Simon Burow hilft Flutopfern im Ahrtal
Traumatische Erlebnisse und schlimme Schicksale der Betroffenen gingen ihm unter die Haut
- Am 14. Juli hat die Menschen im Ahrtal in Rheinland-Pfalz eine schlimme Hochwasserkatastrophe ereilt. Viele haben ihr ganzes Hab und Gut verloren, doch neben den materiellen Schäden sind auch die psychischen Folgen gravierend, denn nicht jeder verkraftet ein solches Ereignis ohne Weiteres. Hier setzt die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) der Johanniter an. Einige Mitarbeiter waren die vergangene Woche vier Tage lang im Auftrag des Landes Banden-Württemberg im Ahrtal im Einsatz. Mit dabei war auch Simon Burow, ehrenamtlicher Helfer bei den Johannitern in Aalen.
„Die Situation dort ist schlimmer, als es das Fernsehen vermittelt“, erzählt er im Gespräch mit den „Aalener Nachrichten/Ipf- und Jagst-Zeitung“. Knapp vier Wochen nach der
Katastrophe gleiche das Gebiet einer einzigen Großbaustelle. Die Straßen seien zwar notdürftig wieder hergerichtet, doch die meisten Häuser seien entweder komplett zerfallen oder im Rohbauzustand.
Burow selber gehörte zu einem vierköpfigen Team, das in einem Containerdorf im ehemaligen Militärflughafen Mendig untergebracht war. Die Gruppe war in Kreuzberg, ein 650 Einwohner zählender Ortsteil von Altenahr, im Einsatz. Burow berichtet von katastrophalen Zuständen, obwohl das Technische Hilfswerk, die Bundeswehr und die Feuerwehr fleißig im Einsatz seien.
In Kreuzberg selber habe es zwar keine Toten gegeben, dafür jedoch im nahegelegenen Campingplatz und in den Nachbarorten. Auch knapp vier Wochen nach dem Hochwasser seien die Menschen immer noch geschockt von den Ereignissen, erzählt Burow.
Nach einer anfänglichen Zurückhaltung seien die Leute sehr aufgeschlossen gewesen und hätten das Gespräch mit den Helfern von der Psychosozialen Notfallversorgung der Johanniter gesucht.
In vielen Einzelgesprächen hat Burow von traumatischen Erlebnissen und von schlimmen Schicksalen erfahren. So hat sich ein Bewohner selber Vorwürfe gemacht, weil er über den Tod eines nahen Angehörigen
nicht weinen konnte. „Die Situation ist außergewöhnlich und führt zu außergewöhnlichen Reaktionen“, erklärt Simon Burow dazu.
Insgesamt sei die Lage jedoch auch vom großen Zusammenhalt unter den Bewohnern von Kreuzberg geprägt. So habe in der Unglücksnacht ein Bewohner, dessen Haus als einziges in einem Straßenzug nicht vom Hochwasser betroffen war, die Nachbarn aufgenommen und sie verpflegt und ein Mann aus SchleswigHolstein habe dem kleinen Ort spontan einen VW-Bus gespendet.
Dies alles wertet Burow als Zeichen der Hoffnung, auch wenn die Menschen im Ahrtal noch lange an den Folgen der Hochwasserkatastrophe zu leiden haben. Er hoffe, dass die Johanniter mit ihrem Einsatz zumindest die psychische Not etwas lindern konnten.