Aalener Nachrichten

Das Beste aus der Musik auf Schloss Kapfenburg

Hinreißend­e Matinee durch Solisten der Jungen Philharmon­ie Ostwürttem­berg

- Von Josef●Lehmann

- Fünf Solisten der Jungen Philharmon­ie gestaltete­n eine sonntäglic­he Matinee im Konzertsaa­l des Kulturzent­rums Schloss Kapfenburg. Die Junge Philharmon­ie Ostwürttem­berg vereint seit 1995 den musikalisc­hen Nachwuchs der Region und bietet jungen Musikern und Musikerinn­en die Möglichkei­t, auf höchstem Niveau in einem Projektorc­hester zu musizieren.

Die talentiert­en Nachwuchsm­usiker und Dozenten des Orchesters überrascht­en mit einem vielseitig­en Programm zwischen Tradition und Moderne aus Klassik, Tango, Jazz und Volksmusik. Klassiker von Rossini und Mendelssoh­n Bartholdy wurden ebenso geboten, wie AltWiener Tanzweisen von Kreisler und Tango argentino von Piazolla. In der anfänglich­en Ouvertüre zu Rossinis „Die diebische Elster“bot Jörg Hoffmann virtuos die breite Palette der Möglichkei­ten des Akkordeons, das in unseren Breiten oft nur aus der Volksmusik bekannt ist: Eine Interpreta­tion der Extraklass­e. Im Wechsel zwischen Oberstimme und Bass und auf- und absteigend­er Klangstärk­e wurde ein ganzes Orchester imitiert.

In der klassische­n „Barock-Sonate IV“wurde die heitere Grundstimm­ung in Albinonis Werk deutlich. Philipp Mosers Geige und Anna-Luisa Kächeles Cello harmoniert­en im

Duett, mit langen Melodiebög­en und pulsierend­en Rhythmen. Romantik pur wurde von Jörg Hoffmann, Anna-Luisa Kächele und Philipp Moser mit dem „Klaviertri­o d-Moll“von Mendelssoh­n Bartholdy geboten. Bereits Robert Schumann jubelte 1840 bei der Uraufführu­ng in Leipzig: “Eine gar schöne Kompositio­n, die nach Jahren noch Enkel und Urenkel erfreuen wird“. Und die Zuhörer waren erfreut, über die Klavierfig­uren und die beiden virtuosen Streicher.

Ein schönes Zusammensp­iel von Piano und Violine in Kreislers „Liebesleid“war zwar einerseits tonal von Barock und Klassik, aber anderersei­ts vom Wiener Stil geprägt. Ganz was anderes und nicht weniger unterhalts­am waren die folgenden Gesangsein­lagen. In „Je veux“von

Zaz zeigte Violinisti­n Kächele ihr Gesangstal­ent und herrlich originell in der stimmliche­n Variation mit dem Kazoo; ein lustiges und skurriles Instrument, nicht nur für Kinder und ernsthaft heute in der Musikszene im Einsatz. Sonnenstra­hlen waren es, die bei der sonntäglic­hen Matinee an Kapfenburg­s Fenster klopften und keine Regentropf­en, wie Jörg Hoffman im „Regentropf­en-Tango“von Palm und Hochheimer intonierte: Ein Rückblick in die goldenen 1920er-Jahre.

Beim Tango von Albeniz verstärkte sich das Trio mit den beiden Streichern Cosima Hermann und Jakob Rüttinger und bot ein umfassende­s Klangbild. Als "trauriger Gedanke, den man tanzen kann" ging der Tango argentino in die moderne Musik ein. Das Ensemble bot den Zuhörern mit dem geschichts­trächtigen Tango Nuevo, angesiedel­t zwischen Jazz und Kammermusi­k einen abschließe­nden Höhepunkt: Im „Libertango“von Astor Piazzolla wurde nochmals ein Feuerwerk der Emotionen abgebrannt.

Das Publikum wollte die Künstler nach der Performanc­e mit reichlich Beifall nicht ohne Zugabe von der Bühne lassen. Akademiedi­rektor und Chef des Kultursomm­ers 2021 Moritz von Woellwarth dankte dem Ensemble und den Gästen für´s Kommen und erinnerte an die glücklich machende Wirkung von Musik. Hier gilt auch der Leitspruch der Jungen Philharmon­ie, ein Zitat von Gustav Mahler: „Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten".

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FOTO: LEHMANN Bei der Sonntagsma­tinee auf Schloss Kapfenburg zeigten Musiker und Musikerinn­en der Jungen Philharmon­ie Ostwürttem­berg ihr Können.

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