Jeder dritte Neuwagen ist ein SUV
Die sportlichen Geländewagen sind trotz schlechtem Ruf beliebt wie nie – Zahl der Autos im Südwesten besonders hoch
- Die Liebe der Deutschen zum SUV hält unvermindert an. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben die sportlichen Geländewagen einen Marktanteil von 34,8 Prozent bei den Auto-Neuzulassungen erreicht. Das entspricht insgesamt 484 000 SUV, wie eine Auswertung des Duisburger Center Automotive Research (CAR) ergibt. Dessen Leiter Ferdinand Dudenhöffer sagt: „Es ist ein neuer Rekordwert und alles spricht dafür, dass es nicht der letzte sein wird.“
Ein Blick auf die Zahlen der vergangenen Jahre lässt nichts anderes vermuten. Zwischen 2010 und 2020 wuchs der SUV-Markt jedes Jahr um elf Prozent. In den vergangenen 25 Jahren ist er überhaupt nur in drei Einzeljahren gar nicht gewachsen. „Wenn man unterstellt, dass der SUV-Markt in den nächsten Jahren nur um die Hälfte, also um 5,5 Prozent jährlich wächst, werden schon im Jahr 2026 in Deutschland 45 Prozent aller Neuwagen SUVs sein“, heißt es in der CAR-Analyse. Mit rund 93 000 habe Volkswagen die meisten SUV im ersten Halbjahr verkauft. Das entspricht 33 Prozent aller verkauften Autos der Marke. Darauf folgen BMW, Mercedes, Audi und Seat. Vor allem bei Volvo setzt man auf den sportlichen Geländewagen: Ganze 77 Prozent aller neuen Volvos sind laut der CAR-Analyse SUV.
Dabei werden die schweren Autos wegen ihrer schlechten CO2-Bilanz schon seit Langem als „Klimakiller“ bezeichnet und wegen ihrer Größe von anderen Verkehrsteilnehmern oft als Gefahr im Straßenverkehr betrachtet.
Ferdinand Dudenhöffer hält zumindest den ersten Punkt für nicht mehr richtig: „Die Autohersteller bauen ihr Angebot breiter, aber auch klimaverträglicher aus“, sagt Dudenhöffer. Natürlich, es gebe die AMGVersion des Mercedes GLS mit 611 PS und 10,9 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer, aber solche „Dinosaurier“würden Stück für Stück in den nächsten Jahren durch Stromer ersetzt. Ein Argument, das Umweltschützer nicht überzeugt: „Große und schwere SUVs sind auch mit Elektroantrieb klimaschädlich, weil man braucht dann eine extrem große Batterie, die die Autos noch mal schwerer macht. Dadurch steigt der Verbrauch“, sagt beispielsweise Michael Müller-Görnert vom ökologischen Verkehrsclub VCD im Interview mit dem Deutschlandfunk. Doch auch hier tut sich etwas, ist Dudenhöffer überzeugt. Die SUV-Welle werde vor allem im Klein-Kompakt-Mittelklasse-Segment wachsen.
Unabhängig von der Entwicklung der SUVs, dürfte die Umweltschützer aber beunruhigen, dass die Deutschen generell immer mehr Auto fahren. Ebenfalls eine Analyse des CAR ergibt, dass die PKW-Dichte noch nie so hoch war, wie im Jahr 2021. Im Januar fuhren 48,2 Millionen Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen. Und die Baden-Württemberger fahren an vorderster Front mit, zeigt eine von der „Schwäbischen Zeitung“beim CAR in Auftrag gegebene Analyse für die Stadt Ulm, den Bodenseekreis, die Landkreise Ravensburg, Sigmaringen, Lindau, Tuttlingen, Biberach, Konstanz, den Alb-Donau-Kreis und den Ostalbkreis. In diesen Gebieten sei die Motorisierung in den vergangenen zwölf Jahren sogar noch deutlich stärker gewachsen als im Bund, sagt Dudenhöffer. Insgesamt sei der Autobestand hier um 23 Prozent gewachsen.
Das stärkste Wachstum der vergangenen zwölf Jahre hatte dabei der Landkreis Ravensburg, wo die Zahl von rund 146 000 Autos im Januar 2009 auf circa 183 000 im Januar dieses Jahres wuchs. Die größte Autodichte unter den genannten Regionen habe der Landkreis Sigmaringen mit 672 Autos pro 1000 Einwohner. Eine Welt ohne Auto sei in diesen Regionen überhaupt nicht vorstellbar, sagt Dudenhöffer.
Eine zur Entwicklung des Autobestands und der -dichte in Ihrer Region finden Sie www.schwäbische.de/autos