Ellwanger Innenstadt im Wandel
OB und Citymanagerin sind sich einig: Mehr Dienstleister und Wohnhäuser werden die Kernstadt künftig prägen
- Ellwangen als reine Einkaufsstadt? Das wird es in Zukunft nicht mehr geben. Die Innenstädte im Land stünden vor einer Transformation, sind sich Citymanagerin Verena Kiedaisch und Oberbürgermeister Michael Dambacher einig. Das gelte auch für Ellwangen, wo sich die Kernstadt ebenfalls wandeln werde. Mehr Dienstleister und Wohnhäuser werden das Stadtbild künftig prägen.
Schon jetzt gibt es in der Ellwanger Innenstadt manchen Leerstand zu beklagen. Auf der Homepage der Stadt wird aktuell für zehn leerstehende Gewerbeimmobilien im Stadtgebiet ein Nachmieter gesucht. Trotzdem zeigen sich Citymanagerin und OB Michael Dambacher mit dem Status Quo zufrieden. Der Ellwanger Einzelhandel und auch die Gastronomie seien insgesamt gut durch die Krise gekommen. Nur wenige Geschäfte wurden aufgegeben. Und das hatte nicht immer mit der Pandemie zu tun, so etwa im Fall der Buchbar in der Marienstraße, die die Inhaberin Carola Praxl Anfang des Jahres aus Altersgründen geschlossen hatte.
„Wir sind in Sachen Gastronomie und Handel nach wie vor sehr gut aufgestellt“betont OB Dambacher. Das sieht auch Citymanagerin Kiedaisch nicht anders. Ellwangen sei eine „tolle Einkaufsstadt“, in der Tourismus, Gastronomie und eben auch der Handel einen gut abgestimmten Dreiklang ergäben: Ellwangen zähle nicht umsonst zu den 17 ausgezeichneten Kleinstadtperlen in Baden-Württemberg.
Gleichwohl räumen OB und Citymanagerin ein, dass für Ellwangen das Gleiche gelte wie für viele andere Städte im Land auch. Die Innenstadt von Ellwangen werde ihr Gesicht nachhaltig verändern. Man stehe vor einer Transformation. „Unsere Innenstadt wird heterogener werden. Es wird keine reine Einkaufsstadt mehr sein“, sagt Dambacher. Der Prozess sei kaum aufzuhalten.
„Der Druck, gerade auf Mittelstädte wie Ellwangen, ist enorm und er wird durch den Online-Handel noch weiter zunehmen“sekundiert Kiedaisch. Erlebniseinkäufe, wie sie sich viele junge Menschen heute wünschen, könnten nur die Metropolen bieten. Der Einzelhandel in den kleineren Städten könne damit nicht mehr konkurrieren. Und so müsse man sich drauf einstellen, dass sich zu den Einzelhändlern in der Ellwanger Innenstadt, künftig vermehrt Dienstleister und reine Wohnhäuser gesellen.
Um dem Trend entgegenzuwirken und den Handel zu unterstützen, setzt die Stadt seit Kurzem auf das Förderprogramm „CityStartup“. Damit sollen innovative Neugründungen im inhabergeführten Handel und – unter bestimmten Bedingungen – auch bestehende Geschäfte bezuschusst werden. Es winken – über einen Zeitraum von drei Jahren – Gelder von bis zu 2000 Euro im Jahr. „Das sind natürlich keine Riesensummen. Aber es kann zumindest ein Anreiz sein“, hofft der Ellwanger OB.
Er betont überdies, dass für den Einzelhandel aktuell vor allem eines wichtig sei: Das es keinen weiteren Lockdown gibt. Die Frequenz in der Innenstadt sei gerade wieder erfreulich angestiegen – auch wenn es „noch Luft nach oben“gebe. Das dürfe nicht wieder durch eine CoronaVerordnung zunicht gemacht werden, postuliert Dambacher. Gastronomen und Händler bräuchten eine verlässliche Perspektive.
Citymanagerin Verena Kiedaisch ergänzt, dass die vergangenen Monate dem Handel und der Gastronomie viel abverlangt hätten. Viele hätten die Herausforderung aber auch positiv angenommen und große Kreativität in der Krise bewiesen. Neuartige Shopping-Konzepte wie Click & Meet oder Click & Collect wurden kurzfristig umgesetzt. Manche, wie Kicherer, hätten gleich einen eigenen Online-Shop aufgebaut. Klar sei, dass der Handel in Zukunft digitaler werde. „Deshalb müssen unsere Händler digital gut sichtbar sein“, wünscht sich Kiedaisch, die auch noch ein großes Kompliment für die Ellwanger parat hat. Die hätten während des Lockdowns
mit den „Schön, dass es dich noch gibt“-Herzen vielen Gastronomen und Händlern das Signal zum Durchhalten gegeben. „Das war eine tolle, eine ganz wichtige Geste“, so die Citymanagerin, die ihrerseits mit so vielen Veranstaltungen wie möglich die City beleben möchte. Am liebsten schon in diesem Jahr. Geplant ist am 19. September das Grüne Wochenende. Kann es wie vorgesehen stattfinden, wäre es die erste Großveranstaltung in der Innenstadt nach dem Lockdown. Die Stadtklaviere sollen so bald wie möglich zurückkehren. Auch ein Weihnachtsmarkt ist geplant. Sollte der im Winter wegen steigender Infektionszahlen doch nicht möglich sein, werde man wie im vergangenen Jahr kurzfristig reagieren und einen kleinen Adventsmarkt organisieren.
Der Ellwanger OB formuliert in diesem Zuge eine klare Forderung an die Politik. Die müsse „jetzt endlich den Schalter umlegen“. Denn: Corona werde bleiben. Man könne und dürfe nicht länger auf Lockdowns und Verbote setzen, nur weil sich nicht alle im Land impfen lassen wollen. Es gebe schließlich auch eine Eigenverantwortung der Bürger.
„Unsere Innenstadt wird heterogener werden. Es wird keine reine Einkaufsstadt mehr sein.“
OB Michael Dambacher