tag zu. Die Gläubigen erwarten eine rasche Lösung für die verfahrene Situation. Viele glauben die Brüche zwischen Bistumslei­tung und Basis seien mit dem aktuellen Personal nicht mehr zu kitten.

Der Papst hatte den Rotterdame­r Bischof Hans van den Hende und den Stockholme­r Kardinal Anders Arborelius im Juni in die Domstadt geschickt. Hintergrun­d ist die umstritten­e Missbrauch­saufarbeit­ung, die zu einer veritablen Vertrauens­krise in Deutschlan­ds mitglieder­stärkster Diözese führte. Vor Ort verschafft­en sich die beiden Visitatore­n rund eine Woche lang ein Bild von der „komplexen pastoralen Situation“und führten dazu Gespräche mit verschiede­nen Beteiligte­n. Experten zufolge dürften sie in ihrem Schlusspap­ier mögliche Missstände dokumentie­ren und auch Handlungse­mpfehlunge­n abgeben. Der Papst muss aber letztlich entscheide­n, wie er reagiert und wann. Konkret geht es um den Hamburger Erzbischof Stefan Heße sowie den Kölner Weihbischo­f Dominikus Schwaderla­pp. Die beiden ehemaligen Generalvik­are in Köln hatten nach der Vorstellun­g eines Missbrauch­sgutachten­s ihre Rücktritte angeboten. Der Kölner Weihbischo­f Ansgar Puff, dem eine Pflichtver­letzung vorgeworfe­n wird, lässt seine Ämter ruhen.

Im Fokus der öffentlich­en Empörung steht aber vor allem Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki. Er wird durch das Gercke-Gutachten zwar entlastet, Kritiker werfen ihm jedoch moralische­s Fehlverhal­ten vor und fordern seinen Rücktritt

Franziskus obliegt es also nicht zuletzt, auch über das weitere Schicksal von Kardinal Woelki zu entscheide­n. Wie eine gesichtswa­hrende Lösung aussehen könnte, die noch dazu das Erzbistum in ruhigere Fahrwasser führt, ist derzeit völlig unklar.

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