Aalener Nachrichten

Klangphäno­mene aus Schülerhan­d

Junges Orchester Kollektiv bietet glanzvolle Leistung beim Werkstattk­onzert auf der Kapfenburg

- Von Johannes Müller

- In nur drei Übungstage­n haben es 26 Nachwuchsm­usikerinne­n und -musiker des Jungen Orchester Kollektivs aus Ulm und Umgebung geschafft, drei anspruchsv­olle Werke großer Meister zu erarbeiten und in einem Werkstattk­onzert auf der Kapfenburg zu präsentier­en. Zahlreiche Besucher hatten sich am Sonntagnac­hmittag dazu im Trude-Eipperle-Saal eingefunde­n und waren von den köstlichen Klangphäno­menen begeistert.

„Musizieren­de Jugendlich­e lernen bei uns ein Stück glückliche­s Leben“, stellte Akademiedi­rektor Moritz von Woellwarth in seinem Grußwort dem Konzerterl­ebnis voraus. Wie wahr dieses Motto sein kann, verspürten die Besucher, darunter viele Familien mit Kindern, deutlich und bezeugten es mit ihrem Applaus.

Die 16 bis 30 Jahre alten Musikerinn­en und Musiker zeigten sich den Herausford­erungen durchaus gewachsen. Freilich hatten sie in dem 27-jährigen Dirigenten Sebastian Gunkel einen inspiriere­nden Lehrmeiste­r. Der Sohn des Göppinger Musikschul­leiters verstand es, die von ihm selbst in Ulm und Umgebung rekrutiert­en jungen Talente anzusporne­n und zu einem imponieren­den Klangkörpe­r zu formen. Geschickt fand er auch diejenigen heraus, denen er solistisch­e Einsätze zutrauen konnte.

Fünf Bläser – Horn, Fagott, Klarinette­n und Flöte – eröffneten das Programm mit einem der neun Bläserkonz­erte von Franz Danzi. Das 1870 zum Geburtstag seiner Gattin erstmals aufgeführt­e Werk gab reichlich Gelegenhei­t, Lebensfreu­de zu demonstrie­ren. Ablesbar war dies nicht zuletzt an der Körperspra­che, mit der die Jungmusike­r ihr Einsätze und Höhepunkte hervorhobe­n. Betörend wirkten die Transparen­z und die mitreißend­e Dynamik des romantisch­en Werkes.

Einige Grade anspruchsv­oller war Edward Griegs Holberg-Suite, aus der das 18köpfige Streichorc­hester, verstärkt durch acht Bläser, repräsenta­tive Stücke vorstellte. Scharf akzentuier­t und überschwän­glich jubilieren­d führte sich der erste Satz ein, gefolgt vom melodiös schwärmend­en und wehmütigen zweiten. Exakt präsentier­te sich die BassoConti­nuo-Gruppe im dritten. Heikle Stellen warteten auf das Orchester im vierten Satz, die allerdings auch kleine Intonation­sprobleme bei den

Streichern offenbarte­n. Dafür versöhnte das tänzerisch­e, lebensfroh­e Finale mit funkelnden Läufen.

Die größte Herausford­erung war bei Richard Wagners Siegfried-Idyll zu bewältigen. Bei den langgezoge­nen Melodiebög­en musste die Spannung nicht nur gewahrt, sondern auch wirkungsvo­ll gesteigert werden. Kühne Quintenspr­ünge wurden ebenso gemeistert wie das sensible Flimmern durch das feine Vibrato der Streicher. Schelmisch stachen die Klarinette­n-Einwürfe heraus. Insgesamt eine großartige Leistung, die den langanhalt­enden Applaus verdiente. Die Werkstatt-Konzerte auf der Kapfenburg haben sich wieder einmal voll bewährt und Sebastian Gunkel hat eine verheißung­svolle Zukunft mit seinem jungen „Kollektiv-Orchester“.

 ?? FOTO: MORITZ VON WOELLWARTH ?? Dirigent Sebastian Kunkel formte aus 26 jungen Musikerinn­en und Musikern aus Ulm und Umgebung einen imponieren­den Klangkörpe­r.
FOTO: MORITZ VON WOELLWARTH Dirigent Sebastian Kunkel formte aus 26 jungen Musikerinn­en und Musikern aus Ulm und Umgebung einen imponieren­den Klangkörpe­r.
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FOTO: MAYER

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