Papst Franziskus lässt deutsche Bischöfe warten
Prüfer haben Bericht übers Erzbistum Köln in Rom abgegeben – Dort will man sich nicht drängen lassen
(KNA) Nein, der Vatikan lässt sich in der Causa Köln nicht in die Karten schauen. Nachfragen zum Stand der von Papst Franziskus angeordneten Apostolischen Visitation in dem rheinischen Erzbistum bleiben unbeantwortet. Fest steht seit Montag nur: Der Prüfbericht ist fertig, Rom ist am Zug..
Unterdessen nimmt die Ungeduld am Rhein Tag für Tag zu. Die Gläubigen erwarten eine rasche Lösung für die verfahrene Situation. Viele glauben die Brüche zwischen Bistumsleitung und Basis seien mit dem aktuellen Personal nicht mehr zu kitten.
Der Papst hatte den Rotterdamer Bischof Hans van den Hende und den Stockholmer Kardinal Anders Arborelius im Juni in die Domstadt geschickt. Hintergrund ist die umstrittene Missbrauchsaufarbeitung, die zu einer veritablen Vertrauenskrise in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese führte. Vor Ort verschafften sich die beiden Visitatoren rund eine Woche lang ein Bild von der „komplexen pastoralen Situation“und führten dazu Gespräche mit verschiedenen Beteiligten. Experten zufolge dürften sie in ihrem Schlusspapier mögliche Missstände dokumentieren und auch Handlungsempfehlungen abgeben. Der Papst muss aber letztlich entscheiden, wie er reagiert und wann. Konkret geht es um den Hamburger Erzbischof Stefan Heße sowie den Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp. Die beiden ehemaligen Generalvikare in Köln hatten nach der Vorstellung eines Missbrauchsgutachtens ihre Rücktritte angeboten. Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff, dem eine Pflichtverletzung vorgeworfen wird, lässt seine Ämter ruhen.
Im Fokus der öffentlichen Empörung steht aber vor allem Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki. Er wird durch das Gercke-Gutachten zwar entlastet, Kritiker werfen ihm jedoch moralisches Fehlverhalten vor und fordern seinen Rücktritt
Franziskus obliegt es also nicht zuletzt, auch über das weitere Schicksal von Kardinal Woelki zu entscheiden. Wie eine gesichtswahrende Lösung aussehen könnte, die noch dazu das Erzbistum in ruhigere Fahrwasser führt, ist derzeit völlig unklar.