Hilfe, die direkt ankommt
Lauchheimer Feuerwehr spendet ausgedientes Fahrzeug an Kameraden im Hochwassergebiet
- Die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat auch vor den örtlichen Feuerwehren nicht Halt gemacht. Zahlreiche Gerätehäuser und Einsatzfahrzeuge fielen den Wassermassen zum Opfer. Da die Lauchheimer Feuerwehr über ein ausgedientes Löschgruppenfahrzeug verfügte, das normalerweise irgendwann verkauft worden wäre, kamen Florian Himml und André Blumenthal auf die Idee, dieses zu spenden. Bei Bürgermeisterin Andrea Schnele rannte Himml, stellvertretender Abteilungskommandant in Lauchheim, mit seinem Plan offene Türen ein, sodass sich am vergangenen Wochenende eine kleine Feuerwehr-Abordnung aus Lauchheim auf den Weg nach Birresborn in der Vulkaneifel (Rheinland-Pfalz) machte.
Alle Beteiligten waren sich von Anfang an einig, dass die Spende unmittelbar erfolgen sollte. Deshalb griff Florian Himml selbst zum Hörer und telefonierte sich durch die vom Hochwasser betroffenen Landkreise.
Nach unzähligen Gesprächen mit Feuerwehrkommandanten und Kreisbrandmeistern wurde er fündig. Der zur Verbandsgemeinde Gerolstein gehörende Ort Birresborn hatte Bedarf. Er habe sich mit seinen Telefonaten langsam von NordrheinWestfalen nach Rheinland-Pfalz gearbeitet, erzählt Himml. Zwar habe er auch im Ahrtal angerufen, wo es das größte Unwetter gegeben habe, doch dort sei das Chaos einfach noch zu groß gewesen, als dass man derzeit ein neues Feuerwehrfahrzeug gebraucht hätte.
Am vergangenen Wochenende war es dann auch soweit. Mit drei weiteren Feuerwehrkameraden machte sich Himml auf den etwa 450 Kilometer langen Weg nach Birresborn, um das etwa 35 Jahre alte Fahrzeug seinen neuen Besitzern zu übergeben. Beim Empfang sei er sprachlos gewesen, so Himml. Fast die gesamte Wehr war vor Ort und applaudierte den Lauchheimer Kameraden und eskortierte sie zum Feuerwehrgerätehaus. Man habe die Dankbarkeit wirklich spüren können, erzählt Himml weiter.
Als Himml Bürgermeisterin Andrea Schnele von seiner Idee berichtet hatte, musste die Verwaltungschefin nicht lange überlegen. Sie erteilte der geplanten Spende sofort ihre Zustimmung. Sie sei „total begeistert“gewesen, sagt Schnele, die die Entscheidung, wohin die Spende letztendlich gehen soll, der Feuerwehr überließ. „Bevor wir das Fahrzeug verkaufen, geben wir es lieber dorthin, wo es wirklich benötigt wird.“
Andrea Schnele hat, wie sie sagt, bereits einen Anruf von Birresborns Ortsbürgermeisterin Christiane Stahl erhalten. Beim Gespräch habe sie eine richtige Gänsehaut überkommen, berichtet Schnele. Ihre
Kollegin sei so voll des Dankes gewesen. Beim Telefonat erfuhr die Bürgermeisterin auch, dass Birresborn im Vergleich mit anderen Orten noch einigermaßen glimpflich davongekommen sei. Es gebe dort „nur“Sachschaden, jedoch keine Vermissten oder gar Tote.
Lauchheim hat zusätzlich zur Sachspende über den Gemeindetag noch 2500 Euro für die Flutopfer gespendet. Und auch weitere Hilfe schließt die Bürgermeisterin nicht aus. Sie habe ihrer Kollegin in Birresborn gesagt, dass sie sich melden solle, wenn weitere Dinge benötigt würden.
Und tatsächlich gibt es etwas, das dort dringend benötigt wird: Trocknungsgeräte zur Trocknung nach Wasserschäden sind im Hochwassergebiet Mangelware. Sie wolle bei verschiedenen Betrieben nachfragen, erzählt Schnele. Jeder, der ein solches Gerät abgeben wolle, könne sich gerne bei ihr im Rathaus melden.
Ohnehin haben Schnele und Stahl beschlossen, weiterhin in Kontakt zu bleiben. Die Feuerwehren hätten schon besprochen, sich irgendwann gegenseitig zu besuchen. „Das wäre doch schön, wenn daraus eine Freundschaft entsteht“, so die Bürgermeisterin. Dieser Meinung ist auch Florian Himml. Man habe sich sofort gut verstanden und die Kameraden zur Hocketse 2022 eingeladen. Die Birresborner wiederum möchten ihre neuen schwäbischen Freunde gerne zur Kirmes 2022 begrüßen.