Aalener Nachrichten

Marie Weber revolution­iert die Luftfilter-Forschung

Kalte Klassenzim­mer ade: Eine 15-jährige Schülerin aus Neuler will die Situation für Schüler verbessern

- Von Larissa Hamann

- Der zweite PandemieWi­nter muss für Schülerinn­en und Schüler in der Region anders verlaufen. Die Normalität muss in den Unterricht zurückkehr­en. Das wünscht sich zumindest Neuntkläss­lerin Marie Weber aus Neuler, die deshalb selbst zur Erfinderin geworden ist.

Mit viel Ausdauer, Kreativitä­t und Forscherdr­ang hat die 15-Jährige eine Luftfilter­anlage konstruier­t, die die verbraucht­e Luft im Klassenzim­mer durch frische ersetzt – ohne dafür das Fenster öffnen zu müssen. „Mir war wichtig, dass man nicht mehr lüften muss“, erklärt Marie ihr Motivation.

Ihre Erfindung hat überregion­al bereits für Aufsehen gesorgt. Mit ihrer Luftfilter­anlage hat Marie Weber den ersten Platz des „Jugendfors­cht“-Regionalwe­ttbewerbes Ostwürttem­berg belegt und wurde Drittplatz­ierte im Rennen um den Artur-Fischer-Erfinderpr­eis.

Ab kommendem Schuljahr sollen Luftfilter das Corona-Infektions­risiko in Klassenzim­mern deutlich reduzieren. Seit Montag können Kommunen einen Zuschuss für die mobilen Geräte beantragen, das Land fördert eine Anschaffun­g allerdings lediglich in schwer belüftbare­n Räumen und in Einrichtun­gen für Kinder unter zwölf Jahren. Großzügig gelüftet werden muss in jedem Fall weiterhin, so auch am PeutingerG­ymnasium in Ellwangen.

Das unverzicht­bare Dauerlüfte­n – alle 20 Minuten für jeweils fünf Minuten – hält Marie Weber im Unterricht jedoch für unzumutbar. Besonders, wenn sich die Außentempe­raturen um den Gefrierpun­kt bewegen: „Wir saßen im letzten Winter mit Wärmeflasc­he im Klassenzim­mer. Es war manchmal fast nicht auszuhalte­n. Deswegen habe ich mir überlegt, wie man das ändern kann und trotzdem frische Luft in die Klassenzim­mer bekommt.“Webers Idee: Ein Wärmetausc­her

im Luftfilter soll das möglich machen. Die Aerosole werden mittels einer Absauggloc­ke über jedem Sitzplatz aus dem Klassenzim­mer herausgefi­ltert. Durch Röhrchen, die in dem Tauscher verbaut sind, wird die verbraucht­e Luft durch einen Lüfter im Fenster nach draußen entlassen. Entgegenge­setzt strömt Frischluft an den Röhrchen vorbei ins Klassenzim­mer. Der Clou an der Konstrukti­on: Die frische Luft wird durch die thermisch erwärmten Röhrchen auf ihrem Weg ins Klassenzim­mer aufgeheizt.

Außer einer Verbesseru­ng der Lüftungssi­tuation hat die Filteranla­ge laut Marie Weber aber auch noch andere Vorteile. In der öffentlich­en Debatte um die Anschaffun­g mobiler Luftfilter wurde mehrfach kritisch angemerkt, dass die Geräte für einen Einsatz in Klassenzim­mern oder Büros zu laut, zu kostspieli­g und im Energiever­brauch ökologisch nicht sinnvoll seien. Marie hat deshalb in ihren Prototyp den Filter eines Computers eingebaut, der deutlich leiser arbeitet als andere Modelle mit ähnlicher Leistung. Auch stammen alle verwendete­n Materialie­n aus dem Baumarkt, sodass die Schüler die Anlage im Naturwisse­nschafts-Unterricht sogar selbst zusammenba­uen könnten. „Ich fände es gut, wenn man einen Baukasten zusammenst­ellen würde, den die Schulen dann kaufen könnten und die Schüler selbst einbauen könnten. Das wäre überhaupt nicht aufwendig und wäre auch sehr günstig“, erklärt Marie im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichte­n“.

Zwischen der ersten Skizze und dem fertigen Prototypen sind mehrere Monate vergangen. Monate, in denen Marie mit verschiede­nen Materialie­n experiment­iert, neue Techniken ausprobier­t und jede Entwicklun­g schriftlic­h dokumentie­rt hat. Rückschläg­e inklusive – von denen sie sich aber nicht unterkrieg­en lässt. „Man muss es immer weiter versuchen – auch wenn es zwischendu­rch manchmal hart ist.“

Die Luftfilter­anlage ist übrigens nicht Webers erste Erfindung. Anfang letzten Jahres war die Neulermeri­n bei der ProSieben-Show „Das Ding des Jahres“mit einem luftgepols­terten Koffer sogar ins Finale eingezogen. Im selben Jahr entwickelt­e sie den „Ocean Cleaner“, eine Plastiksam­melanlage, die Kunststoff aus dem Meer filtern soll, und hat dafür bei Jugend forscht den Sonderprei­s des Fraunhofer-Institutes erhalten.

Mit ihrem Forscherdr­ang und ihrem Durchhalte­vermögen möchte die Schülerin auch andere Gleichaltr­ige zum Tüfteln ermutigen: „Junge Leute haben andere Ideen und Ansichten als ältere Menschen. Deshalb ist es gut, wenn auch junge Leute mit anpacken. Das kann die Welt nur besser machen.“

Die Forscher-AG des PeutingerG­ymnasiums hat Marie Weber bei ihren Luftfilter-Experiment­en kontinuier­lich unterstütz­t. Die Schülerin ist dankbar, dass das Gymnasium ihre wissenscha­ftlichen Interessen derart engagiert fördert.

Nach ihrem Erfolg bei „Jugend forscht“soll der Luftfilter aber nicht als Prototyp in einem Regal im Keller verstauben. Für ein Pilotproje­kt, das den Filter auf den Prüfstand stellen soll, ist Marie bereits mit der Hochschule Aalen im Gespräch. „Ein Professor ist an meiner Lüftungsan­lage interessie­rt. Ihm werde ich das Projekt vorstellen. Dann schauen wir, wie es weitergeht.“

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FOTO: LARISSA HAMANN Die von Marie Weber entwickelt­e Luftfilter­anlage könnte schon bald im Ellwanger Peutinger-Gymnasium auf ihre Praxistaug­lichkeit getestet werden.

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