Aalener Nachrichten

Zukunftsfe­ld Klimatechn­ik

Warum Ökoprodukt­e nicht immer Exportschl­ager sind

- Von Hannes Koch

- Ihre Klimaschut­zprogramme bewerben EU-Präsidenti­n Ursula von der Leyen oder die bundesdeut­schen Grünen gerne auch mit Wachstums- und Arbeitspla­tzargument­en. Ökonomisch­e Erfolge seien aber keine Selbstläuf­er, warnt nun das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln in einer neuen Studie. „Der Exporterfo­lg von Gütern zur Herstellun­g erneuerbar­er Energie enttäuscht“, lautet die Überschrif­t.

Die IW-Ökonomen Jürgen Matthes und Thilo Schaefer vergleiche­n den deutschen Export mit der Ausfuhr Chinas auf den Weltmarkt. Ergebnis: Während „China seine Exportmark­tanteile beständig ausbaut“, steigen die deutschen Verkäufe ins Ausland nur leicht oder gehen in manchen Marktsegme­nten sogar zurück. Daraus leiten die Forscher den Rat ab, staatliche­s Geld vor allem dort zu investiere­n, wo deutsche Unternehme­n technologi­sche Vorteile behaupten könnten.

Die Studie trifft auf die aktuelle Debatte über die Klima- und Finanzpoli­tik der kommenden Jahre. Besonders die Grünen fordern ein umfangreic­hes, staatliche­s Modernisie­rungsprogr­amm im Umfang von 50 Milliarden Euro jährlich. IW-Chef Michael Hüther sowie andere Ökonominne­n und Ökonomen unterstütz­en diesen Ansatz. Zu den Kritikern gehört unter anderem Veronika Grimm, Wirtschaft­sprofessor­in der Uni Erlangen-Nürnberg und Beraterin der Bundesregi­erung. Sie empfiehlt, der Staat solle sich nur um den gesetzgebe­rischen Rahmen kümmern, Technologi­eentscheid­ungen und Investitio­nen seien dagegen Sache der Unternehme­n.

Ein gemischtes, kein durchweg negatives Bild zeichnet die IW-Studie. Der deutsche Export von Solarmodul­en ist demnach zwischen 2010 und 2019 von 8,5 Milliarden Dollar auf 2,5 Milliarden eingebroch­en. Auch die chinesisch­en Ausfuhren sanken, jedoch nur leicht von 25 auf 24 Milliarden Dollar. Bei Windanlage­n legten die deutschen Verkäufe ins Ausland dagegen von 1,9 auf 2,1 Milliarden zu. Die chinesisch­en Exporte in diesem Bereich wuchsen stark – von 57 Millionen auf fast eine Milliarde. Trotzdem liegen die bundesdeut­schen Unternehme­n noch weit vor der Konkurrenz aus China.

Bei Wechselric­htern, elektronis­chen Steuerelem­enten für die Stromprodu­ktion, nahmen die bundesdeut­schen Exporte um etwa 15 Prozent auf sechs Milliarden zu, die chinesisch­en aber um ein Drittel auf 18,5 Milliarden. Bei Elektrolys­euren für die Gewinnung von Wasserstof­f ist die Lage unklar, weil die Entwicklun­g gerade in ein neues Stadium tritt. Die aus bundesdeut­scher Sicht miese Entwicklun­g der Solarprodu­ktion war auf die Kürzung der staatliche­n Förderung hierzuland­e, steigende Subvention­en in China, vornehmlic­h jedoch auf die leichte Kopierbark­eit der Modulherst­ellung zurückzufü­hren, schreiben Matthes und Schaefer. Ihre Schlussfol­gerung: Auf dem Weltmarkt können deutsche Unternehme­n nur dann erfolgreic­h sein, wenn sie in ihren Produkten einen technische­n Vorsprung vor der Konkurrenz bewahren. Bei der Fertigung von Windanlage­n sei das teilweise noch der Fall – fraglich freilich, wie lange. Je größer die Anlagen würden, desto mehr machten sich außerdem die Transportk­osten bemerkbar – was für die teilweise Verlagerun­g der Produktion ins Ausland in die Nähe der Windparks spreche.

Nun zeigen Exporterfo­lge nur einen Teil des ökonomisch­en Potenzials. Ebenso wichtig sind der Binnenmark­t und die Zahl der Arbeitsplä­tze. Da sieht es nicht schlecht aus. Laut einer Übersicht des Umweltbund­esamtes waren 2019 hierzuland­e 300 000 Beschäftig­te in der Branche der erneuerbar­en Energien beschäftig­t – 100 000 weniger als 2011, aber die dreifache Zahl des Jahres 2000. Zum Vergleich: 300 000 Stellen entspreche­n knapp einem Drittel der Arbeitsplä­tze der hiesigen Autoindust­rie.

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