Das Wesen der Freiheit
Der Begriff Freiheit hat seit Ausbruch von Corona Konjunktur. Kaum ein Tag, an dem nicht gefordert wird, den Bürgern die Rechte und eben Freiheiten zurückzugeben, die ihnen in der Krise genommen wurden. Doch der noble Begriff wird leider nur allzu häufig für etwas völlig Anderes, weit weniger Nobles missbraucht: Wer dieser Tage auf seine Freiheit pocht, sorgt sich auffallend häufig nicht um Bürgerrechte, sondern vor allem um die eigene Bequemlichkeit. Wenn der Urlaub am Meer gefährdet ist, bedroht das die Freiheit. Wenn Reiserückkehrer sich testen lassen müssen, schränkt das ihre Freiheit ein. Wenn Ungeimpfte künftig nur noch mit Tests in Kinos, Restaurants, Clubs, Theater und Kneipen dürfen, dann – völlig klar – wird ihnen Freiheit genommen.
Nur mit dieser maßlosen Vollkasko-Mentalität lassen sich auch Einlassungen erklären, die nach den jüngsten Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz nahelegen, nun gehe die Freiheit im Land endgültig den Bach hinunter. Eingeschränkt wird aber keines Bürgers Freiheit durch die windelweichen Beschlüsse, auch nicht die der ungeimpften Bürger. Wer trotzdem eine „Impfpflicht durch die Hintertür“wittert, nur weil Tests demnächst Geld kosten, hat das Wesen der bürgerlichen Freiheit nicht verstanden.
So muss auch niemand seine Bankgeschäfte im Internet abwickeln, wenn er das für unsicher hält. Er muss halt regelmäßig zur Bankfiliale und verliert dadurch Lebenszeit. Kein Kunde käme auf die Idee, dafür von seiner Bank einen Ausgleich zu fordern. Auch bei staatlichen Auflagen ist es gängige Praxis, die Folgekosten nicht zu erstatten. Wer zum Beispiel Motorrad fahren will, muss laut staatlicher Regelung einen Helm tragen. Bezahlt der Staat den Helm? Eben.
Jeder hat, aus egal welchen Gründen, auch weiterhin das Recht, sich nicht impfen zu lassen. Diese Entscheidung steht ihm frei, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie hat jedoch Konsequenzen, sie kostet Zeit und Geld. So ist das Leben, alles andere ist maßlos übertriebener Unsinn.