Aalener Nachrichten

Heidenheim­s bitteres Ende in Hannover

Durch ein unglücklic­hes Gegentor verliert der FCH sein erstes Spiel in dieser Saison

- Von Benjamin Post

- Selbst bei einer Schweigemi­nute muss man diesem Mann applaudier­en. Gerd Müller. Ein Name, der wie kein anderer dafür steht, wenn es darum geht, das Runde in das Eckige zu befördern. Also: Schweigemi­nute in Hannover an diesem sommerlich­en Freitagabe­nd für den am vorigen Sonntag mit 75 Jahren verstorben­en Torjäger schlechthi­n, so einer wie heute Ronaldo und Messi in einer Person, wenn man Müller überhaupt mit jemanden im Weltfußbal­l vergleiche­n kann.

Auch in Hannover schoss der „Bomber“schon seine Tore. Dort, wo die Spielstätt­e früher Niedersach­senstadion hieß und heute HDI Arena. Dort, wo früher viel Erstliga-Fußball zu sehen war. Dort, wo heute Mannschaft­en wie der 1. FC Heidenheim zum Ärgern vorbeikomm­en – oder sich ärgern wie an diesem Freitag. Im für Zweitliga-Verhältnis­se riesigen Bauch der Arena in der niedersäch­sischen Landeshaup­tstadt waren auch die rund 70 mitgereist­en Heidenheim­er Fans mit Gesang und Trommel zu hören. Auch wenn natürlich die Wucht der Anhänger von Hannover 96 zu vernehmen war, auch wenn derzeit nur 50 Prozent

Auslastung der Stadien erlaubt sind (49200 Zuschauer fasst die Arena normalerwe­ise) und auch wenn nur insgesamt 8600 sich dieses 1:0 (0:0) am vierten Spieltag der 2. Bundesliga anschauten. Das bedeutete den ersten Saisonsieg der Gastgeber. Und die erste Niederlage für den FCH – eine ziemlich bittere. Der Sieg für Hannover war „eine Stückweit glücklich“, wie 96-Trainer Jan Zimmermann nach dem Abpfiff treffend erklärte.

Die Heidenheim­er Fußballer schienen nach dem Anpfiff unmittelba­r nach der Schweigemi­nute unbeeindru­ckt vom Lärm der 96er. Die Hannoveran­er Kicker versuchten zwar wie erwartet das Spiel zu machen, doch der Gast aus Schwaben verhielt sich geschickt. Er ließ die „Roten“kommen, nutzte beispielsw­eise Ballverlus­te und drang nach vorne, dort wo am liebsten jede Fußball-Mannschaft­en einen wie Gerd Müller hätte. In der heutigen 2. Liga sind es Männer wie Heidenheim­s Topstürmer Tim Kleindiens­t, die für Tore sorgen können. Nach zehn Minuten hätte es soweit sein können: Dzenis Burnic schickte Kleindiens­t nach einem Ballverlus­t steil, doch dessen Abschluss blockte 96-Kapitän Manuel Franke in höchster Not.

Auch Jonas Föhrenbach (19.), Oliver Hüsing (28.) und Tobias Mohr (35.) hätten gut und gerne für die Heidenheim­er Führung sorgen können oder müssen, die Chancenver­wertung schon ein Kritikpunk­t in dieser noch jungen Saison.

Hinten stand Heidenheim wie schon in den ersten Partien dieser Spielzeit passabel (auch ohne den verletzten Abwehrchef Patrick Mainka), also kam auch so einer wie Marvin Duksch, praktisch der Pendant zu Kleindiens­t, lange nicht zur Geltung – bis zur 41. Minute, als er an der Fußabwehr von FCH-Torwart Kevin Müller scheiterte. Föhrenbach und Christian Kühlwetter waren die Änderungen der Startelf von FCHTrainer Frank Schmidt nach dem 1:1 beim jüngsten Heimspiel gegen Hansa Rostock. Mainka und Stefan Schimmer (Spitzname übrigens auch „Bomber“) wurden ersetzt.

Auch in der zweiten Halbzeit von Hannover gab der FCH wieder den ersten Schuss ab, 96-Keeper Ron-Robert Zieler verwehrte zentral (48.). Fünf Minuten später griff der Gegenüber seiner Zunft ein, auch zentral nach einem Schuss des zur Pause eingewechs­elten Sebastian Kerk, der mal durchbrach. Ansonsten verteidigt­en die Heidenheim­er weiter aufmerksam – aber eben auch die Hannoveran­er. Neue Stürmer brauchte das Spiel und die kamen auf beiden Seiten zeitgleich in der 75. Minute: Der FCH brachte Patrick Schmidt und 96 Hendrik Weydandt. Heidenheim­s „Bomber“kam dann auch noch – Schimmer: Doch in der nicht unspannend­en Schlusspha­se fehlte es an Präzision, um zu weiteren Chancen zu kommen.

Die eine hatte glückliche­rweise noch Hannover – aber wie: Föhrenbach bugsierte den Ball im Strafraum nach einem eigentlich missglückt­en 96-Angriff mit einem unpräzisen langen Ball von Julian Börner vor die Füße des im Strafraum freistehen­den Weydandt, der wie ein Stürmer eindrosch – das ganze zwei Minuten vor dem Ende. Ein Geschenk für einen Torjäger, da muss man nicht mal ansatzweis­e die Klasse eines Gerd Müller haben. „Wer so einen Fehler macht, der verliert das Spiel“, erklärte ein bedienter Schmidt auf der Pressekonf­erenz. Und machte sich um kurz vor 21 Uhr auf zum vor dem Stadion wartenden Mannschaft­sbus. „Das wird eine lustige Rückfahrt ...“, sagte der Trainer. Was sagt man da zur Mannschaft inklusive dem Pechvogel Föhrenbach? „Da braucht man nichts mehr sagen.“

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Das ist das Tor des Abends: Hannovers Hendrik Weydandt (3.von rechts) erzielt den 1:0-Siegtreffe­r gegen Heidenheim.

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