Trotz der Pandemie: Die Wirtschaft boomt
Corona hat dem Wirtschaftsstandort Ellwangen nicht geschadet – Region macht im BW-Ranking 13 Plätze gut
- Der Wirtschaftsstandort Ellwangen hat die CoronaPandemie offenbar glänzend gemeistert. Ein Beleg dafür liefert das aktuelle BW-Ranking des Instituts für Südwestdeutsche Wirtschaftsforschung. In diesem Regionenvergleich, der sowohl die Wirtschaftskraft als auch die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung abbildet, ist der „Mittelbereich Ellwangen“auf Platz 21 vorgerückt und hat damit Städte wie Aalen, Schwäbisch Gmünd, Crailsheim oder Heidenheim, aber auch eine Metropolregion wie Mannheim abgehängt. „Dieses Ranking bestätigt eigentlich nur das, was wir alle schon längst gewusst haben. Ellwangen ist richtig gut durch die Corona-Krise gekommen“, machte Oberbürgermeister Michael Dambacher am Dienstagvormittag bei einem Pressegespräch im Rathaus klar. Der Mittelbereich Ellwangen, zu dem auch die zehn umliegenden Gemeinden Wört, Unterschneidheim, Tannhausen, Ellenberg, Adelmannsfelden, Rainau, Neuler, Stödtlen, Jagstzell und Rosenberg zählen, spiele als Wirtschaftsstandort mittlerweile in der „obersten Liga“in Baden-Württemberg mit. „Auch wenn wir nie so im Fokus stehen: Dieses Ranking zeigt deutlich, dass unsere Raumschaft eine tragende und treibende Säule in Ostwürttemberg ist“, unterstreicht Dambacher mit Nachdruck.
Dass die Geschäfte der ortsansässigen Unternehmen gewaltig brummen, lässt sich auch an den Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt ablesen. In Ellwangen rechnet man in diesem Jahr mit über 30 Millionen Euro – ein Rekordwert. Ein weiterer Indikator ist die Arbeitslosenquote. Sie liegt in Ellwangen aktuell bei niedrigen 2,1 Prozent. Wobei der Ellwanger OB anmerkt, dass das bis vor
Kurzem sogar noch besser ausgesehen hat. Da sei man trotz CoronaPandemie schon bei unter zwei Prozent gewesen.
Die Zahl der sozialversichert Beschäftigten in der Stadt steigt unterdessen kontinuierlich an und liegt momentan bei über 13 000. Ein
Grund für diese außergewöhnliche Entwicklung sei unter anderem die großen Branchenvielfalt in Ellwangen, sagt Citymanagerin und Wirtschaftsbeauftragte
Verena Kiedaisch. Es gebe „zum Glück“nicht nur den einen großen „Big Player“, der über das Wohl und Weh der Stadt entscheidet, sondern eine Vielzahl von Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten, die in der Regel weitsichtig handeln und deshalb auch sehr erfolgreich sind.
Dass eine solch prosperierende Wirtschaft entsprechenden Platz braucht, verdeutlicht die Entwicklung des Gewerbegebiets Neunheim – das sich in Süddeutschland zum größten zusammenhängenden Gewerbegebiet an der A7 gemausert hat. Nahezu alle Flächen sind auf dem 200 Hektar großen Areal belegt. Brachen sucht man vergeblich. Zum Leidwesen von Unternehmen, die sich hier auch gerne ansiedeln möchten. Und das sind nicht wenige. Rund 50 Anfragen liegen der Verwaltung derzeit für den Standort in Neunheim vor. „Wir können diese Anfragen nicht mehr bedienen“, sagt OB Dambacher, für den die Entwicklung des Gewerbegebiets Neunheim von 1981 bis heute „atmenberaubend, aber zugleich auch beängstigend“ist. Denn: Dieser enorme Boom bringe Ellwangen zwar viele neue, qualifizierte Arbeitsplätze, er stelle die Stadt aber auch vor immer größer werdende Herausforderungen.
Erst vor wenigen Wochen musste sich Dambacher mit erbosten Landwirten auseinandersetzen, denen durch die geplante Erweiterung des Neunheimer Gewerbegebiets um zusätzliche 77 Hektar wertvolle Flächen für den Ackerbau verloren gehen. Dambacher kann den Groll der Bauern verstehen. Die Stadt bewege sich hier in einem „großen Spannungsfeld“. Es sei kaum möglich, allen gerecht zu werden. Auf der einen Seite habe man Unternehmen, die wachsen wollen und dazu immer mehr Arbeitnehmer einstellen, die dann wiederum entsprechenden Wohnraum benötigen. Auf der anderen Seite stehen Landwirte, die von der Politik dazu angehalten sind, möglichst ökologische Feldwirtschaft zu betreiben, für die man bekanntlich mehr statt weniger Fläche braucht. Und genau diese Flächen werden immer knapper. Für den Ellwanger OB liegt es deshalb auch auf der Hand, dass die Entwicklung nicht unendlich weitergehen wird. Die Stadt stoße schlicht an ihre „physischen Grenzen“und auch die Akzeptanz in der Bevölkerung sei ausgereizt. Den Unternehmen werde schon mittelfristig nichts anderes übrig bleiben, als baulich in die Höhe zu expandieren.