Mit dem Mäher übern Rasen rasen
Die aktuellen meteorologischen Gegebenheiten sind für einen ordentlichen deutschen Rasen ein Desaster. Unter einer mehr oder weniger seit April vorherrschenden dichten Wolkendecke will das gräserne Grün nicht üppig sprießen. Dementsprechend befinden sich Hobby-Gärtner in einer existenziellen Krise, weil sie ihre Leidenschaft nur vereinzelt nachgehen können: dem Rasenmähen.
Besonders tragisch ist dieser Umstand vor dem Hintergrund, dass nicht wenige Gartenmenschen in Sachen Rasenmäher gerade in der frühen Corona-Zeit mächtig aufgerüstet haben. Denn wer schon nicht in die weite Welt fliegen kann, will wenigstens auf einem standesgemäßen Aufsitzmäher die Grundstücksgrenzen seiner häuslichen Idylle mit Geknatter ausloten. Infrage kommt da zum Beispiel der AL-KO Black Edition, mit dem eine Rasenfläche von 3700 Quadratmetern ein Kinderspiel ist. Mit 110 Dezibel auf der Lärmskala weiß dann auch jeder Nachbar, wer in der Einfamilienhaussiedlung die grünen Hosen anhat.
In Deutschland darf auf privatem Grund ohne Einschränkungen gefahren werden. Lästige Gesetze wie eine Promille- oder Geschwindigkeitsbegrenzung gelten da nicht. Obacht geben muss man nur, dass man nicht auf öffentliche Straßen gerät. Wie der Herr aus Rheinland-Pfalz, der sogar unter Drogen seinen frisierten Kleintraktor zu einer Dorferkundungsfahrt genutzt hat – was ihm nichts genützt hat. Zumal der Mann keinerlei Führerschein vorweisen konnte. Drum gilt in so einem Fall: ausschließlich daheim über den Rasen zu rasen. (nyf )